Versuch die Simpsons einzuholen

Ein Langzeitprojekt

687 Folgen in 32 Staffeln - so hoch ist zu dem Zeitpunkt, da ich das schreibe, der Vorsprung der Simpsons. Während die 32. Staffel noch läuft, fange ich von vorne an. Ich werde versuchen, mir alle Folgen hintereinander anzuschauen. Wie lange ich dafür brauchen werde? Ich habe keinen blassen Schimmer. Gewidmet ist das Projekt meiner Nichte Coco, die die Simpsons viel besser kennt als ich.

Staffel 1

Simpsons Roasting on an Open Fire (Es weihnachtet schwer) 1.1 (1)

Zu einem Zeitpunkt, da die gesamte Familie inklusive zweier missgünstiger Schwägerinnen bereits um den Weihnachtsbaum sitzt (der noch nach dem Schießpulver seines bestohlenen Besitzers riecht) und auf den noch abwesenden Vater mit den Geschenken wartet, dreizehn Dollar bei einem Hunderennen auf einen Verlierer mit einem sicheren „lock on the last place“ zu setzen, wo auch der Sohn Bart das gute Omen (der Hund heißt Santa’s Little Helper) als „coincidence“ abtut, ist schon eine ziemliche Verzweiflungtat von Homer, und wird dementsprechend auch nicht mit dem neunundneunzigfachen Wetteinsatz, sondern mit dem Hund selber belohnt – der dann mindestens so gut ankommt wie das von Lisa erwünschte Pony. Gerade hat sie Marges Schwestern noch einen wissenschaftlichen Vortrag über die Prägung ihrer künftigen Partnerwahl durch ihren Vater gehalten (und darauf die Antwort erhalten, zu der die Simpsons sich zugleich als Erfüllung wie als Ausnahme sehen: watch your cartoons, dear), nun ist sie auch schon verliebt („at first sight“), in ein Haustier. Weihnachten und die erste Folge sind gerettet - durch einen last minute reject. (17. 12. 1989 / 18. 10. 2020)

Bart the Genius (Bart wird ein Genie) 1.2 (2)

Der freie Wille als Illusion ist eines der Themen an der Schule für besonders begabte Kinder, an die es Bart verschlägt, weil er einen Test von Martin Prince unter seinem eigenen Namen abgibt, weil er also schwindelt. In dieser Schule läuten keine Pausenglocken, sondern die designierten Genies kommen gegen neun Uhr morgens („around nine-ish“). Da Bart eher nach dem Vater schlägt, also über ein schnell heiß laufendes Gehirn (respektive „old noggin“) verfügt, ist seine Karriere als Genie kurz. Höhepunkt ist eine Umwidmung, die keine ganze Sekunde im Bild ist: die Graffiti-Verhöhnung von Principal Skinner gilt nun als Kunstwerk, ausgewiesen mit einem eigenen Schild. Bart endet als kleines grünes Männchen. (14. 01. 1990 / 19. 10. 2020)

Homer’s Odyssee (Der Versager) 1.3 (3)

Der unausweichliche Gag, dass auch Homer Simpson eine Odyssee erleben muss (während sein Namenspate eine geschrieben hat), bleibt auf Springfield beschränkt, und macht aus Homer auch keinen listenreichen Odysseus. Während einer Schulexkursion, die von Spannungen zwischen Sherri und Terri und Bart (und deren Vätern, die beide im Kernkraftwerk arbeiten) geprägt ist, verursacht Homer einen Unfall. Er wird gefeuert, wird durch das Fernsehprogramm Loaftime (The Cable Network for the Unemployed) endgültig depressiv, und will ins Wasser gehen. Die Peinlichkeit einer knappen Rettung durch die Familie macht er mit einer Erleuchtung wett: Homer wird zum Schildbürger. Als in Springfield kein Platz mehr ist für Warnhinweise, zieht er mit dem peuple vor das AKW, und lässt sich dort von Burns kaufen: er wird Sicherheitsbeauftragter mit einem „big, fat raise“. Smithers ist in dieser Folge braun bzw. a person of color. (21. 1. 1990 / 1. 12. 2020)

There’s no Disgrace Like Home (Eine ganz normale Familie) 1.4 (4)

Die soziale Konkurrenz bei dem jährlichen Betriebspicknick auf Burns Manor führt Homer vor Augen, dass seine Familie nicht normal ist (sondern „savages“ oder „freaks“, die abends vor dem Fernseher Mikrowellenessen in sich hineinschaufeln). Eine Sitzung bei dem Familientherapeuten Dr. Marvin Monroe (der ausgerechnet auf einem Boxkanal Fernsehwerbung für sich geschaltet hat) soll helfen, aber die Simpsons erweisen sich bei der „aversion therapy“ (wechselseitige Verabreichung von Elektroschocks einmal reihum, Maggie drückt auch fest) als hoffnungsloser Fall. Damit gewinnen sie allerdings auch Ansprüche aufgrund des exzessiven Marketings von Monroe: „family bliss or double the money back“. Die 500 Dollar gehen in den Erwerb eines neuen Fernsehers mit realistischeren Fleischtönen. Simpsons bliss. (13. 9. 91 / 7. 12. 2020)

Bart the General (Bart schlägt eine Schlacht) 1.5 (5)

Nelson Muntz, körperlich ein wenig „on the chunky side“ (Marge) bzw. „chunkified“ (Bart), ist der Quälgeist auf dem Schulhof. Bart sucht nach Wegen, sich der täglichen Vermöbelung zu erwehren. Vorschläge der Mutter („a little understanding“) werden nicht einmal ausprobiert, die Ratschläge des Vaters, den „code of the schoolyard“ (eine Vorstufe der „street smartness“) zu beherzigen, bringen auch nichts. Beim lokalen Nazidevotionalienhändler (NS-Unterhosen im Angebot) wird eine Strategie entworfen, bei der Bart in die Nachfolge von Otto von Bismarck tritt: Gründung einer Armee, Kriegserklärung, Wasserbomben, Waffenstillstand. Nelson darf weiterleben und bekommt einen Cupcake. Die Folge klingt mit dem Patton-Theme aus. Zwischendurch schreibt der Großvater an das Fernsehen eine Liste von Wörtern, die er im Fernsehen nicht mehr hören will. Zum Beispiel „family jewels“, ein wichtiger Teil des Schulhofcodes von Homer - ein kleiner Tritt in die Familienjuwelen ist immer eine Waffe. (4. 2. 1990 / 10. 11. 2020)

Moaning Lisa (Lisa bläst Trübsal) 1.6 (6)

Geschätzte 45 Jahre nach meinem letzten Völkerballspiel bringt mich diese Folge zum Nachdenken, warum Dodgeball eigentlich bei uns Völkerball heißt. Lisa lässt sich beim Dodgeball einfach abschießen: „I choose not to participate“. Sie ist traurig, auf eine so grundsätzliche Weise, dass auch kein „crazy bebop“ hilft, sondern nur der Blues, und zwar nachts auf einer Brücke, mit Chewing Gums Murphy, der normalerweile im Jazz Hole auftritt. Homer holt sich in einer Video-Arkade die Kenntnisse am Joystick, um Bart endlich beim Videoboxen zu schlagen. Marge zieht ihm den Stecker. Telefonstreich: Jacques Strap. (11. 02. 1990 / 11. 11. 2020)

The Call of the Simpsons (Vorsicht, wilder Homer) 1.7 (7)

Homer möchte einen Wohnwagen kaufen, weil Flanders mit einem beeindruckenden vorfährt. Leider ergibt die Kreditauskunft einen schrillen Sirenenton: Bonität subnegativ. Albert Brooks spielt den Verkäufer Bob, der den Simpsons dann doch noch einen stark ramponierten, gebrauchten Wohnwagen andreht, mit dem sie auch gleich in die Natur fahren. Die Familie wird getrennt: Maggie erlebt ein kurzes Dschungelbuch mit Bären, Marge und Lisa machen ein Feuer, und Homer und Bart verlieren in einem reißenden Fluss ihre Kleidung und verwildern. Als Bigfoot kehrt Homer in die Zivilisation zurück – die Experten sind sich nicht einig, ob er ein sehr dürftiger Mensch oder ein „brillant beast“ ist. Marge entscheidet sich für zweiteres. (18. 02. 1990 / 12. 11. 2020)

The Tell-Tale Head (Bart köpft Oberhaupt) 1.8 (8)

Bart erscheint mir eigentlich bisher als ein unabhängiger Charakter, er möchte aber auch „popular“ sein, und zwar ausgerechnet bei drei Jungs, die man nur als schlechte Gesellschaft bezeichnen kann. Um ihnen zu imponieren, sägt er von der Statue des Stadtgründers Jebediah Springfield den Kopf ab. Der Kopf kann sprechen, und redet Bart ins Gewissen. Die Folge beginnt damit, dass Homer und Bart den Telltale Head zurückbringen wollen, dabei aber auf einen Mob treffen, der aus allen anderen Einwohnern von Springfield zu bestehen scheint (in der Menge findet Burns zwischendurch Zeit für eine Liebeserklärung an Smithers!): Barts Versuch, alles zu erklären, dauert genau 23 Minuten und fünf Sekunden, also in etwa eine Simpsons-Folge, die sich hier einen selbstreflexiven Gag mit Rahmenhandlung und Rückblende erlaubt. Homer weiß von irgendwo, dass es in der Stadt Pizza einen schiefen Turm gibt. Bei Edgar Allan Poe ist das verräterische Organ das Herz: The Telltale Heart. (25. 02. 1990 / 13. 11. 2020)

Life on the Fast Lane (Der schöne Jacques) 1.9 (9)

Barts Telefonstreich aus der sechsten Folge pflanzt sich fort: jockstrap/Jaques Strap. Weil Marge von Homer zum Geburtstags eine Bowlingkugel geschenkt bekommt, die er sich selbst zugedacht hat, nimmt sie sich aus Trotz vor, Bowling zu lernen, und trifft dabei auf einen Franzosen namens Jacques, wohnhaft Fiesta Terrace for Single Living. Ein lupenreiner französischer Connoisseur (oder er tut halt so), der selbst bei der Versiegelung der Kegelbahn einen Abgang („a satiny finish“) bemerkt. Marge erfährt, was ein Brunch ist (eine frivole, sehr sättigende Zwischenmahlzeit), nimmt dann aber auf dem Weg zum Rendezvous mit Seitensprungvollzugsperspektive die Abzweigung zum Atomkraftwerk, wo die Ehekrise zur Musik von An Officer and Gentleman in ein Happyend mündet (vollzogen, so zumindest Homer mit seiner Form von „anticipation“, mit zehn Minuten Zärtlichkeit auf dem Autorücksitz). Marge wird in dieser Folge 34. Den Geburtstag hat sie auf Anraten ihrer Schwestern in The Singing Sirloin gefeiert: home of ballads and salads. 2000 erscheint in den USA ein Buch mit dem Titel Bowling Alone. Es handelt nicht von Jacques, aber indirekt zumindest ein bisschen von der Fiesta Terrace. (18. 3. 1990 / 14. 11.2020)

Homer’s Night Out (Homer als Frauenheld) 1.10 (10)

Bei dem Junggesellenabschied von Eugene Fisk tanzt Homer mit Princess Kashmir (bürgerlicher Name: Shawna Tifton). Bart macht mit einer neu erworbenen Spy Cam ein Foto, das mit Hilfe vieler Fotokopiermaschinen viral geht, und schließlich auch Marge erreicht, die ihrem Mann eine Denkpause außer Haus verordnet. Aus dem Fenster von Barney, der meint, in einer Siedlung für „upscale singles“ zu leben, sieht man das Haus der Simpsons als Lichtpunkt auf einem Hügel. Ganz Springfield hält Homer nun für einen „party guy“ und „swinger“, selbst Burns erkundigt sich nach seinem „animal magnetism“ (vgl. „the lure of the animal“ von Kramer in Seinfeld). Fotografiekritisch wird das Schwarzweißbild von Bart mit Helmut Newton und Diane Arbus verglichen, während Homer an einer Stelle eine Verwechslung befürchtet, die ganze Welten aufmacht: „You got me confused with Fred Flintstone.“ Lektion der Episode, die nebenbei den Eindruck erweckt, dass Springfield über eine ganze Menge schäbiger Schuppen à la Florence of Arabia verfügt: Frauen sind keineswegs „mere objects“. Und Homer ist kein „Wal“ mit 120 Kilo (zu Beginn der Folge steigt er auf die Waage: 239 pounds!), aber auch kein „self-styled Valentino“. (25. 03. 1990 / 22. 11. 2020)

The Crepes of Wrath (Tauschgeschäfte und Spione) 1.11 (11)

Principal Skinner wird von seiner Mutter „Spanky“ genannt, ein Detail, das die Kinder mit großem Interesse vernehmen. Bart zündet auf dem Bubenklo eine „cherry bomb“, die im Mädchenklo, wo die Mutter von Spanky gerade ein Geschäft verrichtet, eine Fontäne auslöst. Homer äußert sich anerkennend über „that ol‘ gag“, der zu einer Deportation von Bart führt: er muss im Rahmen eines Austauschprogramms drei Monate nach Frankreich, zu zwei sinistren Weinbauern, die ihn schlechter behandeln als ihren Esel Maurice. Der Weg zu ihrem Chateau Maison führt durch das berühmte Gemälde Der Traum von Henri Rousseau. Bart deckt einen Weinskandal auf, was ihm eine Schlagzeile in Newsweeque einbringt. Aus Albanien, wo es eine Simpsons-Komplementärfamilie gibt, kommt Adil Hoxha für drei Monate an die Stelle von Bart. Lisa hat sich über das Land informiert: Hauptexport des damals gern als steinzeitkommunistisch bezeichneten Landes ist „furious political thought“. Adil (ein Skipetarian Candidate?) betreibt Spionage im großen Stil. Bart kommt mit einem Linienflug (Air France fliegt Paris-Springfield direkt!) nach Haus und trägt nun Baskenmütze. Lisa bekommt eine Guillotine als Souvenir. Nicht unwichtiger Satz aus einem Brief von Marge an den fernen Bart: „Maggie may say her first word any day now.“ (13. 12. 1991 / 13. 12. 2020)

Krusty Gets Busted (Der Clown mit der Biedermaske) 1.12 (12)

Mit Itchy & Scratchy, einem Format in der Sendung von Krusty dem Clown, nimmt das Universum der Simpsons die „senseless violence“ älterer Cartoons wie Tom & Jerry in sich auf. Auffällig, wie sehr die Serie immer wieder darauf besteht, dass Cartoons etwas für Kinder sind, wo sie doch immer zugleich das Gegenteil tut. Homer lässt sich als Zeuge bei einem „armed robbery“ vom Augenschein täuschen: ein Mann, der aussieht wie Krusty der Clown, muss nicht unbedingt Krusty der Clown sein. Vor allem, wenn er Latschen hat wie Sideshow Bob, die eigentlich interessante Figur in dieser Folge, ein flamboyanter Intellektueller (Sprecher: Kelsey Grammer = Frasier!), der die Springfield Review of Books liest (in der gelungene Karikaturen von Gore Vidal und Susan Sontag erscheinen, die wir leider nicht in der Simpsons-Zeichentrickversion zu sehen bekommen). Eine eilends anberaumte Spielzeugverbrennung zeugt nicht nur davon, dass Krusty über beträchtliches Merch-Potential verfügt, sondern auch davon, dass Springfield jederzeit für einen „purge“ zu haben ist. (29. 04. 1990 / 29. 11. 2020)

Some Enchanted Evening (Der Babysitter ist los) 1.13 (13)

555-PAIN lautet die Nummer des Radio-Psychologen, bei dem Marge sich über ihren lieblos gewordenen Mann „Pedro“ (der Deckname, nachdem sie Homers richtigen schon ausgeplaudert hatte) beklagt. Ausgerechnet Moe schlägt die richtige Therapie vor: ein romantisches Abendessen, für das Homer zumindest sprachlich zum Franzosen wird. Die Nacht endet auf einem Wasserbett, während daheim ein Babysitter-Bandit wie aus einem Schundfilm das Unwesen treibt. Ist aber, auch Bart kann Französisch, Cinéma verité. Lisa bringt als „vigilant viewer“ das Verbrechen zur Anzeige, dem die Kinder dank Maggies (!) Intervention durch Flucht über einen Baum vor dem Fenster entkommen. Wie kommt Marge bloß auf Pedro? (13. 05. 1990 / 30. 11. 2020)

Staffel 2

Bart Gets an F (Der Musterschüler) 2.1 (14)

Martin referiert über Ernest Hemingway. Bart versagt bei einer Prüfung über Early American History, obwohl Milhouse ihn darauf aufmerksam gemacht hat, die Pilgerväter nicht in Acapulco gelandet sind, wie Sherri und Terri es ihm eingeredet haben. Nachdem ihm die Wiederholung der 4. Klasse angedroht wird, sieht er sich in einer Vision in einer Zukunft, in der er so alt ist wie Homer, und mit seinem eigenen Sohn die selbe Schule in derselben Klasse besucht (in den Pulten sind dann schon Screens eingebaut). Als er erneut unvorbereitet ist, betet Bart um ein Wunder und wacht am nächsten Morgen in einen verschneiten Tag auf: keine Schule. Springfield erlebt den „funnest day“ in seiner Geschichte, nur Bart muss lernen, versagt beim Test wieder, rettet sich aber durch ein Stück „angewandten Wissens“ (er vergleicht sein Scheitern mit einem apokryphen Ereignis aus dem Leben von George Washington, das irgendwie in seinem Hirn hängengeblieben war). Ein „miracle“ der Synapsen. Bart schuldet „Gott“ nun etwas. (20. 12. 1991 / 18. 12. 2020)

Simpsons and Delilah (Karriere mit Köpfchen) 2.2 (15)

Homer hört von einer neuen Behandlung für seinen „chrome dome“: Eine Behandlung mit Dimoxinil lässt ihn mit einer Haarpracht wie vor 20 Jahren erwachen. Sofort nimmt seine Karriere im AKW an Fahrt auf. Er erhält sogar Zugang zum „executive washroom“, der Charles Foster Kanes Xanadu wie ein Armenhaus wirken lässt. Ist es der Nimbus des Haars, der Karl herbeiruft, eine mysteriöse Mentorenfigur, die Homer an der Selbstmanagementkunst des Jiko Kanri teilhaben lässt? Burns möchte an Homer seinen Gottkomplex ausleben und ihn als „unspoiled lump of clay“ zu einem großartigen Junior Executive formen. Dessen Vorschläge beziehen sich anfangs vor allem auf den Kantinenfraß (Verdreifachung des Tartars zu den Fischstäbchen), als er später aber (nach Manuskript von Karl) noch eine lupenrein durchdachte Betriebsreform skizziert, hört ihm niemand mehr zu. Die Rückkehr zu seinem normalen (glatzköpfigen) Alltag nimmt Homer „in a less than heroic way“ (Lisa). Marge mag ihn trotzdem: You are so beautiful to me. (18. 10. 1990 / 23. 12. 2020)

Treehouse of Horror (Horror frei Haus) Halloween Special 2.3 (16)

Für das Halloween-Special tritt Marge vor den Vorhang und gibt „parental guidance“. Die Kinder brauchen keine Warnung, denn „nothing seems to bother my kids“. Mit Cartoons macht man sie jedenfalls sicher nicht nervös. Im Baumhaus erzählen Lisa und Bart drei Schauergeschichten, in der kurzen Folge ist also anthologisch Platz für gleich drei Angst-Genres: ein haunted house, eine fliegende Untertasse und ein klassisches Gedicht (The Raven). Notiert habe ich mir die Namen der Indianer, die in dem „ancient Indian burial ground“ unter dem Haus begraben liegen: Sitting Bull, Crazy Horse, Not so Crazy Horse, Pocahontas, Geronimo, (Coch)Ise, Sacajawea (kannte ich nicht), Tonto und Mahatma Gandhi. Bei der zweiten Episode in der Episode hätte man gern eine Reaktion von Adorno gehört, als die Simpsons ein Leben auf dem Planeten Rigel Four mit „emotions a thousand times greater than fun“ ausschlagen und lieber nach Springfield zurückkehren. Guter Gag: Maggie macht den Kreiselkopf aus The Exorcist. (24. 10. 1990 / 24. 12. 2020)

Two Cars in Every Garage and Three Eyes on Every Fish (Frische Fische mit drei Augen) 2.4 (17)

Ein Vorschein des divided America im 21. Jahrhundert, garniert mit einer Anspielung auf den Wahlkämpfer Herbert Hoover 1928: Charles Montgomery Burns kandidiert für das Amt des Gouverneurs, weil er nur als oberster Aufseher, also durch Korruption von ganz oben, die Betriebsgenehmigung für das AKW retten kann. Nebenbei kandidiert er auch als Steuersenker, also mit dem Kern der neoliberalen Agenda. Die Simpsons sind eigentlich für die Amtsinhaberin („we’re a Mary Bailey family“, Marge), Homer muss allerdings klarerweise für seinen Chef sein, zumal er ihn überhaupt erst auf den Gedanken gebracht hat, zu kandidieren. Bei den „yard signs“ setzt sich Homer durch, und auch bei dem Abendessen, mit dem Burns sich als volksnah präsentieren will, läuft zuerst alles nach Plan, sogar Lisa verschluckt ihre Teenager-for-Future-Frage und stellt die vorgeschriebene. Marge rettet den Abend (und den Wahlkampf von Mary Bailey), indem sie Burns den dreiäugigen AKW-Fisch serviert, der sich, einmal auf dem Teller, auch von keinem Darwin-Impersonator mehr als „superfish“ retten lässt. (1. 11. 1990 / 24. 12. 2020)

Dancin‘ Homer (Das Maskottchen) 2.5 (18)

Eine weitere Belegschaftsveranstaltung bringt die Simps, pardon: Simpsons zu einem Baseballspiel der Isotopes. Es kommt zu einer Verbrüderung von Simpsy und Burnsy bei viel Bier, und Homer sorgt schließlich mit einer Tanzeinlage für einen unerwarteten Sieg des lokalen („bush league“) Teams. Als Dancin‘ Homer wird er zum Maskottchen der Isotopes befördert und erweist sich mit seinen Verrenkungen zu der Musikbegleitung des Baby Elephant Walks von Henry Mancini (einmal auch in einer Reggae-Version) als so populär, dass er zu einem Auftritt in Capital City eingeladen wird. Was als Karrieresprung inklusive vollständiger Übersiedlung der Familie in die von Tony Bennett besungene Hauptstadt geplant ist, bringt die obligate „degradation and humiliation“: die Schnösel in der Stadt der Wolkenkratzer bleiben auf ihren Händen sitzen. Immerhin erlebt Homer mit der Erzählung von seiner Verlierergeschichte bei Moe’s einen kleinen Triumph: „what a saga“. (8. 11. 1990 / 25. 12. 2020)

Dead Putting Society (Der Wettkampf) 2.6 (19)

Die bisher beste Episode: Acht Jahre lang leben die Simpsons schon Rasen an Rasen mit ihren Nachbarn, nun macht Homer seinen „first visit to the Flanders homestead“, in einem natürlich exquisit ausgestatteten „rumpus room“ mit offenem Lager-Bier aus Holland. Er verkraftet weder das Bier noch die notorische Perfektion des christlichen Nachbarn, der aber nachts auch ein schlechtes Gewissen hat, wegen Matthäus 19,19 (Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst). Beim Minigolf treffen einander Homer und Flanders wieder, hier wird die nachbarschaftliche Konkurrenz an die Söhne delegiert, die bei einem Turnier gegeneinander antreten sollen. Mit Hilfe von Lisa (von Bart hier fast zärtlich „Lise“ genannt) geht Bart wissenschaftlich-geometrisch wie taoistisch bestens präpariert an den Start, und die beiden Jungen schaffen, was die Väter nicht auf die Reihe kriegen: ein Unentschieden, einen Gleichstand, a draw. Nachbarschaftlichen Ausgleich, der sich ausgerechnet bei einem Loch mit der Figur „The Great Emancipator“ ergibt: Abraham Lincoln. Die Folge endet in einem Exzess dieses Unentschiedens: nicht keiner, sondern beide Verlierer/Väter müssen beim anderen in Frauenkleidern den Rasen mähen. (15. 11. 1990 / 26. 12. 2020)

Bart vs. Thanksgiving (Bart bleibt hart) 2.7 (20)

Für Thanksgiving hat Lisa eine kleine Ahnenreihe für sich selbst erstellt: Ihr „centerpiece“ (Tafelaufsatz) für den festlich gedeckten Tisch enthält Figuren der Malerin Georgia O’Keeffe und der Frauenrechtlerinnen Susan B. Anthony und Marjorie Stoneman Douglas. Bart ruiniert den Abend, das engagierte Bastelkunstwerk landet im Kamin. Aus dem Zimmerarrest könnte er sich nur durch eine Entschuldigung befreien, der Weg zur entsprechenden Einsicht führt über eine Odysee: Bart stiehlt sich aus dem Haus, landet in der Gosse („wrong side of the tracks“, „skid row“), und bringt es schließlich nicht über sich, sich der Familie wieder zu stellen, wofür auch eine zeichnerisch sehr expressionistische Vision sorgt, in der er im Mittelpunkt eines umfassenden „blame games“ steht. Höhepunkt der Vorwürfe: „it’s your fault I can’t talk“, „sagt“ Maggie (nicht in der Wirklichkeit, natürlich, sie bleibt also wortlos). Lisa, die sich auch durch ihren orthopädischen Schreibtischsessel als up to Ökozeitalter zeigt, regelt die Sache mit Bart schließlich persönlich. Es gibt spätabends noch was zu futtern bei den Simpsons, der „most pathetic family in the universe“. (22. 11. 1990 / 27. 12. 2020)

Bart the Daredevil (Der Teufelssprung) 2.8 (21)

Nach einem Samstagabend mit dem Truckasaurus fühlt Bart sich zum Todesverachtungsbusiness hingezogen: „death defiance“ durch Sprünge mit dem Skateboard über Autos, das lässt den Ehrgeiz wachsen. Der Springfield Gorge (das Wort bedeutet alles zwischen Furche und Schlund) ist schließlich die ultimative Herausforderung. Vernünftigerweise besteht keine Chance, aber mit Vernunft kommt Homer nicht weit. Wer den Tod verachtet, ignoriert auch den Vater. Da hilft nur eine last second intervention. Pädagogik mit Hals- und Beinbruch. Lisa spielt auf dem Saxophon die Unvollendete von Sherbert, pardon: Schubert. Der Abend bei den Monster Trucks gefällt überraschend auch den weiblichen Simpsons. (6. 12. 1990 / 28. 12. 2020)

Itchy & Scratchy & Marge (Das Fernsehen ist an allem schuld) 2.9 (22)

Bei seinem untauglichen Versuch, für Marge, die Königin der „pork chops“, ein Gewürzregal zu bauen, wird Homer von Maggie (zur Musik von Hitchcocks Psycho!) mit einem Hammer attackiert. Der Grund: sie hat vorher im Fernsehen, bei Itchy und Scratchy, einen entsprechenden Vorgang gesehen, und ist dadurch zu einem „messenger of death“ geworden. Marge katalogisiert die Gewalt in der Cartoonserie, und beginnt sich dagegen zu engagieren. „I had to marry Jane Fonda“, seufzt Homer. Die reformierten Cartoons mit friedlichen, ergo faden Itchy & Scratchy haben einen unerwarteten Erfolg: ein goldenes Zeitalter ergötzlicher Betätigung aller Kinder von Springfield zu Beethovens 6. Symphonie. Den Schritt von der Medienkritikerin zum Moralapostolat (heute würden wir sagen: zur cancel culture) mag Marge aber nicht machen: sie erweist sich als „soft on full frontal nudity“, als Michelangelos David (!) in Springfield ausgestellt wird, samt „doodle“. Alles ist Kultur: Marmorschniedel, Holzhammer, Psycho-Anti-Ödipus. Roll over, Beethoven. (20. 12. 1990 / 29. 12. 2020)

Bart Gets Hit By a Car (Bart kommt unter die Räder) 2.10 (23)

Bart hat nach einem Verkehrsunfall (Verursacher fiftyfifty: Bart und Burns) eine Nahtoderfahrung, fährt auf einer langen Rolltreppe in den Himmel, stürzt dann aber doch in die Hölle, und passiert dabei auch kurz einen Garten der Lüste frei nach Hieronymus Bosch. Die Beule, die von dem Unfall bleibt, nimmt der Anwalt Lionel Hutz zum Anlass einer Schadenersatzklage, für die es allerdings einen „phony doctor“ als Gewährsmann braucht. Vor Gericht erfahren wir zum ersten Mal den bürgerlichen Namen von Bart: Bartholomew J. Simpson. Marge erweist sich hier wieder einmal als die moralische Instanz der Familie, auch wenn sie Hutz und Homer damit in den Rücken fällt. Am Ende weiß Homer dann aber erst recht, was er an Marge hat. Es gibt Freibier im Rahmen von Moes bescheidener Großzügigkeit. (10. 1. 1991 / 30. 12. 2020)

One Fish, Two Fish, Blowfish, Blue Fish (Die 24-Stunden-Frist) 2.11 (24)

Obwohl Homer beim Essen eigentlich ein Gewohnheitsmensch ist (Donnerstag meat loaf, Freitag pork chops, die Folge beginnt mit einer eigenwilligen Perspektive aus dem Inneren einer Mikrowelle), lässt er sich darauf ein, mit der Familie ein neues Sushi-Restaurant zu probieren. Dort erweist er sich als abenteuerlicher Esser, bis zur letzten Konsequenz: Fugu, der Fisch, der als Todesroulette gilt. Weil der Chefkoch wegen eines Autorücksitzquickies mit Mrs. Krabappel (!) gerade nicht da ist, bereitet ein Lehrling den Fugu zu, und zwar falsch. Homer wird also in 24 Stunden sterben, und macht sich – überraschend gelassen — daran, eine Liste abzuarbeiten, was noch alles zu tun ist. Höhepunkt und Finale: „mit Marge intim werden“, sie trägt vor dem Akt noch ein eigens verfasstes Abschiedsgedicht vor. Ist es die magische Stimme von Larry King, der bei seiner Bibeleinlesung kein adamitisches Geschlecht auslässt, die Homer am Leben hält? Beiläufiger Höhepunkt der Folge: Bart und Lisa singen Shaft beim Karaoke. Einer der liebenswürdigsten Züge von Lisa ist, wie sie sich bei jedem Telefonscherz von Bart ausschüttet, als gäbe es nichts Witzigeres als „I want to Seymour Butts“. (13. 03. 1992 / 01. 01. 2021)

The Way We Was (Wie alles begann) 2.12 (25)

Das billige chinesische Fernsehgerät der Simpsons gibt den Geist auf und zeigt nur noch ein Signal wie in einem Nam June Paik-Kunstwerk. Marge fühlt sich an Zeiten erinnert, als Fernsehen noch nicht der einzige Zeitvertreib war: Springfield im Jahr 1974, als sie den Namen Bouvier trug, und Homer in ihr Leben trat. Bei der ersten Begegnung war Marge eine „politische Gefangene“ (wegen Agitation nach einer Lektüre der feministischen Zeitschrift Ms.), Homer muss aus einem allgemeineren Grund nachsitzen: „I am here for being me“ (und wegen des Konsums weicher Drogen). Der jüdische Intellektuelle Artie Ziff ist Homers Konkurrent für die Prom. Französisch (besonders die Konjugation irregulärer Verben) stellt die erste Verbindung zwischen Homer und Marge her. Ihre Verlegenheit angesichts eines Kompliments: ein zeichnerischer Höhepunkt. Außer seiner Gewissheit, dass Marge die Richtige ist, hat Homer nicht viel vorzuweisen. Es gibt auch einen echt bitteren Moment zwischen den beiden, als Marge genau diese Gewissheit enttäuscht. Sie besinnt sich aber spätnachts vielleicht eines Besseren, jedenfalls aber eines Dauerhafteren, als es die „busy hands“ von Artie Ziff andeuteten. (31. 01. 1991 / 3. 1. 2021)

Homer vs. Lisa and the 8th Commandment (Das achte Gebot) 2.13 (26)

Reichlich unerwarteter Einstieg mit „Homer the Thief“ als Teil des Volkes Israel, das 1220 BC am Sinai die Zehn Gebote verkündet bekommt. In der Gegenwart bringt eine Gelegenheit Homer zu einem Verstoß gegen Gebot Nummer 8 (richtig wäre 7): Er lässt sich von einem korrupten Techniker das Kabelfernsehen freischalten, das eigentlich unleistbar ist. Für eine Weile geht die ganze Familie durch unterschiedlich ausgeprägte Stadien von Fernsehsucht angesichts der 68 erhältlichen Kanäle. Bart entdeckt auch einen Kanal mit „racy“ movies, und Homer lädt halb Springfield zu einem Boxkampf, den außer ihm niemand empfangen kann. Die moralische Lisa setzt sich schließlich mit ihrer Höllenfurcht durch, es bleibt allerdings offen, ob die Zombifizierung durch Dauerfernsehen von einer echten Hitzebehandlung bei Satan wirklich zu unterscheiden wäre. Laufgag: niemand kennt wirklich die Reihenfolge der Gebote, selbst Rev. Lovejoy vertut sich, und das 8. Gebot, von dem im Titel die Rede ist, lautet eigentlich: Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen gegen deinen Nachbarn. (27. 03. 1992 / 06. 01. 2021)

Principal Charming (Der Heiratskandidat) 2.14 (27)

Bart würde wohl selbst den einzigen Anruf, der einem Verhafteten zusteht, für einen Telefonstreich bei Moe nützen: Dieses Mal trifft es seinen Vater persönlich, der sich als „homer sexual“ allerdings nicht gemeint fühlt. Wegen des unerwarteten Bedürfnisses von Selma, sich von Patty zu trennen und unter die Haube zu kommen, beruft Marge sich auf einen Gefallen, den sie seit sehr langer Zeit bei Homer gut hat: Er soll einen Mann für Selma finden, doch der Auserwählte, Seymour Skinner, Schuldirekter, verschaut sich in Patty. Die Dinnerszene, mit Skinner zwischen den Zwillingen, ist ein zeichnerischer Höhepunkt. Sehr gut auch das Computerdisplaybild, das Homers Gehirntätigkeit bei der Kandidatensuche an den Blick eines Terminators anlehnt: „Vorteil: gutaussehend. Nachteil: völlig Fremder.“ (3. 4. 1992 / 6. 1. 2021)

Oh Brother, Where Art Thou? (Ein Bruder für Homer) 2.15 (28)

Ein schönes Beispiel für die surreale Freiheit, die sich so eine kurze Cartoon-Folge nehmen kann: Homers Vater sieht im Kino einen Actionreißer mit einem Helden McBain, der stark nach Arnie klingt, landet wegen Aufregung im Krankenhaus, und gesteht Homer, dass es einen Halbbruder gibt, der sich als schwerreicher Autoindustrieller in Michigan erweist. Für die Simpsons könnte das im Glücksfall bedeuten, dass sich alles an ihrem Leben ändert, allerdings erfordert es die Serie, dass alles im wesentlichen gleich bleibt. Also ändert sich durch den Besuch der Verwandten das Leben von Herb Powell, und zwar nicht zum Besseren: Bart und Lisa bekehren ihn zu Itchy & Scratchy, und Homer entwirft ein Automodell „for the average man“, das sich als Monstrosität erweist (mit Hupenton La Cucaracha). Herb ist ruiniert. Lisa hat die Sentenz dazu: „His life was an unbridled success until he found out he was a Simpson.“ Immerhin hat er noch Haupthaar. Großartiges Bild zwischendurch: Homer im Windkanal. Berechtigte Frage zwischendurch: Ist Persephone ein tauglicher Name für ein Automodell? (21. 02. 1991 / 07. 01. 2021)

Bart’s Dog Gets an F (Betragen mangelhaft) 2.16 (29)

Meine bisherige Lieblingsfolge, vor allem wegen des Hunde-POV-Blicks auf die Welt, den ich danach erst wieder in Godards Adieu au langage gesehen habe. Hatten die Simpsons-Kreativen damals bei der ersten Folge schon gewusst, dass sich Santa’s Little Helper einmal zu Satan’s Little Helper verballhornen lässt? Das Schöne an der 29. Folge der Simpsons ist diese behagliche Alltäglichkeit, die sich einstellt, wenn ein Kind nicht in die Schule darf: Lisa hat Mumps, Marge präsentiert den Bouvier Family Quilt, Homer ist derweil auf Abwegen, kauft sich um 125 Dollars „very elaborate sneakers“ mit „vanity license plate“, die der davor in 28 Folgen weitgehend unauffällige Hund bedenkenlos zerbeißt. Am Ende, und nach einer lange Zeit sinnlos erscheinenden „obedience school“ bei einer britischen Tierdrillexpertin, bei der ich stark am Margaret Thatcher denken muss, wird das „Blablahblah“ der Menschen für „that canine of yours“ doch noch auf Kommandos hin entzifferbar: Sit! (7. 3. 1991 / 8. 1. 2021)

Old Money (Die Erbschaft) 2.17 (30)

Wir erfahren einen der zwei Vornamen von Abraham J. „Grampa“ Simpson, Rufname Abe, wie der Präsident, aber natürlich ist es beziehungsreich, dass der Vater von Homer aus einer noch älteren epischen Welt kommt. Im Springfield Retirement Castle erlebt Abe eine späte Liebesgeschichte mit Bea, die bei der gemeinsamen Medikamenteneinnahme beginnt, und mit einem jähen Tod von Bea endet, während Grampa mit den Simpsons auf einer Discount Lion Safari in einem Dschungel festsitzt, der als Tagesausflug aus Springfield nur mit den surrealen Distanzen einer Cartoon-Sitcom denkbar ist. Bea hinterlässt Abe 106000 Dollars, und entschließt sich nach einer kurzen Phase hedonistischer Frustration (im Club Mud und in einem Diz-Nee-Land, das sich markenrechtlich vermutlich in der Grauzone eines Sekundengags durchschlägt), das Geld zu spenden. Er ruft dafür ein Casting auf, unter anderem bewirbt sich Otto mit Ideen zu einem stark aufgemotzten Superbus. Beinahe verspielt Grampa das ganze Geld auf einem „senior casino junkett“ (in einem Casino, das sich auf eine angebliche Philosophie des Genießens bei Platon beruft: „enjoy“). Am Ende verwendet er es für die „dignity“ der Bewohner des Springfield Retirement Castle. Lieblingsgag 1: beim Strandspaziergang werden Abe und Bea von einer Schildkröte überholt. Lieblingsgag 2: „Mr. Simpson, I presume“, sagt der Jäger, der die Familie samt Grampa aus der Löwenbelagerung befreit (ein Buch von Henry Morton Stanley und Dr. Livingstone war bedeutend in meiner Kindheit). (28. 03. 1991 / 09. 01. 2021)

Brush with Greatness (Marges Meisterwerk) 2.18 (31)

Das Thema full frontal nudity wird mit einer Rückansicht von Homer in Badehose vorbereitet: „that suit doesn’t leave much to the imagination“, kommentiert Marge, auch dieser Satz wird zum Ende der Folge hin noch resonant. Homer verstopft im Freizeitpark Mount Splashmore (ein Unternehmen von Krusty dem Clown) eine Wasserrutschröhre, im Zuge seiner Suche nach Ertüchtigungsgeräten taucht ein Bild von Ringo Starr auf, das Marge als Jugendliche gemalt hat. Damals wurde sie entmutigt, nun probiert sie es noch einmal: Painting from Life 2B, ein Erwachsenenkurs bei einem Professor Lombardo. Sie malt einen Bald Adonis (Homer auf der Couch), und wird von Burns für ein (kann man sagen: nuklearhöfisches?) Porträt verpflichtet. Ihre Bemühungen, die „inner beauty“ von Burns zu finden, erweisen sich als vergeblich. Sie malt ihn also so, wie sie ihn aus Versehen in einem peinlichen Moment in der Dusche gesehen hat, und hat damit Erfolg: sogar Burns erträgt das schockierend kreatürliche Gemälde. Ungefähr zehn visuelle Gags betreffen die Verdeckung der Genitalien, die wir uns dazu denken müssen, die aber natürlich undenkbar sind. Und sicher keine „family jewels“. (11. 04. 1991 / 12. 01. 2021)

Lisa’s Substitute (Der Aushilfslehrer) 2.19 (32)

Lisa entwickelt einen mächtigen Crush für den Aushilfslehrer Mr. Bergstrom, der in Cowboy-Montur die Klasse betritt, und als „Singing Dork“ nur kurz verspottet wird, denn er erweist sich als exzellenter Pädagoge. Äußerlichkeiten (seine „semitic good looks“) spielen auch eine Rolle. Bart kandidiert inzwischen gegen Martin Prince für die Funktion des Klassenpräsidenten, und erweist dabei als lupenreiner Populist (sein Programm in einem Wort: Anarchie). Letztlich geht es in der Folge aber um die Vaterrolle, die Homer bei Lisa nicht ausfüllt. Ich bin jetzt erst in der zweiten Staffel, aber der mehrfach und schließlich wirklich verzweifelt geäußerte Vorwurf „you, Sir, are a baboon“ wird schwer zu überbieten sein. Homer findet in diesem kritischen Moment aber dann doch etwas Väterliches in seiner Monkey-Existenz. Der Lohn: ein zärtliches „Homey“ von Marge und ein Abgang ins Schlafzimmer. (25. 04. 1991 / 13. 01. 2021)

The War of the Simpsons (Kampf dem Ehekrieg) 2.20 (33)

Marge bekommt es in aller Form bestätigt: in ihrer Ehe ist Homer zu 100 % das Problem. Rettung kommt allerdings nicht von einem lahmen Marriage Retreat mit Reverend Lovejoy, bei dem Flanders darüber klagt, dass seine Frau gelegentlich Passagen in seiner Bibel unterstreicht. Homer hatte auf der ersten Party, die die Simpsons seit der Hochzeit schmissen, auch ein wenig zu tief in das Dekollete von Frau Flanders geschaut. Während die Eltern weg sind, macht Bart schon einmal die Probe auf seine Zukunft als Mann – auch er ist ein guter Kandidat für 100 % Destruktivität. Die Rettung für die Ehe kommt in Gestalt eines sagenhaften Fisches namens General Sherman, den Homer aus dem Wasser holt, dann aber als Beweis seiner Liebe zu Marge wieder freilässt. Zum zweiten Mal hintereinander kriegt Homer nur in allerletzter Not die Kurve aus der vollständigen Unmöglichkeit. (02. 05. 1991 / 14. 01. 2021)

Three Men and a Comic Book (Drei Freunde und ein Comic-Heft) 2.21 (34)

Kleiner selbstreflexiver Witz zu Beginn, als Lisa auf einer Comic Book Convention bedauert, dass sie und Bart nicht im Kostüm einer beliebten Cartoon-Figur gekommen sind. Bart reicht eine Augenmaske, um es als Bartman zu versuchen. Sein Interesse gilt aber der ersten Nummer des Comics Radioactive Man, eines Helden, dessen Gründungserzählung mit (surprise!) einer Nuklearexplosion zu tun. Das Heft kostet 100 Dollar, und trotz einiger Versuche Barts mit Flaschenpfand und in der Gig Economy als Gartenhelfer bei einer alten Dame gelingt der Erwerb nur zu dritt: Milhouse und Martin steuern auch was bei. Für das Dilemma geteilter Eigentümerschaft eignet sich die Woche mit sieben Tagen für drei Jungs schlecht: es bleibt immer ein Tag übrig, an dem umstritten sein wird, bei wem das Heft sein soll. Es fällt schließlich an Satans kleinen Helfer. (09. 05. 1991 / 15. 01. 2021)

Blood Feud (Der Lebensretter) 2.22 (35)

Montogomery Burns, Blutgruppe doppelnullnegativ, braucht einen Spender. Bart passt, und lässt sich von Homer auch überreden, denn der erwartet sich eine reiche Belohnung für die gute Tat. Burns ist nach der lebensrettenden Transfusion tatendurstig, und schreibt seine Autobiographie. An die Simpsons schreibt er eine schnöde Dankeskarte. Homer antwortet mit einem beleidigenden Brief. Es braucht eine Intervention von Smithers, damit Burns sich nicht mehr als schrecklich undankbar, sondern als „god of generosity“ erweist: in einem Ramschladen kauft er für 32.000 Dollar (!) eine Statue des Kriegsgottes Ixtapolapoquetl aus der Mythologie der Olmec. Das Ding steht am Ende der Folge bei den Simpsons im Wohnzimmer. „Jede gute Tat ist ihre eigene Belohnung.“ (Marge) „Vielleicht hat diese Geschichte keine Moral.“ (Lisa) Wie auch: es war ja alles nur „just a bunch of stuff that happened“ (Homer). Detail: Der nur sehr kurz für die Autobiographie konsultierte Ghostwriter fragt Burns nach berühmten Sexualkontakten, worauf der Name Countess von Zeppelin fällt. Detail: Lisa bringt Maggie bei, was ein Dodecahedron ist. Detail: Wir erfahren die Wohnadresse von Burns (1000 Mammon Lane), und die der Simpsons (94 Evergreen Terrace). (11. 07. 1991 / 16.01. 2021)

Staffel 3

Stark Raving Dad (Die Geburtstags-Überraschung) 3.1 (36)

Barts rote Kappe macht in der Wäsche Homers Hemden rosarot: In der Masse der Werktätigen im AKW fällt er durch „outlandish attire“ auf und landet schließlich unter dem Verdacht von Anarchie und Verrücktheit (er gilt als „insane“) im „crazy house“ New Bedlam. Dort teilt er ein Zimmer mit Michael Jackson, der einen soliden Moonwalk hinlegt, allerdings hat Homer weder von Thriller noch von Beat It jemals etwas gehört. Michael Jackson sieht auch anders aus als Michael Jackson, soweit sich bei einer gelben Cartoon-Figur von Ähnlichkeiten sprechen ließe. Lisa, die in der Folge acht Jahre alt wird, hat wieder einmal einige Enttäuschungen zu verarbeiten, wird aber mit einem Welthit entschädigt: Lisa, it’s Your Birthday, Happy Birthday, Lisa. Auch wenn Michael Jackson sich schließlich als Leon Kompowsky aus Paterson, New Jersey, zu erkennen gibt, war die Stimme hinter der Cartoon-Figur doch Michael Jackson, in einem der berühmtesten Cameos der Simpsons. Disney+ hat die Folge wegen des Pädophilie-Verdachts gegen Jackson aus dem Programm genommen. Auf Amazon kann man sie aber kaufen.

Mr. Lisa Goes to Washington (Einmal Washington und zurück) 3.2  (37)

Ein außergewöhnlicher Anblick: Homer mit Lesebrille im Bett, und als „Bücherwurm“ in der Videoüberwachung von Burns. Eine Ausgabe der Zeitschrift Reading Digest lässt ihn begreifen: „reading and writing pay off“. Lisa schreibt einen patriotischen Essay über Die Wurzeln der Demokratie und beschert der Familie damit einen Ausflug nach Washington. Angesichts des Washington Monuments wird Marge ganz phallisch zumute, sie flüstert Homer kichernd etwas vermutlich Unanständiges, aber ehelich Abgesichertes ins Ohr. Lisa ertappt einen korrupten Abgeordneten und wird zur „muckrakeress“, zu einer Aufdeckerin. Von einer Floor Mop Rebellion von anno 1910, angeführt von einer Winifred Beecher Howe, weiß nur Lisa etwas. (26. 09. 1991 / 19. 01. 2021)

When Flanders Failed (Ein Fluch auf Flanders) 3.3 (38)

Homer kann Flanders bekanntlich nicht ausstehen, in dieser Folge nennt Flanders einen Grund, der Homer für immer verborgen bleiben wird: „affordable tract housing made us neighbours“, also eine Wohnbaupolitik, die auf nahezu identische Lebensentwürfe hinausläuft, wodurch die Gelingensunterschiede natürlich umso gravierender werden. Und zwar „absitively posolutely“, wie Flanders sagen würde. Dem in dieser Folge wieder einmal unglaublich unmöglichen und verfressenen Homer gelingt es sogar, Flanders mit einem Fluch zu belegen, sodass dessen Geschäftsidee (ein Leftorium mit allem, was Linkshänder brauchen, zum Beispiel einen Dosenöffner für Monty Burns) schon beinahe zu scheitern droht (der Nachfolgemieter in der Mall steht auch schon fest: eine Libertarian Party!). Doch dann besiegt Homer seine schadenfreude und haut Flanders raus. (03. 10. 1991 / 22. 01. 2021)

Bart the Murderer (Verbrechen lohnt sich nicht) 3.4 (39)

Epische Folge, in der das böse Omen für Bart darin besteht, dass in seinem Morgengetreide eine Polizistenmarke versteckt sein soll, die Homer aber schon an sich gebracht hat. Der Tag, den Bart so enthusiastisch begrüßt hatte, entwickelt sich in jeder Hinsicht in die falsche Richtung, nämlich weg von einer Exkursion in die Schokoladefabrik, bis zu dem Moment, in dem er mit seinem Board vor dem Eingang zu einem Kellerlokal landet, in dem einige Goodfellas abhängen. Sie heuern den Jungen als Mixer ihrer Manhattans und als Pferdewettorakel an, schenken ihm einen sehr superben blauen Anzug, und schicken sich auch an, ein paar Worte mit Principal Skinner zu wechseln, weil er Bart so lange nachsitzen ließ. Das führt zu einem Mordprozess, in dessen Verlauf alles auf Don Bartholomew als Hauptschuldigen zuläuft, bis sich die Sache doch noch glimpflich auflöst – nämlich damit, dass die wieder vereinten Simpsons einen True-Crime-Reißer im Fernsehen schauen: The Bart Simpson Story, mit Neil Patrick Harris (Doogie Howser!) in der (gezeichneten) Hauptrolle. (10. 10. 1991 / 23. 01. 2021)

Homer Defined (Der Ernstfall) 3.5 (40)

Lisa bekommt ausnahmsweise einmal Grund, ihren Vater anders als einen „baboon“ zu sehen. Sie will sogar ein Porträt über ihn für die Schulzeitung schreiben. Der Grund: er hat eine Katastrophe im AKW verhindert, indem er in fast letzter Sekunde auf den entscheidenden Knopf gedrückt hat, allerdings nicht aufgrund einer Bedienungsanleitung, deren Komplexität ihn doch ein wenig zu steil wäre, zumal unter Zeitdruck, sondern als Ergebnis eines Auszählreims. Lisa recherchiert für ihre Geschichte sogar bei Moe’s und lässt sich von Barneys Weisheiten nicht aus dem Konzept bringen. Der Titel der Folge zielt auf den Running Gag: Homers Handlungen werden der Reihe nach unterschiedlich lexikalisch definiert, einmal als Beispiel für „lucky“, einmal für „fraud“, und am Ende krönt der Basketballer Magic Johnson mit einem Cameo die Etablierung einer neuens Redensart - „to pull a Homer“ bedeutet „success despite idiocy“. (17. 10. 1991 / 26. 01. 2021)

Like Father, Like Clown (Der Vater eines Clowns) 3.6 (41)

Krusty der Clown ist in Springfield allgegenwärtig vor allem als Urheber seiner Marke, die von Itchy und Scratchy bis zu Barts Wecker mit Sendungen und Merchandise den Alltag zumüllt. In dieser Folge erfahren wir seinen richtigen Namen Herschel Krustofski, und seine Vorgeschichte in der Lower East Side von Springfield: einen jüdischer Vater-Sohn-Konflikt von archetypischer Hartnäckigkeit, für den Bart und Lisa aber schließlich die passende Lösung finden. Sie schlagen Rabbi Hyman Krustofski, der seinen Sohn verstoßen hatte, als Herschel bei einer Talmud-Tagung in den Catskills zum ersten Mal als Clown aufgetreten war, mit dessen eigener Waffe, mit jüdischer Gelehrsamkeit, die allerdings erst wirkt, als auch Sammy Davis jr. dabei herangezogen wird. Um ein Haar hätte Lisa sonst Althebräisch lernen müssen. Soundtrack: Oh mein Papa von Lys Assia. Moment für die Ewigkeit: Bart als Rabbi. (24. 10. 1991 / 27. 01. 2021)

Treehouse of Horror II (Albträume) 3.7 (42)

Die zweite Halloween-Folge spielt mit dem Motiv der Massenbeglückung (Lisa wünscht sich Weltfrieden, und bekommt ihn auch, wodurch die Erde leider an Wehrhaftigkeit gegen dämliche Aliens einbüßt), das dann im Mittelteil ausschließlich auf Bart angewandt wird: hier geht alles nach seiner Pfeife, ein zehnjähriger Schüler wird zum Gott einer Welt, selbst Principal Skinner spielt mit einem sehr seltsamen Song mit, den er von einem singenden Frosch entlehnt hat; die sieben Minuten mit einem Kinderdespoten sind voller kleiner Bizarrerien. Im dritten Alptraum wird schließlich Homers Hirn (wir erinnern uns: „that old noggin‘“ hat er es einmal genannt) in eine Frankenstein-Parodie verpflanzt. Für ein paar Minuten sind die Simpsons in dieser Folge „reich und berühmt“, sie speisen im Restaurant The Gilded Truffle, zu verdanken haben sie es einer Affenhand aus Marokko, das Land, in dem Homer die Schauspielerin Grace Kelly vermutet. Bester Gag: Lisa geht zu Halloween als Totempfahl. (31. 10. 1991 / 29. 01. 2021)

Lisa’s Pony (Lisas Pony) 3.8 (43)

Homer nimmt bei einem lokalen Wucherer (Burns!) einen Kredit über 5000 Dollar auf, von dem danach in dieser Episode interessanterweise nicht mehr die Rede ist. Grund: er hat Lisas Auftritt beim Schultalenteabend vermasselt, weil er es nicht schafft, ihr rechtzeitig ein Mundstück für ihr Saxophon zu bringen. Lisa ist an Enttäuschungen gewöhnt, dieses Mal aber lässt sie sich nur durch das größte denkbare Geschenk versöhnen: ein Pony, das Homer von einer Lady mit einer ausgeprägten „patrician facade“ kauft. Da danach auch Haltungskosten entstehen, muss Homer für eine Weile einen zweiten Job annehmen, in der Nachtschicht bei Apu, der seine freie Zeit mit einer weißen Schönheit in der uns bereits bekannten Fiesta Terrace for Single Living zu nutzen weiß. Die Folge ist übervoll an hochkarätigen Anspielungen, von der Affenhorde aus 2001 (mit Homer als baboon?) bis zum großartig umfunktionierten Moment aus The Godfather: Lisa findet das Pony in ihrem Bett vor. (07. 11. 1991 / 01. 02. 2021)

Saturdays of Thunder (Das Seifenkistenrennen) 3.9 (44)

Die Vater-Sohn-Beziehung, um die es in dieser Folge vor allem geht, wird durch ein konsultiertes Standardwerk mit dem Titel Fatherhood von Bill Cosby in ein schiefes Licht gerückt: das dort erwähnte Cosby’s First Law of Intergenerational Perversity beziehe ich nicht auf vorweggenommene oder damals bereits angedeutete sexuelle Delikte von Cosby, sondern auf den („perversen“) Kult der Vater-Sohn-Beziehung, den es in der amerikanischen populären Kultur zweifellos gibt. Als Homer sich an Barts Bau eines Boliden für ein Soap Box Derby beteiligt, wird die Aerodynamik nicht besser, und für das Verhältnis von Vater und Sohn ergibt sich auch deswegen nicht viel daraus, weil Bart ausnahmsweise einmal gewinnen und jemand anderen als Loser verspotten will. Die „modern charioteers“ lassen das Wagenrennen aus Ben Hur nicht alt, aber unnötig lang aussehen. Ungewöhnlich lang hält sich die Folge auch im Fernsehen auf: bei Dauerwerbesender Troy McClure und Detective McBain (der Name steht anscheinend für Heldenfunktionen aller Art, denn neulich war McBain doch eher noch ein Actionman und klang wie Arnold Schwarzenegger, nun ist er ein Cop). Guter Gag: Patty lässt sich die Haare wie Mary Tyler Moore schneiden, mit der sie eher wenig gemeinsam hat. Bestes Requisit: der Foam Dome, eine Applikation für Homers Kopf, die zwei Dosen Duff’s zu einer konstanten Bierleitung vereint. (14. 11. 1991 / 02. 02. 2021)

Flaming Moe’s (Das Erfolgsrezept) 3.10 (45)

Die Simpsons kommen eigentlich ganz schön oft in die Nähe des großen Geldes. Dieses Mal, indem Homer einen Cocktail „erfindet“, der sich bei Moe’s als Hit erweist, bis der Urheber selbst die wichtigste Ingredienz (Hustensaft) verrät, womit das Angebot über 100000 Dollar von einem Konzern hinfällig wird. Bart erlebt bei einem Telefonscherz eine Überraschung: ein Mr. Hugh Jazz ist tatsächlich unter den Gästen bei Moe. Mit Hans Reinsch in der deutschen Fassung geht der Witz nur so halb auf. Viel Zeit mit viel Liebe zum Detail nimmt sich die Folge, indem sie einen kompletten Vorspann zu der Sendung Eye on Springfield präsentiert, in der Kent Brockmann neben vielen Themen immer wieder auf Bikinis (oder auf T & A, so Bart) zurückkommt. Moe (voller Name: Morris) hat eine Affäre, bei der wir nicht erfahren, ob er auch in der Fiesta Terrace for Single Living residiert, der Heimstatt des Eros in Springfield. Eine kleine Liebeserklärung an die Sitcom Cheers steckt auch in der Folge. Und wäre dieses häufige Vorbeischrammen am Reichtum nicht einen eigenen Ausdruck wert: „to repull a Homer“, i.e. unsucceeding in spite of idiocy? (21. 11. 1991 / 03. 02. 2021)

Burns Verkaufen der Kraftwerk (Kraftwerk zu verkaufen) 3.11 (46)

Das Simpsons-Talent, am großen Geld vorbeizuschrammen, zeigt sich hier in einer Form, die perfekt zu Homer passt: Seine Gewinnmitnahme, die er aus der Wertsteigerung des Atomkraftwerks lukriert, nachdem Burns es verkaufen will, beläuft sich auf 25 Dollar. Wenig später beliefe sich der Anteil der Simpsons bereits auf 5200 Dollar, das würde selbst Homer überfordern, wenn er das ausschließlich für Bier ausgeben wollte. Die neuen Besitzer des AKW kommen aus Deutschland, ihr Sprecher heißt Horst, eine wichtige geschäftliche Besprechung findet in einem Lokal namens The Hungry Hun statt, und Smithers lernt „Sycophantic German“ („Schleimerdeutsch“). Burns bereut jedoch die Transaktion, denn sie bringt ihm zwar eine Million Dollar, doch einen Machtverlust: „what good is money if it cant inspire terror?“ Die deutschen Millionen erweisen sich als silly money. In Springfield bleibt alles beim Alten, auch der gewohnt idiotische Bürgermeister, der die Deutschen mit dem Satz „Ich bin ein Springfielder“ begrüßt. (05. 12. 1991 / 04. 02. 2021)

I Married Marge (Blick zurück aufs Eheglück) 3.12 (47)

Marge meint, sie könnte zum vierten Mal schwanger sein, und geht deswegen zum Arzt. Homer erzählt derweilen den Kindern, die allerdings wegen ihrer kurzen attention span nicht unbedingt gebannt zuhören, von den Anfängen ihrer auf einen Zwiebelring gegründeten Ehe in den 80er Jahren, der Zeit von Supertramp und The Empire Strikes Back. Wer Ted Bessell war, für Marge offenkundig ein Schönheitsideal, musste ich nachschlagen. Bei ihrem „shotgun wedding“ nimmt Homer den Mund voll: „this marriage is gonna last forever“, worüber man nun schön streiten könnte angesichts einer Serie, die schon 30 Jahre läuft und in der die Zeit nicht vergeht (auch ein „forever“). Lustiger Streit zwischen Lisa und Bart über den Namen des möglichen neuen Geschwisterkinds: Ariel oder Kool Moe Dee? Lustiger Name eines Babyartikelladens: Family Jewels. Detail: Wir erfahren den Vornamen von Smithers (Wayland). (26. 12. 1991 / 05. 02. 2021)

Radio Bart (Wer anderen einen Brunnen gräbt) 3.13 (48)

Der Tafel-Gag führt meist ein Eigenleben. I WILL NOT CARVE GODS (Ich werde keine Götter schnitzen) lautet er dieses Mal. Dass Bart überhaupt in diese Versuchung kommt, lässt sich nur mit der Wirkung des zweiten und des dritten Gebots des Dekalogs erklären, die bei einem Sonntagsbibelschüler natürlich vorauszusetzen sind. Mit Hilfe von Radiowellen und einem Mikrophon spielt Bart kurz Gott bei den frommen Flanders-Kindern, er meldet sich bei ihnen aus dem Nichts und gestaltlos, reine Stimme. Darauf wird der Tafelgag aber nicht gemünzt sein. Höhepunkt der Folge sind die paar Sekunden, in denen Bart, der sich an seinem Geburtstags durch alle möglichen Gratisangebote für Geburtstagskinder arbeitet, mit einer Senorita Tango tanzt und sie ein bisschen hingerissen zurücklässt. Am Plot dieser Folge (Bart lässt zuerst ein Radio in einen Brunnen fallen, und fällt später selbst hinterher) ist vor allem die Parodie auf Benefiz-Pop gelungen: Krusty versammelt ein verwegenes Ensemble für den Song We’re Sending Our Love Down the Well. Sting hat ein Cameo mit nacktem Oberkörper. (09. 01. 1992 / 08. 02. 2021)

Lisa the Greek (Der Wettkönig) 3.14 (49)

Der Titel der Folge bezieht sich wohl darauf, dass Lisa mit dem Football-Experten Jimmy Apollo in Konkurrenz tritt. Tatsächlich klingt aus ihr eine Datenverarbeiterin, als sie Homer die Tips gibt, mit denen er bei den illegalen Wetten, die Moe annimmt, eine Gewinnsträhne beginnt. Wie immer geht sie es wissenschaftlich an, eine ordentliche Katalogrecherche in der Bibliothek („the hip place to be“, behauptet dort ein Banner) eingeschlossen. Das Geld geht in ein Dinner in The Gilded Truffle, in ein Parfum für Marge, und in sehr viele Accessoires zu der Puppe Malibu Stacy, der fiktionalen Barbie im Springfield-Universum. Die Folge nimmt eine unerwartet unzynische Wendung, als Lisa vor der Super Bowl nicht mehr Orakel spielen will, oder genauer gesagt: ihre Prognose ist in Konditionalform, sodass Homer aus dem Ausgang des Spiels ablesen kann, ob Lisa ihn liebt (sie selbst übrigens auch). Das Ergebnis wird mit einer Besteigung des Mount Springfield besiegelt, die Homer um Atem ringen lässt. (23. 01. 1992 / 11. 02. 2021)

Homer Alone (Wenn Mutter streikt) 3.15 (50)

Das war fällig: Marge zeigt (endlich) eine Überlastungsreaktion und stellt sich quer – ganz buchstäblich mit dem Auto auf einer zweispurigen Brücke. Der Bürgermeister erklärt ihr zu Ehren (und mit einem Auge auf das „chick vote“, die Stimmen der Frauen in Springfield) einen Feiertag. Marge nimmt sich eine Auszeit: ein Wellness-Urlaub im Rancho Relaxo, wo natürlich wieder Troy McClure, der universale Promoter, alle Leistungen anpreist. Marge erreicht den Höhepunkt ihrer Relax-Tage in der Badewanne bei Thelma und Louise mit einer Flasche Tequila und einem üppigen Sundae. Der Haarturm geht im Schaumbad unter. Homer findet Maggie, die Marge in der Mall sucht, rechtzeitig wieder, um Bart und Lisa von den Schwägerinnen einzusammeln, sodass die Familie am Bahnhof Wiedervereinigung feiern kann, die dann mit einer Nacht zelebriert wird, die alle gemeinsam im Bett der Eltern verbringen. Eine pädagogisch wertvolle, vergleichsweise humane Folge. (06. 02. 1992 / 13. 02. 2021)

Bart the Lover (Die Kontaktanzeige) 3.16 (51)

Wieder so eine epische Erzählung in knapp 20 Minuten: von einem Bildungsfilm über Zink in der Schule bis zu einer fahrenden Truppe (bei der ich an American Honey von Andrea Arnold denken musste), die einen Yoyo-Craze bei den Kindern von Springfield auslöst. Eine Kontaktanzeige von Edna Krabappel findet schließlich eine Antwort von Bart, der für seine „romantischen“ (de facto gekonnt assonant allesamt obszönen) Texte abschreibt, was immer ihm unterkommt: eine alte Ansichtskarte von Homer an Marge mit dem zweifelhaften Kompliment für einen „butt that won’t quit“ bis zu einem französischen Galan in einem Film Two for Tunisia im Colorisation Theater (es war wohl die Zeit, in der Ted Turner die Schwarzweißschätze in seinem Archiv einzufärben begann).  Für den einen Brief, der Edna aus dem grausamen Spiel unbeschadet herausfinden lässt, helfen alle Simpsons zusammen, sogar Homer raspelt gekonnt Süßholz. Detail: Donald Trump fällt Homer ein als Antwort auf die Frage, ob es irgendjemand geben könnte, der mit Yoyo-Tricks reich geworden ist! (13. 02. 1992 / 15. 02. 2021)

Homer at the Bat (Der Wunderschläger) 3.17 (52)

Eine Hommage an den amerikanischen National- und Volkssport Baseball. Von Homer wissen wir, dass er handwerklich nicht begabt ist, aus einem vom Blitz gefällten Ast bastelt er trotzdem einen „wonder bat“, der die Mannschaft des Atomkraftwerks bis in das Finale gegen die Rivalen aus Shelbyville bringt (deren Eigentümer Aristotle Adamopolos kennen wir auch bereits). Burns setzt eine Million auf das eigene Team, und verpflichtet zur Absicherung seiner Wette neun Vollprofis aus den Elite-Ligen, die alle Jobs im Kraftwerk bekommen. Der Zufall selbst rächt diese Verletzung der Ehrencodices im Amateur-Softball: acht der neun Athleten werden kurz vor dem Spiel von „misfortunes“ ereilt, sodass dann doch die normalen Springfielder antreten müssen. Ausnahmsweise gibt es dieses Mal zum Abspann einen Song: Talking Baseball von Terry Cashman. (20. 02. 1992 / 16. 02. 2021)

Separate Vocations (Der Eignungstest) 3.18 (53)

Zum ersten Mal fällt mir in dieser Folge bewusst auf, was ich schon so oft gesehen, aber nie beachtet habe: dass die Simpsons im ersten Bild der Creditsequenz quasi aus den Wolken fallen, vom Himmel, wie eine (Anti-)EpiPhanie. Einen Eignungstest mit dem Titel CANT kann Bart nicht anders als durcheinanderbringen: der Komplex im Iowa, der die nationalen Daten verarbeitet, gerät bei Barts Daten ins Stocken, und bringt dadurch auch nebenbei Lisa auf eine falsche Karrierespur (Hausfrau ist nicht der Blues, den sie im Sinn hat). Der innere Polizist in Bart erhält eine Weile als Hall Monitor (Gangaufseher) in der Schule Auslauf, die faschistische Anwandlung und der Pakt mit dem Principal dauert allerdings nur so lang, bis herauskommt, dass Lisa die Bücher versteckt hat, ohne die die Lehrkräfte nichts wissen. Auf seiner Schwester kann er als womöglich künftiger Drifter (großartiges Bild!) nichts sitzen lassen, also entsagt er dem „first taste of authority“, und kehrt in seine angestammte Position zurück: 600 Tage Nachsitzen. (27. 02. 1992 / 17. 02. 2021)

Dog of Death (Auf den Hund gekommen) 3.19 (54)

Summen und Unsummen bestimmen diese Folge: 360 Millionen Dollar beträgt der Jackpot in der Lotterie, für die Homer 50 Lose kauft, allesamt Nieten, weil er Barts Alter als Zahl genommen hat, und Bart nun einmal nicht 17 ist; 40000 Dollar beträgt der Gewinn, den die Zahlen gebracht hätten, die Marge üblicherweise mit ihren Freundinnen vom Friseur setzt, leider wurde der Einsatz gestrichen, weil der Hund (wegen eines twisted stomachs) eine Operation braucht, die 750 Dollar kostet und für die bei den Simpsons ein strenges Austeritätsregime eingeführt wird: chub night (der Kaulbarsch ist wohl ein besonders billiger Fisch) statt pork chop night, und Lisa muss mit ihrem Abo der Encyclopedia Generica vor dem Band Copernicus bis Elephantiasis aussteigen. Der Hund läuft dann auch noch weg, erlebt eine großartig gestaltete Odyssee und wird ausgerechnet von Burns aus dem Tierheim ausgelöst, mit Clockwork Orange-Methoden zu einem attack dog (als Ersatz für den altersschwachen, fetten Crippler) konditioniert, und schließlich von Bart in höchster Not durch Hundelebensreminiszenzen dekonditioniert. Lektüreanregung: The Lottery von Shirley Jackson. Mit den sechs Zahlen, mit denen Kent Brockman den Jackpot geknackt hat, spiele ich jetzt auch Lotto – oder sollte ich doch die sechs anderen nehmen, mit denen Marge (weniger) gewonnen hätte? (12. 03. 1992 / 18. 02. 2021)

Colonel Homer (Homer auf Abwegen) 3.20 (55)

Googolplex heißt das Multiplex in Springfield, in dem Homer sich bei einem Politthriller, der ihm zu hoch ist, so daneben benimmt, dass Marge ihn maßregelt. Er ist so beleidigt, dass er – an einer apokalyptischen Entsorgungslandschaft entlang – bis nach Spittle County fährt, wo sie in einer „redneck bar“ ein Bier trinken, das es angeblich gar nicht mehr gibt: Fudd statt Duff! Die Servierkraft Lurleen Lumpkin singt ein Lied über männliches Selbstmitleid, in dem Homer sich so gut wiedererkennt, dass er wenig später ein paar Songs mit ihr aufnimmt, die sich im lokalen Radio als erfolgreich erweisen. Ohne es so recht zu begreifen, wächst er in eine ähnliche Rolle hinein, wie sie Colonel Tom Parker für Elvis spielte – entsprechenden Anzug inbegriffen. Die Sorgen von Marge um Ehe und Familie erweisen sich als grundlos: Homer ist für „the lure“ in Lurleen nicht empfänglich, versichert sich aber immerhin im letzten Moment noch, dass er tatsächlich eine Chance gehabt hätte, mit ihr das Bett zu teilen („to bunk with me“, so ihre Formulierung). Bart kann der Country-Musik wenig abgewinnen, um die es in dieser Folge wesentlich geht: eine Liebeserklärung an die Chanteusen, die den amerikanischen Alltag besingen. (26. 03. 1992 / 22. 02. 2021)

Black Widower (Bis dass der Tod euch scheidet) 3.21 (56)

Die Folge beginnt mit einem Blick in die potentiell unendliche Verdoppelungsspirale der Sitcom-Familien. Die Simpsons sehe eine Dinosaurier-Familie im Fernsehen, die auch einen Bart und eine Maggie hat, und Lisa gibt den versierten Kommentar dazu: „these talking dinosaurs are more real than most real families on TV“. Sideshow Bob taucht hier wieder auf, er war im Gefängnis unter der Nummer 24601, und empfing dort einen Brief von Selma, woraus eine Liebesgeschichte entstand, die anfangs viel mit dem Süßholzgeraspel von Bob zu tun hat (oder, in einer anderen Verdoppelung, von Kelsey Grammer, der Bob spricht, als Frasier Crane in der Sitcom Frasier). Starkes Bild von Selma mit unrasierten Beinen in der Badewanne, die wohlig im warmen Wasser untertaucht, ihre brennende Zigarettenspitze geht zuletzt unter – ein Vorzeichen! Filmhistorisch ist diese Folge maximal gesättigt, von den Chain Gang-Szenen zu Beginn über Lisas kurze Vorstellung, Selmas neuer, in diesem Moment noch unbekannter Freund könnte der Elephant Man sein, bis zu dem Crime-Thriller (mit einigen Schauderbildern), in dem Bart die Rolle des Detektivs übernimmt: mit der klassischen Geste der aufeinander gelegten Fingerspitzen und im Auflöserohrensessel wie Hercule Poirot lässt er am Ende die Ereignisse noch einmal so ablaufen, wie Sideshow Bob sie sich mörderisch zurechtgelegt hatte, ein Plan, der auf dem Ritual beruhte, dass Selma nach jeder Folge MacGyver auch als nunmehrige „Nichtraucherin“ noch eine Zigarette raucht. Die Dinos gab es übrigens tatsächlich, die Sitcom lief von 1991 bis 1994, stimmt also alles. (10. 02. 1993 / 19. 03. 2021)

The Otto Show (Der Fahrschüler) 3.22 (57)

Die ersten zehn Minuten dieser Folge sind einem Auftritt der Band Spinal Tap in Springfield gewidmet. Bart besucht zum ersten Mal ein Rockkonzert und stellt anschließend fest, dass er nicht zum Leadgitarristen bestimmt ist. Dann erst tritt der Otto-Mann zum ersten Mal auf, er erweist sich, wenig überraschend, als einer, der die Saiten zum Jaulen bringen kann. In seinem Kerngebiet hinterlässt er an diesem Tag eine Spur der Verwüstung (unter anderem fällt ihm der Bandbus von Spinal Tap zum Opfer). Da sich schließlich herausstellt, dass er keinen Führerschein hat, endet er in der Mülltonne, aus der ihn Bart zu sich nach Hause holt: „the coolest adult I ever met“ wohnt eine Weile in der Garage der Simpsons, den Schulbus fährt derweil Principal Skinner, der aus Vietnam weiß, wie man große Vehikel bedient. Bei der Fahrprüfung erweist sich schließlich, im zweiten Anlauf, als hilfreich, dass Otto sein Bemühen mit Aggression gegen Homer verknüpft: damit hat er bei Patty schon bestanden, bevor er alle Leitkegel zerquetscht hat. Hail to the bus driver, bus driver, man! (23. 04. 1992 / 21. 03. 2021)

Bart’s Friend Falls in Love (Liebe und Intrige) 3.23 (58)

Den Magic 8 Ball kannte ich bisher nur aus einer Arbeit des Künstlers Zach Blas. In dieser Folge kündigt das Spielzeugorakel ein Zerwürfnis zwischen Bart und Milhouse an. Der beste Freund erfährt vor Bart, was Liebe oder zumindest, was lip wrestling ist: Er verliebt sich in eine neue Schülerin namens Samantha, und bringt sie mit in das Baumhaus von Bart: „What’s with the skirt?“ In einem parallelen Erzählfaden soll Homer durch subliminales Lernen abnehmen, bekommt aber statt einem Diättonband eines zum Vokabellernen, wodurch sein Wortschatz so umfangreich wird, dass ihn niemand mehr versteht. Seine gastronomic rapacity nimmt hingegen eher noch zu, und er selbst auch: 13 Pfund. Troy McClure tritt dieses Mal in einem sex education-Film auf, der Aufklärung in Abklärung umschlagen lassen soll: Don’t do it! (07. 05. 1992 / 23. 03. 2021)

Brother, Can You Spare Two Dimes? (Der vermisste Halbbruder) 3.24 (59)

Ausnahmsweise einmal endet eine Folge mit einer relativen Bonanza für die Simpsons: Uncky Herb taucht aus der Versenkung (below the poverty line) wieder auf und reüssiert mit einer neuen Geschäftsidee, einem Baby Translator, der sogar Maggie zum Sprechen bringt: I want what the dog is having. Die Sache läuft nur, weil Homer ihm 2000 Dollar leiht, die er unvermutet von Burns als Entschädigung für seine „trägen Spermien“ bekommt, die beim Annual Plant Physical festgestellt werden. Die Zahlung, die der Abwendung einer Klage dient, auf die Homer  nie gekommen wäre, wird als Auszeichnung getarnt: für Outstanding Achievements in the Field of Excellence. Der Boxer Joe Frazier beehrt die ziemlich aufwändige Feier, hinterher steht er mit Homer bei Moe’s an der Bar. Homer bekommt von Herb nicht nur die 2000 zurück, sondern als return on investment einen neuen Fernsehsessel: den Spinemelter 2000, der einen so durchrüttelt, dass man die gleichen Visionen hat, mit denen Kubricks 2001 endete. (27. 08. 1992 / 24. 03. 2021)

Staffel 4

Kamp Krusty (Krise im Kamp Krusty) 4.1 (60)

Homer und Marge erleben einen Ehefrühling, mit Sex unter der Dusche und gemeinsamem Yoga vor dem Fernseher (!). Die Kinder sind nämlich in den Ferien sechs Wochen weg, verschickt in das Kamp Krusty, eine markengeschützte Ferienveranstaltung, deren Copyright die Teilnehmerschar eigens besingen muss. Wie sich herausstellt, ist alles eine große Enttäuschung. Der vorgebliche „honest injun“ Krusty ist nämlich in Wimbledon, schaufelt Erdbeeren in sich hinein, während Ivan Lendl gegen Boris Becker spielt, und wird im letzten Moment vor dem Ritterschlag durch die Queen durch einen Anruf gestört: im Kamp gab es einen Aufstand, es heißt jetzt Kamp Bart und steht unter der Führung des letzten Kindes, das sich nicht mit gruel (Schleim) und einem Fake-Idol (Barney im Krusty-Kostüm) abspeisen lässt. Bart und die „school-age Spartacusses“ machen auf neue Gesellschaft à la Colonel Kurtz im Herz der Finsternis. Krusty kommt aber persönlich, um alles ins Lot zu bringen, identifizierbar ist er durch eine zusätzliche Brustwarze (superfluous nipple). Kompensieren kann das alles nur ein Exzess in Mexiko, wo Bart endlich ein Tattoo bekommt: Ay, caramba! Beim Couch-Gag treffen die Simpsons übrigens auf eine Familie aus einem sehr nahegelegenen Paralleluniversum: die Flintstones. (24. 09. 1992 / 26. 03. 2021)

A Streetcar Named Marge (Bühne frei für Marge) 4.2 (61)

Endlich widmet sich eine Folge ausführlicher der Frage, was es braucht, damit Marge irgendwann einmal so richtig in Rage gerät, wann ihr gentle good humour und ihr unverdrossener common sense erschöpft sind. Bei einer Probe für eine Musical-Version von A Streetcar Named Desire ist es soweit. Homer hat wieder einmal einen Süßigkeiten-Apparat geplündert, und drängt auf Aufbruch, doch sie muss noch eine Szene spielen, und weil sie zwischen Rolle und Selbst wegen Homer nicht mehr unterscheiden kann, wird daraus eine richtige Szene, übrigens mit Ned Flanders in der Rolle von Marlon Brando, pardon, Stanley, also mit nacktem Oberkörper. Beim Casting erfahren wir nebenbei den Nachnamen von Apu: Nakasapeemapetilon. Im Subplot kommt Maggie in eine Ayn Rand School for Tots, wo ihr zuerst einmal der Schnuller weggenommen wird, den sie sich (nach Motiven des Films The Great Escape) mit ein paar Stunts zurückholt. Als sie von Homer und den Geschwistern befreit wird, wechselt die Anspielung, nämlich auf Hitchcocks The Birds, und dass dann Hitchcock selbst hier (wie in seinen Filmen) ein kurzes Cameo hat, hätte ich zuerst beinahe übersehen. Die Gagdichte ist aber auch wirklich sehr hoch. (01. 10. 1992 / 27. 03. 2021)

Homer the Heretic (Ein gotteslästerliches Leben) 4.3 (62)

Häretisch im engeren Sinn ist es nicht, wofür Homer sich in dieser Folge entscheidet: er schließt sich keiner unorthodoxen christlichen Sekte an, sondern lässt einfach den sonntäglichen Kirchgang bleiben, als einziger und noch dazu an einem Tag, an dem es in Springfield bitterkalt ist, der Gottesdienst ohne Heizung überstanden werden muss und die Klagen des Jeremias (also Jeremiaden) auf dem Predigt-Programm stehen. Homer hat derweil daheim einen Feiertag nur für – und mit – sich. In Marges Sprache wird er mit seiner Selbstbezüglichkeit „wicked“, und muss dringend bekehrt werden. Dabei ist Gott selbst (aka „the big cheese“ copyright Bart) Homer erschienen und hat dessen „blasphemy“ (Lisa) gutgeheißen. Es ist schließlich eine Kombination aus Playdude-Heft und Angeber-Zigarre, die für einen Katastrophenfall sorgt, der konventionell als Gottesgericht oder als Menetekel gelesen wird: Homer zündet das Simpsons-Haus an und wird von Flanders in einer hübsch komischen Action-Sequenz gerettet. Sehr beunruhigend müsste dann eigentlich die zweite Gotteserscheinung sein, denn da erfährt er, dass er nur noch sechs Monate zu leben hat. Da in Springfield aber die Zeit nicht vergeht, kann er weiterhin Karamellwaffeln fressen und in der Kirche, in die er nun wieder geht, lautstark schnarchen. (08. 10. 1992 / 28. 03. 2021)

Lisa the Beauty Queen (Lisa, die Schönheitskönigin) 4.4 (63)

Weil Lisa auf einem Jahrmarkt von einem Karikaturisten gezeichnet wird, hält sie sich für hässlich - dabei sieht sie auf der Zeichnung doch nur so aus, wie sie aussehen würde, wäre sie eine Cartoon-Figur. Um ihr Selbstbewusstsein zu stärken, meldet Homer sie für den Wettbewerb um den Titel der Little Miss Springfield (Altersklasse 7-9) an. Dort konkurriert sie mit der Favoritin Amber Dempsey, von der jemand weiß, dass sie erst kürzlich Pork Princess und Little Miss Kosher war, und zwar innerhalb einer Woche. Chancenlos erweist sich übrigens Pahusacheta Nahasapeemapetilon mit ihrer Tabla-Nummer. Lisa wird Zweitbeste, bekommt den Titel und die Krone aber nachträglich, weil die Gewinnerin Amber bei einer Veranstaltung vom Blitz gestreift wird. Für einen Augenblick sieht es so aus, als ließe sich Lisa von der neuen Rolle so verführen, dass sie sogar für Laramie-Zigaretten Werbung macht. Dann waltet sie aber auf ihre Weise ihres Amtes: Lisa Kicks Butt. (15. 10. 1992 / 28. 03. 2021)

Treehouse of Horror III (Bösartige Spiele) 4.5 (64)

Die mittlere der drei Halloween-Geschichten ragt heraus, nicht nur, weil sie in Schwarzweiß ist: Homer als King Kong, und Marge als Fay Wray, das ergibt eine schöne alternative Vorgeschichte für diese besondere Ehe. Woman Weds Ape lautet die entsprechende Schlagzeile, die in die Gegenwart zurückführt. Lisa wird von Bart kurz zur Schnecke gemacht. Homer bekommt es mit einer falsch, nämlich auf Böse statt auf Gut eingestellten Krusty-Puppe zu tun, sodass er in Panik einmal nackt durch die Wohnung läuft, worauf eine der beiden Schwestern von Marge (nicht einmal die englischen Untertitel wissen, ob Patty oder Selma) sehr grundsätzlich reagiert: There goes the last lingering thread of my heterosexuality. Bart sucht nach einem politisch korrekten Namen für Zombies: the living-impaired? Die Lebensbeeinträchtigten? (29. 10. 1992 / 29. 03. 2021)

Itchy & Scratchy: The Movie (Bart wird bestraft) 4.6 (65)

Eine Menge Filmgeschichte wird mit einer moralischen Erzählung über Bart verbunden: Zu Beginn ein Ausschnitt aus Star Trek XII mit einer von zu vielen Sequels ausgelaugten Crew. Dann ist Elternsprechtag, wo Mrs. Krabappel eindringlich zu einer konsequenten Erziehung von Bart auffordert, der (zumindest in der Fantasie von Marge) als sleazy male stripper enden könnte, wenn seine Streiche nicht endlich einmal konsequent bestraft werden. Gelegenheit zu einer empfindlichen Strafe bietet der Film Itchy & Scratchy: The Movie (mindestens 53 Prozent neues Material, so die Eigenwerbung), den Lisa schon am ersten Tag in Fankleidung besucht. Sie kommt begeistert nach Hause und berichtet von Cameos von Michael Jackson und Dustin Hoffman (die natürlich alle schon die Simpsons beehrt haben). Einen Bericht von einem Sweat Shop in Korea („where American cartoons are made“, nämlich in Handarbeit) verbindet Kent Brockman mit einer kleinen Filmgeschichte von Itchy und Scratchy, die 1928 mit einer einzelnen, pointen- wie gewaltlosen Szene begann und deutliche Anspielungen auf Mickey Mouse enthält. Der Ausblick auf den Erfolg des Experiments, Bart zu disziplinieren, erweist sich als relativ freudlos: In einer Soylent-Green-Welt hat sich zwar die positive Prognose erfüllt, Bart ist oberster Richter geworden, aber irgendwie ist das Leben nicht mehr so, dass es darauf groß ankäme. Er sieht auch ziemlich mürbe aus, wie er mit Old Homer ins Kino geht. (03. 11. 1992 / 30. 03. 2021)

Marge Gets a Job (Marge muss jobben) 4.7 (66)

Einer der besten Couch-Gags bisher: Die Simpsons mit vertauschten Köpfen. Wie immer ist der Gag eigentlich zu schnell, um ihn wirklich auskosten zu können. Die Fundamente des Simpson-Eigenheims sinken ab, sie leben nun in einem slanty shanty (Bart). Die Reparatur wird teuer, sodass Marge sich nach einer Arbeit umsieht. Ihr erster Lebenslauf ist karg: Homemaker 1980 to present. Lisa hilft ihr dann mit ein paar zum Teil doch sehr unwahrscheinlichen weiteren Stationen einer fiktiven beruflichen Karriere. Eine Stelle im Atomkraftwerk bringt sie wieder mit Burns zusammen, mit dem sie ja als Malerin schon einmal zu tun hatte. Davon scheint er nichts mehr zu wissen. Bart simuliert sich in einer Nebenhandlung durch allerlei Krankheiten (schmerzende Eierstöcke, Tollwut), bis ihn ein Alaska-Wolf heimsucht, den der irisch klingende Schulwart aus dem Verkehr zieht. Homer definiert seine Vorstellung von „time of her (also Marges) life“: we’re getting some drive-through, then we’re doing it twice. (05. 11. 1992/ 01. 04. 2021)

New Kid on the Block (Laura, die neue Nachbarin) 4.8 (67)

Wir hören von einer Titelgeschichte im Time Magazine, derzufolge Springfield America’s Worst City ist. Trotzdem gibt es noch Leute, die neu in die Stadt ziehen, und so lebt nun neben den Simpsons ein Mädchen, das Bart so sehr den Kopf verdreht, dass er sogar ein Bad nimmt, damit seine Haut sich at its yellowest zeigt. Und als Laura Powers zum ersten Mal babysitten kommt, tritt Bart ihr als Mini-Sherlock (mit Pfeife) gegenüber. Homer sprengt beim Frying Dutchman das Konzept von All You Can Eat, und prozessiert dann auch noch, mit Hilfe eines Anwalts, der zu seinen Referenzfällen eine Klage gegen den Film The Neverending Story anführt, weil der wohl Anfang und Ende hatte. Homer unterhält sich mit Frau Powers über normal appetites, ein Thema, bei dem er nur mitreden kann, wenn Sex gemeint. Denn in der anderen Hinsicht ist er nicht normal, sondern a beast more stomach than man. (12. 11. 1992 / 02. 4. 2021)

Mr. Plow (Einmal als Schneekönig) 4.9 (68)

Ungeachtet seiner ungekündigten Stelle im Atomkraftwerk, um die sich diese Folge nicht kümmert, startet Homer einen Versuch als Unternehmer in der Service-Industrie: Er demoliert beide Familienautos, und kauft dann als Ersatz einen Schneepflug. Als Mr. Plow ist er eine Weile sehr erfolgreich, bis er in Barney, der – nackt bis auf eine Windelhose – im tiefen Winter für Babyprodukte Straßenwerbung macht, mit einer provozierenden Bemerkung den Ehrgeiz weckt. Als Plow King macht er seinem besten Freund sehr erfolgreich Konkurrenz, auch deswegen, weil Linda Ronstadt für ihn Werbung macht, und dann sogar mit ihm in den Jacuzzi steigt. Der Begriff greenhouse effect taucht hier früh und in einem lustigen Zusammenhang auf: Gott sorgt persönlich für eine Hitzewelle, weil Homer seinen Namen respektlos ausgesprochen hat. Einmal mehr bekommen wir einen deutlichen Hinweis auf die sexuelle Erregbarkeit von Marge: Die Mr. Plow-Jacke von Homer wird Requisit für eine extended period of gettin‘ it on. Detail: Troy McClure rühmt sich der Mitwirkung an einem Film mit dem Titel The Erotic Adventures of Hercules und damit einer Vergangenheit in der Pornobranche. Detail: In einer kurzen beunruhigenden Phantasie betätigt Homer sich mit dem Schneepflug vor dem Weißen Haus als Beseitiger von Demonstranten, um Präsident George H. W. Bush zu gefallen. (19. November 1992 / 03. 04. 2021)

Lisa’s First Word (Am Anfang war das Wort) 4.10 (69)

Der deutsche Titel fügt unnötig theologisches Pathos zu dieser weiteren familienbiografischen Folge hinzu: Sie führt in das Jahr 1984, als Olympische Spiele ohne Beteiligung der Sowjetunion stattfanden, was deutliche Auswirkungen auf den Medaillenspiegel hatte, und auf die Jahresbilanz von Krusty, der nämlich für jeden amerikanischen Titel einen Gratis-Burger versprach. Bart ist 1984 zwei Jahre alt, sein erstes Wort ist unschwer zu erraten. Homer und Marge kaufen das Haus, in dem die Simpsons immer noch leben, mit einer Aushilfe im Ausmaß von 15000 Dollar von Grampa Simpson, der dafür sein eigenes Haus verkauft, das er angeblich gewonnen hatte. Heute nicht mehr unwidersprochen bliebe der Gag, dass Bart und die Flanders-Kinder sich für das Brettspiel The Good Samaritan als Beduinen / Scheichs, jedenfalls stark orientalisierend, verkleiden. Barts frühkindliche Eifersucht auf die neue Schwester legt Lisa selbst diplomatisch bei. Ihr erstes Wort ist der Name des Bruders. Nur Maggie sagt dann das von allen erhoffte vätergesetzliche Kosewort: Daddy - als niemand zuhört. (03. 12. 1992 / 04. 04.2021)

Homer’s Triple Bypass (Oh Schmerz, das Herz) 4.11 (70)

Die Geheimnisse einer schnell geschnittenen Cartoon-Serie: „and that’s why God causes train wrecks“, lernen Bart und Lisa in der Sonntagsschule, den Satz davor hätte man nun natürlich gern gehört, doch der bleibt für alle Zeiten dem Publikum zur Ergänzung aufgegeben, und das Publikum hat dafür keine Zeit, dazu sind die Simpsons zu rasant. Bei Homers kaputtem Herz gibt es hingegen eine sehr klare Verursachung: die Verstopfung seiner Gefäße hat mit seinen Essgewohnheiten zu tun. Da das amerikanische Gesundheitssystem mit dem europäischen nicht mithalten kann, würde der Triple-Bypass 30000 Dollar kosten, nach der Aufregung, die diese Auskunft verursacht, steigt der Preis gleich auf 40000. Dr. Nick (1-600-DOCTORB, eine Art Saul Goodman der Chirurgie) macht die Sache auch für 129,90, benötigt aber Instruktionen von Lisa, die dem anatomischen Theater mit ihrem Vater in der passiven Hauptrolle von der Galerie aus beiwohnt. Es geht alles gut aus. Der Literatur entnehme ich, dass die Produktionsbedingungen dieser Folge nicht ideal waren. Man sieht es ein bisschen, es gibt viele Ideen, aber es wirkt alles ein bisschen zusammengestoppelt. (17. 12. 1992 / 05. 04. 2021)

Marge vs. the Monorail (Springfield kommt in Fahrt) 4.12 (71)

Ein unerwarteter Geldsegen von drei Millionen Dollar erreicht Springfield, nachdem Burns und Smithers bei der unsachgemäßen Entsorgung von toxischem Abfall erwischt wurden. Marge hält ein grundvernünftiges Plädoyer für eine Sanierung der desolaten Main Street, wird aber von einem Rattenfänger namens Lyle Lanley ausmanövriert, der die Errichtung eines Monorails vorschlägt - wofür tatsächlich alles spricht, außer dass Springfield keinen solchen Zug braucht, was sachgemäß nur Lisa zu formulieren weiß. Aber auch sie ist von Lanley hingerissen, der statt einer Abstimmung eine große Musical-Nummer inszeniert. Homer bewirbt sich als Zugführer, und schafft es im kritischen Moment tatsächlich, den außer Kontrolle geratenen Zug zu stoppen. Er wirft Anker in einem Donut! Bester Gag vielleicht die Werbung für Truckosaurus: The Movie mit der Stimme von Marlon Brando (celebrity voice impersonated, also stimmenimitiert). Da es eine Folge über Geschwindigkeit ist, beginnt sie im Flintstone Age: Homer lässt ein Yabba Dabba Doo hören! (14. 01. 1993 / 06. 04. 2021)

Selma’s Choice (Selma will ein Baby) 4.13 (72)

Lisa mag eine Intellektuelle sein, vor dem Fernseher und mit der Aussicht auf einen Nachmittag im Freizeitpark Duff Gardens (Attraktion zum Beispiel: ein Beerquarium) ist sie doch ganz und gar Kind. Der Ausflug muss verschoben werden, weil eine Tante Gladys stirbt, die aber nicht viel mehr hinterlässt als eine Sammlung potato chips that resemble celebrities (darunter Jay Leno), einen Leguan, und bei Selma einen Kinderwunsch. Sie wäre schließlich sogar bereit, sich bei der Samenbank von Springfield (Est. 1858!) zu versorgen, obwohl die nur Spermien von Barney vorrätig hat. Homer isst ein verdorbenes Sandwich und muss das Bett hüten. Marge nützt seine Schwäche und spielt ihm Yentl vor (sein Kommentar: Yentl puts the she in yeshiva), als es ihm wieder besser geht, folgt The Erotic Adventures of Hercules (mit, wie sie mit unerwarteter Kennerschaft hervorhebt, Norman Fell als Zeus). Homer genießt die erotische Inspiration als Homercles in Toga. Bart und Lisa sind derweil mit Patty und Selma in Duff Gardens. Lisa erlebt dort einen Trip, der es mit Carlos Castanedas Büchern aufnehmen könnte (beim Nachlesen erfahre ich allerdings, dass die Visionen eher auf Fear and Loathing in Las Vegas referieren). Selma bescheidet sich mit dem Leguan. (21.01. 1993 / 07. 04. 2021)

Brother from the Same Planet (Großer Bruder, kleiner Bruder) 4.14 (73)

Bart spielt Fußball, und zwar offensichtlich in einer Gegend, die von Springfield surreal weit entfernt ist. Homer vergisst, ihn abzuholen, als er endlich dran denkt, verlässt er das Haus unbekleidet (Flanders: „I can see your doodle“). Bart tröstet sich bei einer Bigger Brother-Agentur und bekommt einen blonden Superkumpel zugewiesen, der mit ihm Paragleiten geht und eine Delphin-Show besucht. Da hat Homer schon reagiert: er hat sich einen kleineren Bruder besorgt. Die Anklänge von Pädophilie (Täter wie Opfer) sind deutlich, prallen aber an den beiden Simpsons ab. Fast besser als der zentrale Plot ist die Nebenhandlung, in der Lisa eine Sucht entwickelt: sie ruft ständig eine Hotline an, bei der ein junger Mann (ein „non threatening boy“, so heißt das Magazin, wo sie die Nummer gefunden hat) Süßholz raspelt. Die Therapie lautet kalter Entzug. Wenn sie bis 24 Uhr durchhält, ist sie über den Berg. Sie behilft sich mit der Ersatzdroge: sie ruft, um über die Zeit zu kommen, bei der Zeit selbst an (bei der Zeit-Durchsage, gibt es auch in Deutschland übrigens bis heute). (04. 02. 1993 / 08. 04. 2021)

I Love Lisa (Ralph liebt Lisa) 4.15 (74)

Bart schreibt seine Meinung über den Valentinstag auf ein candy heart: Love Sux. Lisa hingegen, immer die Tochter der verbindlichen Marge, schreibt aus Mitleid eine Karte für Ralph, den Klassenloser aus der letzten Bank (und, woraus sich dieser Status wohl auch herleitet, Sohn von Polizei-Wiggum). In einer sehr unappetitlichen Szene werden ein paar hundert Kilo Rinderherzen an die Schulkantine geliefert, und, so die Implikation, auch verfüttert. Homers Gewissen wird kurz sichtbar, es handelt sich um eine blässliche Engelsgestalt. Principal Skinner hat einen Erinnerungsschub an Da Nang 1969, der stark nach Apocalypse Now aussieht. Bei einer Schulgala zu Ehren der amerikanischen Präsidenten sind Bill und Hillary Clinton zugegen, eine Nummer widmet sich ausdrücklich den mediokren Präsidenten, dann spielen Bart und Milhouse die Ermordung von Abraham Lincoln (Hasta la vista, Abie!), und Lisa spielt mit Ralph das Leben von George Washington nach. Auf der Bühne hat Ralph plötzlich Charisma. Für eine Freundschaft mit Lisa reicht es dann immerhin. (11. 02. 1993 / 09. 04. 2021)

Duffless (Keine Experimente) 4.16 (75)

Nach einer Werksbesichtigung der Duff Brewery verliert Homer den Führerschein. Zudem muss er an einer (von Troy McClure moderierten) Vorführung von drivers ed Filmen teilnehmen, die in erster Linie aus Unfallbildern besteht. Zu sehen ist der reaction shot: eine lange Reihe entsetzter Gesichter, aus denen nur Homer herausfällt, der sich gut unterhalten fühlt („it’s funny cause I don’t know him“). Marge fragt sich (nach einschlägiger Lektüre): Is your spouse a souse? Sie überredet Homer zu einer dreißigtägigen Bierabstinenz, die er nicht nur erstaunlicherweise durchhält (mit aufregenden Ablenkungen wie eine Supperware-Party bei Patty und Selma), sondern die ihn dazu bringt, dem Gasohol (er stellt sich Bier als Treibstoff vor) auch noch für einen glücklichen Ritt mit Marge auf dem Kinderfahrrad zu entsagen, das ihm während der Zeit seines Führerscheinentzugs als Verkehrsmittel dient. Lisa hat bei der School Science Fair das Nachsehen gegenüber Bart, der einen Hamster in ein Modellflugzeug setzt, um herauszufinden, ob Hamster fliegen können: Gegen Wissenschaftlichkeit à la P. T. Barnum hat sorgfältige Methodik keine Chance. (18. 02. 1993 / 10. 04. 2021)

Last Exit to Springfield (Prinzessin von Zahnstein) 4.17 (76)

Von der Anspielung auf Hubert Selbys Roman Last Exit to Brooklyn kriegt der deutsche Titel hier gar nichts mit, ich hätte sie aber auch nicht bemerkt. Zu Beginn hat wieder einmal der Last Action Hero McBain einen Auftritt, er fällt einem Schurken zum Opfer, der sich sogar Barts Respekt verdient: one evil dude. Syllogistischer Schnitt auf Burns, der sich an die Frühzeit der Atomindustrie in Springfield anno 1909 erinnert, damals noch ohne Gewerkschaften. Homers Denkprozesse ähneln häufig Kurzschlüssen, aber dieses Mal begreift er, dass Lisa nur dann eine vertretbare Zahnspange (an Stelle eines monströsen Metallgestells) bekommt, wenn die Firma dafür zahlt. Er wird also Gewerkschaftsführer, verbindet das en passant mit einer Fantasie von sich als Don Homer, dem aus allen mafiosen Richtungen Donuts gereicht werden, bringt dann aber den Arbeitskampf zu einem glücklichen Ende. Lisa durchschwebt unter dem Einfluss eines Beruhigungsmittels eine Beatles-Welt (Lisa in the Sky trifft auf ein U-Boot), und schafft als Protestsängerin den Umschwung im Streik: They have the plant, but we have the power. (11. 03. 1993 / 13. 04. 2021)

So It’s Come to This: A Simpsons Clip Show (Nur ein Aprilscherz) 4.18 (77)

Für einen besonders effektvollen Aprilscherz manipuliert Bart eine Dose Duff. Durch die Explosion wird Homer so schwer verletzt, dass er sich eine Weile zwischen Leben und Tod befindet. Dies dient als Anlass für allerlei Rückblenden in die „Vergangenheit“ der Simpsons, um Homers gravierende Hirnschäden herzuleiten, aber auch, um ihn (durch Gedächtnisleistung) aus dem Koma zu holen. Die Folge hat aber auch ein bisschen Original-Content, und der hat es in sich: In einer nun tatsächlich weitreichenden Rückblende sehen wir die Simpsons im Jahr 1022 als „Heiden“, die den blutgierigen Gott Baal verehren (in der Bibel der große Gegner des jüdischen, also des „richtigen“ Gottes), und die von Flanders (damals schon christlich, also auch auf den „richtigen“ Kalender umgestellt) in den ersten April geschickt werden. Warum das Jahr 1022? Da müsste man vielleicht Wickie fragen. (01. 04. 1993 / 14. 04. 2021)

The Front (Wir vom Trickfilm) 4.19 (78)

„Cartoons have writers?“ Daran hätte Bart nie gedacht, aber auch Itchy & Scratchy hat einen Autorenstab, und anders, als es in einer gegen Plagiatsverdacht konsequent abgesicherten Wirklichkeit denkbar ist, wird ein Drehbuch von Bart und Lisa für die beiden Cartoon-Idole tatsächlich gelesen und realisiert. Es bedarf dazu aber eines kleinen Tricks: sie schreiben unter dem Pseudonym Abraham Simpson, also in Namen des Großvaters, der es auf diese Weise zu einer kleinen Studio-Karriere und schließlich sogar zu einem Award bringt, verliehen von Brooke Shields! Homer muss einräumen, dass er die High School nie abgeschlossen hat (gescheitert unter anderem an Remedial Science 1A), geht noch einmal zur Schule, und muss nun mit dem erworbenen Zeugnis bis 2024 warten, da stünde dann nämlich das nächste Klassentreffen an. Krusty sehen wir dieses Mal in einer Kochshow, er zeigt sich „ashamed of his roots“ (Lisa), die traumatische jüdische Kindheit wirkt also weiter, unter anderem auch in einem unersättlichen Bedürfnis nach Nikotin(pflaster). (15. 04. 1993 / 16. 04. 2021)

Whacking Day (Das Schlangennest) 4.20 (79)

Ein seltsamer Feiertag im Jahreskreis von Springfield ist der Whacking Day, den man entweder als einen animalistischen Purge oder als verschobenes Sündenbock-Ritual sehen kann. Homer freut sich in jedem Fall drauf, er hat sich eigens einen neuen Schläger gekauft, und wartet nun mit dem Rest der Stadt, dass die Schlangen in die Stadt getrieben werden, damit man sie dort grausam erschlagen kann. Mit Hilfe des zufällig beim Haus der Simpsons vorbeispazierenden Sängers Larry, sorry: Barry White kann Lisa den Whacking Day von dem Fluch seiner stupiden jährlichen Wiederholung befreien und ihn damit abschaffen. Und Bart, der zu Beginn der Folge mit dem Monster-Traktor des Schulwarts William den Schulinspektor von hinten gerammt hat, weiß sogar etwas von einer anti-irischen Vorgeschichte des Whacking Day, die bis ins Jahr 1924 zurückreicht. Oliver Stone hat nur namentlich ein Cameo als Gastregisseur einer Szene von Itchy und Scratchy, die auf die Ermordung von Lee Harvey Oswald anspielt. Nach dem Vorblick auf Homer im Jahr 2024 in 4.19 gibt es dieses Mal einen weiteren possibilistischen Ausblick für Bart: ohne Schulabschluss müsste er als unrasierter Produkttester Dinge zu sich nehmen, die „some monsterism“ auslösen. (29. 04. 1993 / 18. 04. 2021)

Marge in Chains (Marge wird verhaftet) 4.21 (80)

Ein beiläufig zu sehendes Straßenschild erlaubt vage Hinweise darauf, wo Springfield eigentlich liegt: 676 Kilometer bis Mexico City. Da es von dort aus schon allein nach Norden bis Monterrey eher um die 900 Kilometer sind, kommt als geographische Position eigentlich nur Mexiko oder der Golf von Mexiko in Frage, keineswegs aber die USA. So viel zur erzählerischen Freiheit im Simpsons-Surrealismus. Auch die Wohnadresse hätte sich im Lauf der Staffeln geändert: Sie lautet nun 742 Evergreen Terrace. Ist das Schlamperei, oder steckt da ein höherer Blödsinn dahinter? Marge wird im Kwik-e-Mart mit einer Flasche Bourbon bei einem Ladendiebstahl erwischt und muss 30 Tage ins Gefängnis. Mit den tough girls hinter Gittern kommt sie gut aus. Kaum ist sie wieder ein Freiheit, bekommt sie eine Statue, nachdem die von Jimmy Carter (Inschrift: MALAISE FOREVER) vandalisiert wurde. Ohne eine wie Marge wäre Springfield einfach aufgeschmissen, jedenfalls aber 15 Dollar aus dem Verkauf der Marshmallows, die sie immer macht, ärmer. (06. 05. 1993 / 19. 04. 2021)

Krusty Gets Kancelled (Krusty, der TV-Star) 4.22 (81)

Eine Staffel, bei der sich doch manchmal Andeutungen von Routine erkennen ließen, endet mit einem Meisterwerk. Meine Lieblingsstellen sind Barts Besuch bei Hugh Hefner (einmal mehr mit Sherlock-Pfeife, aus der jedoch Seifenblasen entweichen) und die sowjet-avantgardistische Version von Itchy & Scratchy. Prominenzweise gibt es einen ziemlichen Auftrieb: Bette Midler, die Red Hot Chili Peppers (in Unterhosen, wie es sich für sie gehört), Johnny Carson, und Elizabeth Taylor, die allerdings nicht viel mehr tut als Juwelen und einen Oscar zu polieren. Luke Perry wird zum Projektil und endet, nach einer kurzen Einstellung auf sein entstelltes Gesicht, neben dem man in Vergleich Picasso mit Normal, haltaus, Norman Rockwell verwechseln könnte, in den Trümmern einer Polsterfabrik. Mich interessieren bei solchen Langzeitprojekten auch immer sehr die kleinen Anbauten an den äußersten Rändern des fiktionalen Universums, zum Beispiel hier die Information, dass der Darsteller von McBain, den wir bei einer Game Show am Strand antreffen, Rainier Wolfcastle heißt! (13. Mai 1993 / 22. 04. 2021)

Staffel 5

Homer’s Barbershop Quartet (Homer und die Sangesbrüder) 5.1 (82)

Wieder was gelernt: homophones a-cappella-Singen heißt also Barbershop! In einer der unwahrscheinlicheren der gelegentlichen Rückblenden wird Homer (gemeinsam mit Skinner, Apu und Barney) anno 1985 für fünfeinhalb Wochen ein Popstar, bei den Grammys schlagen die Be Sharps sogar die Dexy’s Midnight Runners (Lisa kann das einordnen!). Bei einer Party trifft Homer einen gewissen George Harrison, interessiert sich aber nur für Brownies. Das Quartett zerbricht daran, dass Barney eine japanische Konzeptkünstlerin kennenlernt, die seine Rülpser zu Kunst macht. Ein Auftritt auf dem Dach von Moe’s geht sich noch aus, aber die Be Sharps bleiben eine Episode, und die Kinder bestehen am Ende der Geschichte nicht auf einer plausiblen Erklärung dafür, dass aus der Zeit, als Homer sehr unzeitgemäße 80er-Musik gemacht hat, weder Erinnerungen noch Geld übriggeblieben ist. Reich an Gags ist die Einleitung zu der Folge: bei einem Swap Meet findet Lisa eine Malibu Stacy von 1958 (mit Jayne-Mansfield-Busen), und am Stand von Marge kann man ihr (Gesamt?)Werk als Malerin ausgestellt sehen (mit dem schlafenden Homer). (30. 09. 1993 / 24. 04. 2021)

Cape Feare (Am Kap der Angst) 5.2 (83)

Die bisher wohl ausdrücklichste und ausführlichste Filmparodie der Simpsons bringt es mit sich, dass sich die Serie für ein paar Minuten verwandelt und von vorn anfängt: Die Simpsons sind nun die Thompsons, notwendig wird das, weil sie in ein Zeugenschutzprogramm müssen, denn Sideshow Bob, auf Bewährung in Freiheit, will Bart umbringen, der ja damals den Sherlock in sich entdeckt hatte, als es Patty (oder war es Selma?) an den Kragen ging. Großartig der sehr weit hergeholte Running Gag mit Gilbert & Sullivan: Bart trifft Bob an dessen wundem Punkt, der Eitelkeit, und gewinnt Zeit, indem er ihn die gesamte HMS Pinafore singen lässt. Sehr schön auch der Elefantengag: Bob gerät in Terror Lake, wo die Thompsons auf einem Hausboot leben sollen, unter eine Parade von Dickhäutern (Terror Lake Salutes Hannibal). Die Folge beginnt mit einer Folge von Up with McBain, der als regular zunehmend an Troy McClure heranreicht. (07. 10. 1993 / 25. 04. 2021)

Homer Goes to College (Homer an der Uni) 5.3 (84)

Beim Couch-Gag (einen Tafelgag hat diese Folge nicht) kündigt sich schon an, dass Monty Python’s eine Rolle spielen könnten. Nach einer Inspektion im Kraftwerk muss Homer eine Qualifizierung nachbringen: Nuclear Physics 101. Seine Auffassung von Studium erweist sich als unzeitgemäß: für ihn liegt the true meaning of college in einer radikal verlängerten Adoleszenz (Party, Streiche, ...), dabei entgeht ihm vollständig, dass die Nerds von 1993, denen gegenüber er sich als Jock sieht, die Bosse der Zukunft sind (und nebenbei alle Folgen von Monty Python’s auswendig kennen): sie lassen im Telefon der Simpsons zum ersten Mal das quietschende Geräusch ertönen, das für ein paar Jahre die Einwahl ins Internet begleitete. Dass Homer dann nur dank eines Hacks graduiert, ist konsequent. Herausragender Gag nebenbei: Bart und Lisa sehen die legendäre Folge von Itchy und Scratchy, in der Scratchy einmal Rache nimmt. Gefesselt, mit Sprengstoff umgürtet und Angesicht zu Angesicht mit einer Rakete befindet Itchy sich in einer Situation, in der es schon eines außergewöhnlichen Aktes des Houdinismus bedürfte, um der Vernichtung zu entgehen. Die Nerds ziehen just in dem Moment den Stromstecker, niemand wird jemals wissen, wie diese Folge ausging! (14. 10. 1993 / 26. 04. 2021)

Rosebud (Kampf um Bobo) 5.4 (85)

Die Parodie auf Citizen Kane, mit einem Teddybären namens Bobo an der Stelle der legendär rätselhaften Kindheitschiffre Rosebud, ist ein Fest an beiläufigen Gags (der beste wohl: Burns als Marilyn Monroe in der Szene mit dem Lüftungskleid). Homer kommt es zu, an Burns‘ Geburtstag mit einem comedy roast für Unterhaltung zu sorgen. Das geht schief, obwohl er unter Einsatz seiner Gesäßmuskeln agiert. Selbst die Ramones (those minstrels) können die Wunde nicht schließen, die in Burns‘ Existenz durch eine frühkindliche Entscheidung für den Mammon entstanden ist. Bobo der Bär landet, nach einer großartigen Reise um die Welt und durch die Weltgeschichte (mit dem Höhepunkt im Nazi-Untergang 1945), in Springfield bei den Simpsons. Die kindliche Autorität von Maggie erweist sich als mächtiger als eine Million Dollar und drei Inseln in Hawaii – so viel würde Burns zahlen, um Bobo wiederzubekommen. Bleibt also einziger Ausweg, das Kind zu überreden – ist das nun ein trauriges oder ein glückliches Ende? Es ist ein Ende, sagt Marge. Die Simpsons sind wieder einmal nicht reich geworden, und der Proto-Kryoniker Burns wird noch in hunderttausend Jahren sein Unwesen als Xanadu-Monster treiben. (21. 10. 1993 / 01. 05. 2021)

Treehouse of Horror IV (Die Fahrt zur Hölle) 5.5 (86)

Die vierte Halloween-Folge wird von Bart moderiert, der durch eine Gemäldegalerie (a ghoulish gallery) führt, mit dem Höhepunkt eines Bildes, in dem Hunde bei einem Pokerspiel um einen Tisch versammelt sitzen (das Bild lässt Homer verrückt werden, und provoziert eine Halloween-Geschichte, die so schrecklich ist, dass die Simpsons-Macher darauf verzichten, sie zu erzählen). Bei der ersten Geschichte The Devil und Homer Simpson sitzt eine Jury darüber zu Gericht, wem die Seele von Homer gehört. Eines der Mitglieder der Jury heißt Lizzie Borden, wodurch ich erst herausgefunden habe, dass die feministische Filmemacherin gleichen Namens sich nach einer Doppelmörderin aus dem 19. Jahrhundert benannt hat. Marge schafft es erfolgreich, ihre ältesten Rechte auf Homers Seele durchzusetzen. In der zweiten Geschichte wird Bart im Schulbus von Gremlin-Erscheinungen terrorisiert, und in der dritten wird Francis Ford Coppolas Dracula durch den Kakao gezogen, unter anderem durch Lisa, die einen älteren Blutsauger aufruft: Nosferatu – das (!) vampyr. (28. 10. 1993 / 01. 05. 2021)

Marge on the Lam (Die Fahrt zur Hölle) 5.6 (87)

Die alleinerziehende Nachbarin Ruth Powers bekommt einen großen Auftritt, weil sie Marge auf die Seite der rebelling women holt. Homer erweist sich wieder einmal als unmöglicher Ehemann, er soll eigentlich mit Marge eine Ballett-Vorstellung besuchen (von der er eine sehr eigentümliche Vorstellung hat, er denkt an einen im Kreis fahrenden Tanzbären), steckt aber mit beiden Armen in Automaten fest, aus denen er etwas für seine orale Befriedigung holen wollte – a snack-related mishap, seine Version des Prometheismus. Mit Ruth und auf den Spuren von Thelma und Louise macht Marge Erfahrungen, für die sie sich durch Malkurse u.ä. immerhin in früheren Folgen schon ein wenig geneigt erwiesen hat. Zum Beispiel besuchen die beiden Frauen einen Underground Club namens The Hate Club, sie treffen dort auch den Bürgermeister Quimby, der sein Doppelleben relativ offen führt. Wichtige Nebenfigur dieses Mal: der Anwalt Lionel Hutz aka Miguel Sanchez aka Dr Nguyen Van Thoc, eine Art Saul Goodman vor der Zeit. (04. 11. 1993 / 01. 05. 2021)

Bart’s Inner Child (Bart, das innere Ich) 5.7 (88)

Kaum hat Marge in der Folge 5.6 einmal ein bisschen rebelliert, wird sie schon in die Schranken gewiesen: „Am I no fun?“, fragt sie sich voller Selbstzweifel, nachdem man ihr chronic nagging vorgeworfen hat. Eine vorübergehende Lösung findet sie für ganz Springfield in den Ratschlägen des Selbsthilfegurus Brad Goodman, der ausgerechnet in dem Ironiker Bart ein Vorbild für ein gelungenes Selbstverhältnis erkennt: „I do what I feel like“. Zwar durchschaut Lisa von Beginn an, dass Goodman nur a bunch of easy answers bietet. Die Menschen in Springfield steigen aber voll auf das Programm ein: bei einem Do What You Feel Like Tag, bei dem alle sich nach ihrem Gusto verhalten, erkennt Bart, dass sein Alleinstellungsmerkmal (jeglichem Impuls immer sofort nachzugeben) nun von allen geteilt wird. Lisa weiß Rat: um sich weiterhin zu unterscheiden, bleibt ihm nur eine Existenz als good natured doormat. Die großartige Folge (Autor, um endlich auch darauf ein wenig zu achten: George Meyer) führt Springfield wieder einmal an den Rand eines Pogroms. (11. 11. 1993 / 03. 05. 2021)

Boy-Scoutz’n the Hood (Auf Wildwasserfahrt) 5.8 (89)

In einer Video-Arcade sehen wir Martin, der als einziger My Dinner with André spielt, ein Konversationsgame über den tieferen Sinn des Lebens und Bedeutens. Bart und Milhouse fliegt ein Zwanziger zu, den plötzlichen Reichtum investieren sie bei Apu in einen all-syrup Super Squishee (mit einem „it’s never been done“ verlangt der Kwik-e-Mart-Inhaber der einschlägigen Maschine alles ab). Aus dem Zuckerrausch wacht Bart als Junior Camper auf. Er gehört nun einer Jugendorganisation an, für die Homer nur groben Spott übrig hat. Zum Rafting kommt er dann widerstrebend mit, und endet mit Bart sowie Flanders und dessen Sohn Rod auf hoher See – im Wildwasser sind sie an der relevanten Felskante falsch, nämlich nach links abgebogen. Vor dem Tod durch Verhungern und Verdursten bewahrt ein Krusty Burger, der irrtümlich auf einer unbemannten Ölplattform errichtet wurde. Gastauftritt: Ernest Borgnine, allen Kindern bekannt (?) aus From Here to Eternity. (18. 11. 1993 / 04. 05. 2021)

The Last Temptation of Homer (Homer liebt Mindy) 5.9 (90)

Burns bekommt es wieder einmal mit den Behörden zu tun. Neue Auflage: die rein männliche Belegschaft des Kraftwerks muss einen Frauenanteil bekommen. Auftritt Mindy Simmons, eine Doppelgängerin von Homer in attraktiv-weiblicher Gestalt. Homer verknallt sich sofort, widersteht allen Suggestionen aber relativ hartnäckig, selbst einen unausweichlichen Kuss nach einem von zwei Seiten verspeisten foot-long-chili-dog, bei dem er am anderen Ende auf die nicht minder verfressene Mindy stößt, übersteht er. Die Dienstreise nach Capital City (the Windy Apple, also gewissermaßen Chiyork, oder Newcago), für die er gemeinsam mit Mindy ausgesucht wurde, ist schon beinahe geschafft, da gibt es noch ein Dinner bei Madame Chao’s. Bei einem chinesischen Essen kommt am Ende ja das obligate Papierröllchenorakel (aus einem Cookie), das Homer eine neue Frau verheißt. Er fügt sich beinahe in den Ehebruch, abgewendet wird er durch einen Dialog für die Ewigkeit. Er: The cookie told me so. Sie: Desserts aren’t always right. Er: But they’re so sweet. Bart trägt in dieser Folge Brille und orthopädische Schuhe, ist also ein Nerd. (09. 12. 1993 / 05. 05. 2021)

$pringfield (or, How I Learned t Stop Worrying and Love Legalized Gambling) (Vom Teufel besessen) 5.10 (91)

The News on Parade heißt die täuschend echt nachgemachte Cartoon-Wochenschau, die zu Beginn der Folge in ein früheres Springfield (eine city on the grow) zurückführt – beinahe ein Höhepunkt unter den vielen Format-Parodien in den Simpsons. In der Gegenwart der Serie herrscht eine Wirtschaftskrise, der die Stadtverwaltung mit der Errichtung eines Casinos zu begegnen versucht. Alle sind dafür, sogar Marge, von der alle erwartet hätten, dass sie dagegen wäre. Es hat dann fast etwas Radikales, wie die sonst so vernünftige Hausfrau und Mutter sich von einem Moment auf den anderen dem Gott Gamblor verschreibt, wie sie buchstäblich wochenlang als slot jockey an der Maschine sitzt, und wegen ihrer Spielsucht die Familie vernachlässigt. Es löst sich alles gut auf, und dass Liza bei einem pageant, bei dem die Kinder als Bundesstaaten gehen sollen, wie ein Matratzen-Toast aussieht („I’m not a state, I’m am monster“), bleibt als denkwürdiges Zeichen der Verwahrlosung in Erinnerung. (16. 12. 1993 / 06. 05. 2021)

Homer the Vigilante (Die Springfield-Bürgerwehr) 5.11 (92)

„You’re the man, man.“ Selbst Otto ist für Homer als Anführer einer Bürgerwehr, nachdem ein Cat Burglar eine Serie von Einbrüchen in Springfield verübt hat, unter Hinterlassung einer Visitenkarte. Bei Flanders wurden seine Strandbadetücher gestohlen (mit dem Grabtuch von Turin als Motiv darauf), Liza wurde das Saxophon unter der Bettdecke weggeraubt. Who will police the police?, fragt sie trotzdem, sie will zwar das Instrument zurück, nicht jedoch um jeden Preis. Mit Homer als Gegner hat der Verbrecher leichtes Spiel, selbst ein wertvoller Edelstein aus dem Springfield Museum wird in Mission Not so Impossible-Manier entwendet. Chief Wiggums erweist sich einmal mehr als Trottel, dem nur Homer das Wasser reichen kann. Sam Neill, der den Räuber Molloy (oder, so die Untertitel auf Disney+, Malloy) sprach, kannte man damals aus The Piano von Jane Campion, in Amerika aber wohl eher aus Jurassic Park. (06. 01. 1994 / 08. 05. 2021)

Bart Gets Famous (Bart wird berühmt) 5.12 (93)

Die klassische Escape-Strategie schlimmer Kinder macht Bart hier berühmt: „Ich war’s nicht“. „I didn’t do it.“ Das wird sein Satz, sein Identifikationsmerkmal, nachdem er im Studio von Krusty live die gesamte Dekoration zum Einsturz gebracht hat. Bart durchläuft einmal den Zyklus der Prominenz, mit dem Höhepunkt eines Auftritts in der Conan O’Brien Show, auf die er sich eigens vorbereitet, und wo er es mit Umweltbewusstsein probiert. Er kommt damit ungefähr einen halben Satz weit, bevor er zur Ordnung gerufen wird: „do the line“. „I didn’t do it“. Irgendwann ist die Line dann verbraucht, und niemand findet sie mehr witzig. Die weirde Show, in der Bart auch auf Spike Lee trifft, ist schon nur mehr ein Traum. Am Ende ist wieder daheim bei der Familie, in der kleinen Welt der Simpsons. Erstaunlich übrigens, wieviel Psychologie man in eine Zeichentrickfigur hineinzeichnen kann. (03. 02. 1994 / 11. 05. 2021)

Homer and Apu (Apu der Inder) 5.13 (94)

Ausgerechnet Homer, der als Müllabfuhr für verdorbene Lebensmittel einiges aushält, sorgt mit einer versteckten Kamera in einem entsprechend vergrößerten Stetson dafür, dass Apu seine Position als Inhaber des Kwik-e-Marts verliert, weil er viele Dinge verkauft, die nicht einmal mehr Homer verträgt (Verallgemeinerung auf generell „indischen“ Umgang mit Lebensmitteln oder Hygieneverstöße of color nicht zulässig!). Sein Nachfolger wird der Schauspieler James Woods, der in dieser Funktion für eine Rolle übt. Nachdem Apu die prizing gun abgegeben hat (auch die zweite, die er versteckt im rechten Hosenbein trug), macht er sich bei den Simpsons als Faktotum nützlich, zum Zwecke des karmic realignments. Homer meint zwar: Karma can only be portioned by the cosmos (wo er das bloß her hat?). Nach einem besonders scharfen indischen Essen ist Lisa entrückt: I can see through time. Mit Marge sucht Apu einen Monstromart auf, wo sie unter anderem eine Flutwelle aus Cranberrysaft überleben. Es hilft alles nichts: Er möchte zurück in seine alte Aufgabe. Der Umweg über die Konzernzentrale in Indien, den er mit Homer in einer großartigen Montagesequenz macht, mit Anspielungen unter anderem auf Lawrence of Arabia, wäre gar nicht nötig: James Woods hat schon ein neues Rollenangebot. Und so endet auch diese Folge verlässlich dort, wo in Sitcoms alle Folgen enden müssen: beim Status quo ante. (10. 02. 1994 / 14. 05.2021)

Lisa vs. Malibu Stacy (Lisa kontra Malibu Stacy) 5.14 (95)

Mit einem Aufziehfaden kann man das neue Modell von Malibu Stacy dazu bringen, Sätze wie „Don’t ask me, I’m just a girl“ von sich zu geben. Lisa nimmt daran Anstoß, sie verwendet in einer Tirade vor ihren Freundinnen sogar das Wort „sexist“, das die aber kichernd als „dirty word“ missverstehen. Homer gibt zwischendurch zu Protokoll, dass Lisa dafür gesorgt hat, dass bei dem Simpsons nicht mehr Fox geschaut wird (das Network, auf dem sie Serie läuft), wegen schmutziger Verbindungen zur syrischen Ölindustrie. Waylon Smithers erweist sich als der weltweit größte Sammler von Malibu Stacys, ein weiteres Detail zu dem nicht alltäglichen Seelenleben des „Assistenten“ von Burns. Lisa begibt sich auf eine Mission, die Erfinderin der Puppe für eine modernere Agenda zu begeistern. Stacy Lavelle (Kathleen Turner) erweist sich als empfänglich, und tatsächlich erfinden sie gemeinsam Malibu Stacy neu „for the 90ies“. Dass dabei auch wieder nur Eigendenkdoping herauskommt (you gotta trust in yourself), ist Teil einer höheren Wahrheit, derzufolge sich die Puppe Lisa Lionheart schließlich als Ladenhüter (Ladenhüter*in?) erweist. (17. 02. 1994 / 16. 05. 2021)

Deep Space Homer (Homer der Weltraumheld) 5.15 (96)

Die NASA braucht einen Popularitätsschub und engagiert deswegen einen „averagenaut“ in Gestalt von - ausgerechnet - Homer Simpson, der sich mit Barney um die Teilnahme an einem Weltraumflug duellieren muss. Homer hat im Grunde keine Chance, sobald Barney mit dem Trinken aufhört, der Alkoholismus setzt sich aber durch, sodass Homer, der davor einmal mehr NICHT Arbeiter der Woche wurde, nun „by default“ tatsächlich mitfliegt. Einer der Höhepunkt der Folge ist die Szene, in der Itchy Scratchy an einem Saturnring in zwei Teile schneidet. Die Kubrick-Anspielungen gipfeln in einem Walzer, zu dem der schwerelose Homer gerillte Chips einsammelt, die er davor in der Kabine verstreut hat. Sein Staubsaugermaul war nie passender. (24. 02. 1994 / 21. 05. 2021)

Homers Loves Flanders (Homer und Neddie) 5.16 (97)

Lisa formuliert das poetologische Programm der Serie: „It seems like every week something odd happens to the Simpsons, (but) by next week we’ll be back to where we started from, ready for another wacky adventure.“ Das Abenteuer besteht in diesem Fall darin, dass Homer mit Ned Flanders Freundschaft schließt, ganz aufrichtig und auch ein bisschen aufdringlich, sodass bei einem gemeinsamen Ausflug der beiden Familien für einen Moment eine Vereinigung aufleuchtet (The Flimpsons), die von den Simpsons aber verlässlich in einem food fight zerlegt wird. Homer erfindet ein neues Wort für seine oralen Genüsse: „sacrilicious“. In der Tat, was er zu sich nimmt, ist immer wieder an der Grenze zum Sakrileg. Von Moe erfahren wir, dass er ein Nebenleben als Vorleser aus sentimentalen Romanen führt: am Ende von Little Women muss er ein wenig weinen. (17. 03. 1994 / 21. 05. 2021)

Bart Gets an Elephant (Bart gewinnt Elefant) 5.17 (98)

Hund und Katze rittern vereint und mit lustigen Darbietungen um die Aufmerksamkeit der Simpsons, die haben nämlich ein neues Haustier: einen Elefanten, den Bart bei einem Radioanruf gewonnen hat, bei dem alternativ auch 10000 Dollar zu haben gewesen wären. Aber wer will schon viel Geld (Homer wäre seiner Meinung nach Millionär mit 10000 Dollar), wenn es auch etwas gratis gibt, mit dem niemand etwas anfangen kann? Stampy (soviel wie Stampfy), wie Bart seinen neuen Freund nennt, zieht eine Spur der Verwüstung durch die Siedlung, bereitet Bart mit seinem Rüssel aber auch ein Kuschelbett im Baumhaus. Die Haltungskosten sind es schließlich, die zu einem Verzicht auf Stampy zwingen. Homer sieht den Elefanten schon als Teil eines schönen Pianos (und würde ihn dafür gern einem Elfenbeinhändler verkaufen), Lisa vor allem aber sorgt dafür, dass er in das Animal Regufe von Springfield kommt, wo er unter anderen Dickhäutern ungestört ein jerk sein kann. Ein jerk wie Homer. (31. 03. 1994 / 28. 05. 2021)

Burns’s Heir (Burns Erbe) 5.18 (99)

Eine der merkwürdigsten Figuren im Simpsons-Universum ist Hans Moleman, der hier für eine Weile als neuer Sohn der Familie herhalten muss, denn Bart, der richtige, hat einen neuen Vater: Burns. Der hat festgestellt, dass er ohne Nachkommenschaft auch keinen Erben hat, und aus einem offenen Casting ist Bart als der schlechteste, damit für Burns der optimale Kandidat hervorgegangen. Er lebt nun auf dem Anwesen, fährt einmal einen sehr teuren Sportwagen, über dessen Lenkrad er nicht hinwegsieht, zu Bruch, und ist schließlich schon fast vollständig an die negative Energie von Burns verloren. Das heißt, er wäre sogar bereit, Homer zu feuern. Dann aber doch nicht. Am Ende sind die Simpsons wieder vereint, plus Hans Moleman, dessen Name von Marge übrigens so ausgesprochen wird, als wäre er deutsch. Von Marge gibt es dieses Mal übrigens wieder einen recht deutlich Einblick in ihr erotisches Privat(fantasie)leben: sie würde gern mit dem Schauspieler Lee Majors abheben. (14. 04. 1994 / 28. 05. 2021)

Sweet Seymour Skinner’s Baadasssss Song (Freund oder Feind) (100)

Bart überlegt, alte Home Movies aus der Frühzeit von Homer und Marge in der Schule zu zeigen, entscheidet sich dann aber anders und nimmt Santa’s Little Helper mit, der bei show and tell ein großer Erfolg ist, dann aber in das Lüftungsystem von Springfield Elementary einsteigt, weil er die Suppe (aus Pferdefleisch und Hoden!) riecht, die dort als Lunch verabreicht werden soll. Der Scotsman Willie hat einen Auftritt als Muskelprotz, kann aber auch nicht verhindern, dass Skinner gefeuert wird. Auf den Verlust seines Feinds reagiert Bart mit Freundschaft. Er besucht Skinner zu Hause (er lebt mit seiner Mutter), geht mit ihm Italienisch essen, und es gibt beinahe so etwas wie eine Liebesszene in einem Laundromat. Am Ende ist alles wieder wie vorher, das gilt wohl auch für die Kwik-e-Mart, von der wir aus einem Gag im Bildhintergrund schließen müssten, dass sie wegen militärischem Beschuss in Trümmern liegt. Während die großen Erzählserien komplexe Kausalketten bauen, feiern die Sitcoms das Gegenteil – radikale Inkonsequenz. (28. 04. 1994 / 29. 06. 2021)

The Boy Who Knew Too Much (Bart packt aus) 5.20 (101)

Diese Folge könnte gut als Paradebeispiel für den speziellen Simpsons-Surrealismus dienen, in dem wildes Zitieren zu den merkwürdigsten erzählerischen Verknüpfungen führt. Bart träumt sich eines kitschig schönen Morgens in ein Huckleberry Finn-Idyll, und schwänzt dann auch tatsächlich Schule, was ihm aber eine Verfolgungsjagd durch Skinner einträgt, die ihn (durch einige Westworld-Anspielungen) bis zum Quimby Compound bringt, wo eine exklusive Gesellschaft versammelt ist, darunter auch McBain respektive dessen Darsteller. Freddie Quimby, der Neffe des Bürgermeisters, gerät in Verdacht, einen französischen Kellner, der das Wort Chowder nicht richtig über die Zunge bringt, grob misshandelt zu haben. Nur Bart kennt die Wahrheit, er würde sich aber mit einer Aussage, von der Freddies Freispruch abhängt, selbst gegenüber Skinner belasten. Eine Weile geht es nun als Courtroom Thriller weiter. Homer missbraucht seine Privilegien als Geschworener in einem teuren Hotel. Als Bart schließlich den eigentlichen Grund der Verletzungen von Monsieur Lacoste bekanntgibt (eine groteske Slapstick-Szene), ist dessen Behauptung „I am not a clumsy Clouseau-esque waiter“ nicht länger haltbar. Tiefgründig ist dieses Mal der Tafelgag: There are plenty of businesses like show business (Bart hätte demzufolge also behauptet: There is no business like show business). (05. 05. 1994 / 30. 05. 2021)

Lady Bouvier’s Lover (Liebhaber der Lady B.) 5.21 (102)

Von Marges Mutter Jacqueline Bouvier erfahren wir in dieser Folge unter anderem, dass sie mit Zelda Fitzgerald, Frances Farmer und Sylvia Plath befreundet war. Homers Ehefrau ist also mit literarischem Adel quasi freundschaftsverwandt. Maggie feiert ihren ersten Geburtstag mit einer Weiterentwicklung des Running Gags, der sie durch feindseliges Starren auf Distanz zu anderen Babies hält. Zwischen Jacqueline und Grampa Simpson bahnt sich eine Romanze an, die Burns ­– als Galan im weißen Frack – kidnappt, auch er scheitert aber noch in letzter Minute, am Traualtar. Simon & Garfunkel singen im Abspann (in Anlehnung an den Film The Graduate, aber doch weit davon entfernt) einen bemerkenswert zynischen Song über die Figur, die tatsächlich nicht immer leicht auszuhalten ist: No one at all can stand the sound of Grandpa. (12. 05. 1994 / 31. 05. 2021)

Secrets of a Successful Marriage (Ehegeheimnisse) 5.22 (103)

Homers Gehirntätigkeit war zuletzt schon mehrfach Objekt des Spottes der Serie. Nun wird er ausdrücklich als „slow“ bezeichnet. Er reagiert darauf mit einer kulturkritischen Ausrede („TV networks won’t let me live“), beschließt aber, seine Selbstzweifel als Lehrer an einer Volkshochschule zu bekämpfen. Alles, was er über das Geheimnis einer erfolgreichen Ehe zu verkünden hat, sind tatsächliche Geheimnisse, zum Beispiel, dass Marge am Ellbogen eine erogene Zone hat. Er wird wegen Vertrauensbruch für eine Weile ins Baumhaus verbannt, verwildert dort, bis er sich selbst dirty like a Frenchman fühlt. Auf das Geheimnis (s)einer guten Ehe kommt er schließlich doch: complete and utter dependence. Marge fühlt sich durch ihn gebraucht (needed). Moe, der auf die Rolle von Homers Nachfolger bei Marge spekuliert, wird Junggeselle bleiben müssen. Interessante Rückblende nebenbei: Smithers stammt aus den (schwarzweißen) Dramen von Tennessee Williams. (19. 05. 1994 / 01. 06. 2021)

 

Staffel 6

 

Bart of Darkness (Ein grausiger Verdacht) 6.1 (104)

Eine Hitzewille in Springfield führt zu neuen Popularitätskonjunkturen. Lisa ist für eine Weile obenauf, weil die Simpsons einen Pool im Garten haben, und Bart sich bei einem Sprung aus dem Baumhaus verletzt: vorwitziges Schamhaar hat ihn ein wenig aus dem Konzept gebracht, er landet neben dem Pool, und muss nun den ganzen Sommer hindurch Gips tragen. Er ist damit in einer Position, die eine solide durchgearbeitete Parodie auf Hitchcocks Klassiker Rear Window erlaubt, ein Pastiche, präzisiert Wikipedia. Flanders begeht einen Mord, den Bart durch das Fernrohr beobachtet. Die Hotline zur Polizei führt zu einer Delikteliste: Bei Mord bleiben sie bitte in der Leitung. Bart drückt versehentlich regicide (Königsmord). Sehr schön sind die Rückblenden in die Vergangenheit von Krusty, der wegen der Hitze auch den Sendebetrieb einstellt und Konserven bringt: einen frühen Auftritt aus dem Jahr 1961, noch ganz Firmenbotschafterfernsehen, und einen aus der Zeit seiner „indischen“ Phase, mit Hippie-Haar und einem Auftritt von Ravi Shankar. Homer verwendet in dieser Folge ein Wort, das ich noch nie gehört hatte (und das wir als Spätfolge seinerzeitigen subliminalen Vokabellernens begreifen können): ribald. Am Ende ist Martin Prince kurz sehr populär, danach herrscht die elegische Stimmung ewiger Abendsonne. (04. 09. 1994 / 05. 06. 2021)

Lisa’s Rival (Lisas Rivalin) 6.2 (105)

Selten kam die hohe Kunst des Cartoon-Sprechens bisher deutlicher zum Tragen als in dieser Folge, in der Lisa auf eine Doppelgängerin aus einer Akademikerfamilie stößt, die ihr immer ein bisschen voraus ist: „she’s better than me in almost everything that makes me special“, noch die Benennung ihrer Kränkung kündet immerhin von Lisas Intelligenz. Nahezu alles, was dieses Mal von ihr hören ist, sagt sie mit brechender Stimme, nahezu erdrückt von Scham über ihre Missgunst, und von Missgunst. Die Konkurrenz mit Allison (Winona Ryder) hat ihren Höhepunkt bei einem Diorama-Rama, bei dem Lisa sich zu einer groben Unsportlichkeit veranlassen lässt (was Bart sich einfallen lässt, ist tatsächlich „bartesque“), die dann aber ganz aus dem Geist des hier ein weiteres Mal bemühten Edgar Allan Poe und seiner Geschichte vom tell-tale heart gelöst wird. Homer sieht bei einem seiner get rich quick-Projekte den Zucker, den er von einem verunglückten Lastwagen erbeutet (oder dem Dorfidioten, also sich selbst, entwendet) hat, sich unter der Hand in Wasser auflösen. Der Dreischritt „sugar-power-women“ fällt aus. Marge hat wieder einmal erotische Fantasien, mit einem Piraten: Love in the Times of the Scurvy. (11. 09. 1994 / 06. 06. 2021)

Another Simpsons Clip Show (Romantik ist überall) 6.3 (106)

Romance und Romantik sind nicht ganz dasselbe, aber ohne Romantik keine Romance, insofern stimmt der deutsche Episodentitel hier doch halbwegs. Marge liest The Bridges of Madison County, ein Rührstück mit einer corn-fed heroine, so ihre Worte, das Clint Eastwood damals gerade für das Kino adaptiert hatte. Marge fragt: has the romance gone out of our lives? Die Simpsons sind da nicht ganz die passende Sample-Familie, wie die Clips aus früheren Folgen deutlich machen: Marge und Jacques, Homer und Mindy, Lisa und Ralph, Bart und ... na ja. Lisa stellt die Grundsatzfrage: doesn’t any love story have a happy ending? Nun, es gibt eine, unwahrscheinliche, die auf der Hand liegt: Homie und Marge. Irgendwie fühlt man sich bei diesen Anthologie-Folgen immer ein wenig geprellt. (25. 09. 1994 / 07. 06. 2021)

Itchy & Scratchy Land (Der unheimliche Vergnügungspark) 6.4 (107)

Schon der Superlativ hat etwas Gewalttätiges: als the violentest place on earth wird ein neuer Themenpark beworben, in dem alles auf Itchy und Scratchy ausgerichtet sein soll. Marge wäre eigentlich für einen Familienurlaub in einem Vogel-Reservat, Bart und Lisa machen aber Druck, bis die lange Fahrt an den gewaltsamtesten Ort der Welt angetreten wird. Lisa lässt zwar ständig medienkritische Argumente mitlaufen (es könnte ja doch sein, dass sie durch die ständigen TV-Brutalitäten desensitized werden), ist aber sofort begeistert, wenn bei einer Roboterparade eine cute little baby axe mitläuft. Es gibt also auch bei Horrorshows ein Kindchenschema. Bart muss feststellen, dass es auch den Vornamen Bort gibt, der scheint im Itchy & Scratchy Land sogar sehr populär zu sein. In einer Parodie auf Walt Disney, der hier Roger Meyer heißt, wird der Zeichentrickklassiker Fantasia zu Scratchtasia verfremdet, ein Wort, in dem das Ekstatische an den gezeichneten Gewaltfantasien deutlicher wird. Einen Aufstand der Killer-Roboter beenden die Simpsons schließlich mit Kamera-Blitzen, die einen Kurzschluss in den Maschinen hervorrufen. Die Folge endet ein bisschen willkürlich mit einer Schalte in den menschenleeren Euro-I&S-Park. (02. 10. 1994 / 08. 06. 2021)

Sideshow Bob Roberts (Tingeltangel-Bob) 6.5 (108)

„I consider myself politically correct“, verkündet Lenny, einer der Kollegen von Homer. Er sieht sich zu diesem Bekenntnis provoziert durch Birch Barlow, einen der rechten Talk Radio-Stars, die damals die politische Landschaft der USA zu polarisieren begannen. Als Strohmann gegen den korrupten six term mayor Quimby wählt Barlow ausgerechnet Sideshow Bob, der nach einer Kampagne aus der Haft entlassen wird und für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Robert Underdunk Terwilliger gewinnt die Wahl mit 100 % gegenüber einem Prozent, damit erweisen sich auch die Bemühungen eines Mayor Quimby for Mayor Mayoral Committees als nutzlos. Und Bart muss sich wappnen: sein mortal enemy ist wieder da. Der Wahlschwindel wird schließlich (mit starken Anklängen an Watergate) von Lisa aufgeklärt, die herausfindet, dass der Wähler Edgar Neubauer nicht mehr lebt. Der Rechtspopulist mit der sonoren Stimme (Kelsey Grammer) scheitert schließlich an seiner Eitelkeit. Und Sideshow Bob muss wieder aus dem Gefängnis mitverfolgen, wie sich der Aufstieg der politischen Korrektheit künftig auf die Simpsons auswirkt. (09. 10. 1994 / 15. 06. 2021)

Treehouse of Horror V (Furcht und Grauen ohne Ende) 6.6 (109)

Den Hollywood-Klassiker 200 Miles to Oregon aus dem Jahr 1947 mit Glenn Ford, aus dem zu Beginn dieser Folge kurz ein Bild zu sehen ist, gibt es nicht. Ein Hinweis auf den illusionären Charakter der drei Halloween-Episoden. Geradezu orthodox die Parodie auf The Shining, in der in Homer der Drang erwacht, seine Familie zu ermorden, nachdem der Kabelempfang und damit das TV ausfällt. (Das zu hütende Anwesen gehört natürlich Burns.) In der zweiten Episode gerät Homer durch einen einschlägig begabten Toaster in eine Zeitreiseschleife, deren Höllenhöhepunkt in einer Welt besteht, in der Flanders das Kommando hat (alle werden zur re-neducation abkommandiert). Ein anderes Universum bekommt ausgerechnet von der sonst konsequent schweigsamen Maggie den Begriff disturbing umgehängt. In der dritten Episode stehen Bart und Lisa am Rande der gooification, nachdem Skinner dazu übergegangen ist, Schüler and Schüler zu verfüttern. (30. 10. 1994 / 18. 06. 2021)

Bart’s Girlfriend (Barts Freundin) 6.7 (110)

In eine Geschichte „böser“ Frauen von Jezebel bis Janet Reno (Justizministerin unter Bill Clinton), wie sie in der Kirchengemeinde von Springfield gelehrt wird, würde schon ihrem Initial nach auch Jessica Lovejoy passen, die aus dem Internat nach Hause kommt und für Bart zu einer Offenbarung (oder zu einem Gottesbeweis) wird: There is a God, so seine Reaktion auf ihren Anblick. The devil’s cabana boy, wie Lisa ihren Bruder mit einem bemerkenswerten Wissen um Hierarchien im High Life nennt, versucht für eine Weile, ein guter Junge zu werden, merkt aber schließlich, dass Jessicas Vorstellungen in die Gegenrichtung gehen: sie erweist sich als little hellcat, selbst Bart (von ihr anfangs einmal kurz Art genannt) wird der vielen Streiche bald müde. Sie bedenkt ihn schließlich mit einer der härtesten Distanzierungen: für sie ist Bart nicht mehr als yellow trash. Zum Glück hat Lisa es drauf, die Pastorentochter vor der gesamten Gemeinde zu entlarven. Bart darf dann wieder aus seinem Hannibal Lecter-Käfig. Zu Beginn spielen die Kinder übrigens ein corny old game: sie spielen injuns, Korrektur: native Americans. (06. 11. 1994 / 19. 06. 2021)

Lisa on Ice (Lisa auf dem Eise) 6.8 (111)

Principal Skinner hält wegen einer Neuerung eine Schulversammlung ab. Von nun an wird bei Notenverschlechterung ein Dokument ausgegeben, eine Art Zwischenzeugnis. Wider Erwarten ist auch Lisa davon betroffen – im Fach Sport (gym). Sie ist tatsächlich sogar zu schwach, die warning note in den Papierkorb zu befördern. Bemühungen, sie in Peewee-Teams unterzubringen, enden damit, dass sie einen Volleyball mit ihrer Sternfrisur aus dem Verkehr zieht. Apu entdeckt schließlich ein unerwartetes Talent: Lisa ist herausragend als Eishockey-Torhüterin (the goalie of my dreams). Da Bart bei den Pigs, dem Team von Chief Wiggums, eine prominente Rolle spielt, kommt es bald zu der direkten Konfrontation, zugespitzt auf einen Penalty vier Sekunden vor Ende des Spiels: Bart gegen Lisa, vor der entfesselten und gewaltbereiten Menge, ein Exempel für competitive violence, in das auch die Familienverhältnisse hineingezogen werden, denn Homer ist nur zu bereit, all seine „Liebe“ dem Sieger oder der Siegerin zu geben. Bart und Lisa lösen die Sache souverän und partnerschaftlich mit einem tie game, das Publikum zerlegt trotzdem (oder erst recht) die Halle. (13. 11. 1994 / 20. 06. 2021)

Homer Badman (Die Babysitterin und das Biest) 6.9 (112)

Auf einer candy industry trade show erbeutet Homer eine grüne Venus von Milo aus (Frucht)Gummi, die schließlich auf dem Gesäß der Babysitterin haften bleibt, als Homer sie nach Hause bringt. Er greift natürlich danach, der Impuls ist oral und zuckersüchtig und nicht im mindesten sexuell, macht ihn aber zu einem Grapscher: Homer the Pig. Thou Shalt not Grab. Die von einer indignation coordinator koordinierten Demonstrationen erwecken das Interesse der Medien, eine Show mit dem Titel Rock Bottom macht aus Homer einen Paradeperversen, und unbeteiligte junge Frauen tragen zum Gesamturteil bei: your tears say more than real evidence ever could. Die brutale Mediensatire findet ihren Höhepunkt, als die belagerten Simpsons sich an die letzte Instanz wenden: Public Access TV, home of the bizarre rant. Selbst diese Sendung bringt nichts, aber sie veranlasst groundskeeper Willie dazu, sich zu melden. Er filmt seit Jahren ahnungslose Menschen heimlich in kompromittierenden und belanglosen Situationen, und hat auch footage von Homers Delikt: He didn’t do it, könnte man in Abwandlung eines Bart-Klassikers sagen. (27. 11. 1994 / 22. 06. 2021)

Grampa vs. Sexual Inadequacy (Grandpa gegen sexuelles Versagen) 6.10 (113)

Auf der Suche nach einer Lösung für ihre marital difficulties probieren Marge und Homer alles Mögliche aus (für eine Sekunde hält er dabei einen Fotoband von Robert Mapplethorpe in den Händen, der Schock bleibt folgenlos). Die Lösung kommt schließlich aus der Familie: Grampa braut ein tonic, das sich als so revitalizing erweist, dass die Kinder von ganz Springfield eine (Verschwörungs-)Theorie dazu entwickeln müssen: Dass die Eltern neuerdings immer so früh ins Bett gehen, hat wohl mit einem Plan zur Abschaffung des Abendessens zu tun, der unter anderem von der Rand Corporation kommt (und von reverse vampires umgesetzt wird). Bei einer der Beschäftigungen, denen die Kinder nachgehen, während Homer und Marge Sex haben, besuchen Bart, Lisa und Maggie ein stock footage festival, bei dem lauter Metonymien für Penetration und Orgasmus zu sehen sind. Autobiographische Momente während der Roadshow mit seinem Vater führen zu einem Zerwürfnis zwischen Homer und Abe, das beigelegt wird, indem beide unabhängig voneinander das damalige Haus niederbrennen. Bart bringt Homer wieder ins Lot: zwischen half-assed underparenting und half-assed overparenting ist für ihn die Präferenz klar. (04. 12. 1994 / 23. 06. 2021)

Fear of Flying (Angst vorm Fliegen) 6.11 (114)

Wegen eines blöden Streichs bekommt Homer Hausverbot bei Moe’s, und gerät auf eine Odyssee durch andere Bars, in denen er sich drunker als jemals zuvor trinken möchte. Die letzte Bar auf dieser Liste (zwischendurch befindet er sich kurz in einer Parodie auf die Sitcom Cheers) heißt The Little Black Box. Nur Piloten dürfen dort trinken, sie müssen dann aber auch fliegen. In Homers blamablem Piloten-Schicksal (de facto einfach ein Uniform-Schwindel) ist vorgeprägt, worauf es in dieser Folge eigentlich ankommt: Der Charakterpanzer von Marge („dont make waves“) bricht ausgerechnet vor einer Flugreise. Die Verdrängung ihrer Flugangst äußert sich in gravierender hausfraulicher Überkompensation, selbst Homer muss schließlich in eine Therapie für Marge einwilligen. Sie führt zu einem Vatertrauma: ihr Papa war auch ein Flieger, allerdings kein Pilot, wie die sehr kleine Marge herausfindet, sondern „eine Stewardess“, die pre flight cookies reicht, und sich gegen den enthüllenden Blick der Tochter verzweifelt mit einer Servierschürze zu schützen sucht. Die Rationalisierung, dass der Vater als „Steward“ oder Flugbegleiter eigentlich ein Pionier (ein umgekehrter Feminist) war, akzeptiert Marge (zu) überschwänglich. Die Little Black Box ihres Innersten hat sich für den Moment dieser Folge sehr weit geöffnet. (18. 12. 1994 / 27. 06. 2021)

Homer the Great (Homer der Auserwählte) 6.12 (115)

Eine ganze Folge mehr oder weniger um die Stimme von Patrick Stewart gebaut, der als Vorsitzender einer obskuren Vereinigung fungiert. Mitglieder der geheimen Stonecutters sind zum Beispiel Krusty, Moe, Lenny, Karl und sogar Willie, also im Grunde alle männlichen Springfielder außer Homer, der dann aber Erbfolge geltend machen kann: Grampa war auch dabei, also ist auch Homer ein Steinschneider. Er ruiniert die Aufhebung seiner Diskriminierung aber sofort, indem er das sacred parchment schändet, soll zur Strafe nackt den Stein der Scham nach Hause schleppen, dabei wird auf seinem Rücken aber ein Muttermal erkennbar, das ihn als den chosen one ausweist. Alle Zurücksetzungen in seinem Leben werden nun in grandiosem Maß wettgemacht, bis sogar ihn die Privilegien zu langweilen beginnen. Homer bescheidet sich schließlich mit dem Club, in dem er der unumstrittene Trottel ist: die Simpsons. Sehr gut die Hymne der Stonecutters (Who holds back electric cars? We do! Who made Steven Guttenberg a star? We do!), sehr gut auch die kleine Hommage an Prince in einer Rückblende auf die Gründerväter (sie feiern nach der Verfassungsgebung eine party like it’s 1799!). (08. 01. 1995 / 02. 07. 2021)

And Maggie Makes Three (Und Maggie macht drei) 6.13 (116)

Marge verordnet wieder einmal family time, das bedeutet: Zeit für Rückblenden, in diesem Fall auf die Schwangerschaft vor der Geburt von Maggie. Homer hatte damals gerade die Work-Life-Balance perfektioniert, indem er die Arbeit im Kraftwerk gegen einen Job als pin monkey vertauscht hat (eine Art „Manager“ in einem Bowlorama). Entsprechend zögerlich rückt Marge mit der Neuigkeit heraus, dass Nachwuchs bevorsteht, und damit eine Anpassung von Homers „Finanzplanung“ erforderlich wird. Man sieht ihn hier einmal mehr mit Lesebrille, über die Entzifferung des Wortes Marketing gehen seine Bemühungen um mehr Betrieb im Bowlorama jedoch nicht hinaus. Er muss schließlich bei Burns durch sauren Regen gehen und durch eine Bittsteller-Röhre kriechen, um seinen Job zurückzubekommen. Lustig die eine oder andere subjektive Einfärbung der Erzählung in Passagen, die von Bart kommen (er lässt Homers Kopf explodieren) oder von Homer selbst, der seinen Hüftumfang kleinredet, was von Marge sofort korrigiert wird. Ende harmonisch. (22.01. 1995 / 02. 07. 2021)

Bart’s Comet (Barts Komet) 6.14 (117)

Zwischendurch mal wieder ein Meisterwerk, geschrieben von John Swartzwelder: Auf Springfield rast ein Komet zu, die Atmosphäre erinnert phasenweise an Lars von Triers Melancholia, der allerdings damals noch nicht existierte. Flanders hat einen Bunker, in den er zuerst auch die Simpsons und schließlich tout Springfield aufnimmt. Das Wimmelbild der versammelten Bevölkerung in einem Raum (einem Geviert) ist für die Ewigkeit. Einer ist jedoch zu viel. Es trifft ausgerechnet Flanders, der sich auch fügsam zeigt. Einsam auf einem Hügel stehend, singt er in Erwartung des Einschlags Que Sera, gerade noch rechtzeitig besinnen sich die Springfielder eines Besseren, verlassen den Bunker, und singen mit – eine Gesellschaft von fools on the hill, die alles richtig machen, denn der Komet zerlegt sich selbst, erledigt en passant auch Barts fiesen Streich mit einem Wetterballon, der BIG BUTT SKINNER heißt, und zerstört schließlich nur den (leeren) Bunker von Flanders. Der Komet Kohoutek, von dem zu Beginn die Rede ist, war in meiner Kindheit prominent. (05. 02. 1995 / 03. 07. 2021)

Homie the Clown (Homie, der Clown) 6.15 (118)

Der Clown Krusty ist eine der interessantesten Figuren im Simpsons-Universum. Dieses Mal treibt er es mit seiner Verausgabung so auf die Spitze, dass ihm nur noch die Möglichkeit bleibt, sich zu vervielfältigen, um auch weiterhin seiner Nikotinsucht mit Zigaretten nachgeben zu können, die er mit 100-Dollar-Scheinen anzündet. Er gründet ein Clown College, das Krustaceans ausbildet. Für Homer ist das nichts, weil aber dafür auf einem Billboard geworben wird, das er nicht mehr aus dem Kopf bekommt, bewirbt er sich trotzdem, und weil die baggy pants, die an Clowns komisch aussehen, bei ihm exakt sitzen, hält er sich für tatsächlich berufen. Die unausweichliche Verwechslung mit dem „richtigen“ Krusty bringt ihn in das Visier der Mafia, bei der Krusty beträchtliche Schulden hat. Rettung bringt erst der Stunt, für den Homer an sich um einige Tonnen zu schwer ist: ride the little bike through the loop. Das bike ist wirklich sehr klein, trägt aber schließlich Homer und Krusty im Doppelpack auf einen wilden Ritt, auf dem sie dann auch den Loop (mehrfach) passieren. „Who am I clowning?“, fragt Homer (sich) einmal. Die Antwort darauf führt auch durch einen Loop. (12. 02. 1995 / 04. 07. 2021)

Bart vs. Australia (Bart gegen Australien) 6.16 (119)

Mit Transhemispheric Airlines fliegen die Simpsons nach Australien, ohne dass von der Flugangst von Marge noch etwas zu erkennen wäre. Bart hat eine diplomatische Krise zwischen den USA und Australien ausgelöst, indem er auf deren Kosten eine Familie down under angerufen hat, deren Sohn ihm bestätigen sollte, in welche Richtung sich beim (wegen der dünnen Besiedlung im Landesinneren naturgemäß sehr weit entfernten) Nachbarn das Toilettenwasser dreht. Zu den Vignetten, die einen weiteren Begriff von der crazy hemisphere geben, gehören ein Diktator, der sich mit dem Ruf Ay, caramba! aus dem Fenster stürzt, weil er einen anderen Anruf von Bart für ein schlechtes Omen hält, und ein ADOLF 1, der Hitler nicht ähnlich sieht, aus verständlichen Gründen, aber deutlich auf ihn verweist. Mit einer nicht weiter verfolgten telefonischen Invektive behauptet Bart auch: „I hear the dingo eating your baby“, er zitiert dabei nicht, wie ich meinen könnte, Elaine aus Seinfeld 3.10 (The Stranded: „maybe the dingo ate your baby“), sondern ein geflügeltes Wort aus einem Zusammenhang, den ich bisher nicht kannte. Die Affäre wird nicht beigelegt, weil Bart mit einem ass joke weitere Schriftzeichen ins Feuer wirft. Die Eskalation erfolgt ökosystemisch: Die Simpson haben den bullfrog (Ochsenfrosch) als Landplage mitgebracht, und nehmen einen Koala mit in die nördliche, by implication vernünftige Hemisphäre. (19. 02. 1995 / 04. 07. 2021)

Homer vs. Patty and Selma (Homer gegen Patty und Selma) 6.17 (120)

Den Wall Street genius, als den Homer sich bei Moe’s feiern lässt, indem er Zigarren so anzündet wie Krusty (mit einem brennenden Dollar-Schein, den er jedoch nur ankokelt), diesen sagenhaften Investor gibt es natürlich nicht: Homer hat vor Halloween auf Kürbisse gesetzt, aber vergessen, rechtzeitig Kasse zu machen. Nun kann er die Rate für die Hypothek auf das Haus nicht bezahlen, und hat als letzte Rettung nur Patty und Selma, die sich ihren Privatkredit entsprechend vergelten lassen: sie „besitzen“ Homer nun, kommen jeden Abend vorbei, und lassen sich von ihm die Füße massieren. Ein Nebenjob als limo driver beschert ein kleines Cameo von Mel Brooks, führt aber erst recht wieder zu den fiesen Schwägerinnen, die ja bekanntlich beim Verkehrsamt arbeiten. Spektakulär ist die Nebenhandlung, in der es Bart, der bei der Aufteilung der Sportgruppen zu spät kommt, zum Ballett verschlägt: Wider Erwarten fühlt er sich in tights sehr wohl, und legt einen fulminanten Auftritt als masked dancer hin. Das neue Selbstbewusstsein als sissy trägt ihm aber nur Anerkennung von Lisa ein, alle anderen müssen sofort verdrängen, wie sehr sie von Bart (und, by implication, von ihrer eigenen femininen Seite) hingerissen waren. Homer findet einen Weg, die Häute (Felle) von Patty und Selma zu retten, als diese wegen ihres Nikotinkonsums in Schwierigkeiten beim Amt geraten. Die wörtliche Bedeutung dieser Redensart (you saved our hides) mag er sich lieber nicht vorstellen. (26. 02. 1995 / 05. 07. 2021)

A Star is Burns (Springfield Film Festival) 6.18 (121)

Was ist die erste Frage, die normale Leute einem prominenten Filmkritiker stellen würden? Patty und Selma gehen voran: „Who is gay?“ Jay Sherman murmelt einen Namen, der wie eine Verballhornung von Harvey Weinstein klingt. In dieser Folge trifft die Zeichentrickserie The Critic, die nur eine sehr kurze Laufzeit hatte, auf die Simpsons: „another cheap cartoon crossover“ (Bart), wie die Flintstones und die Jetsons? Keineswegs. Es ist Marge, die für Springfield zur dringend nötigen Hebung der nationalen Popularität („we stink“, Kent Brockman) ein Filmfestival vorschlägt. Aus New York reist besagter Jay Sherman an, ein kleiner, selbstbewusster Vertreter seines Fachs. Anders als in Cannes oder in Berlin, wo man Filme aus aller Welt zu sehen bekommt, laufen in Springfield nur Filme von lokalen Talenten: Selbst Hans Moleman gründet eine Produktionsfirma, und dreht einen One Shot/One Joke-Film, in dem ein Mann einen Football in die Weichteile bekommt. Burns beauftragt einen mexikanischen, nicht vergewerkschafteten Spielbergo mit einem Biopic, das aber durchfällt. Der Hit stammt nämlich von Barney, hier besser: Barnard Gumble, der einen lupenreinen Tearjerker in Schwarzweiß vorlegt. Für die Jury war eigentlich auch Martin Scorsese vorgesehen, er wird aber durch Homer ersetzt, weil der sonst annehmen müsste, dass Marge ihn für dumm hält. Die Folge birst förmlich vor Gags. Mein liebster ist natürlich der sofort verworfene Vorschlag, Springfield in Seinfeld umzubenennen. (05. 03. 1995 / 06. 07. 2021)

Lisa’s Wedding (Lisas Hochzeit) 6.19 (122)

„Etwas Blaues“ gehört zu einer amerikanischen Hochzeit dazu, so weiß es ein alter Reim (something borrowed, something blue). Für Liza Simpson, die im Jahr 2010 einen Engländer namens Hugh Parkfield heiratet, liegt das Blaue familiär nahe: eine Locke vom Haar ihrer Mutter, das damit in seiner farblichen Beschaffenheit quasi verwesentlicht wird, also mehr ist als ein optischer Cartoon-Effekt. Bei einer Renaissance Faire gerät Lisa an eine Wahrsagerin, der sie in eine mögliche Zukunft im Jahr 2010 folgt: Bart arbeitet dann als Demolition Man, hat einen Krusty auf dem Oberarm tätowiert, und wohnt immer noch in einem Zuhause bei den Eltern, in dem das ganze Oberschoss wie ein ausgebautes Baumhaus aussieht. Den Besuch in England übersteht Liza noch halbwegs, geheiratet soll aber in Springfield werden. Das überfordert Master Hugh dann doch, dabei hatte er über den türkisen Anzug von Homer noch hinweggesehen. Dem Familienoberhaupt der Simpsons war in einer früheren Folge schon einmal ein deutlich früherer Tod verkündet worden (von Gott persönlich: in sechs Monaten, siehe 4.3), es scheint fast, als würde Marge darauf anspielen, als sie in einem sehr zweideutigen Gag bedauert, dass Homer „nicht mehr da ist“ (2010), der ominöse Klang der Formulierung wird dann aber ins Alltägliche aufgelöst. Sehr hellsichtig ist die Folge vor allem bei den ernährungspolitischen Angelegenheiten: eine wichtige Station in Lisas Romanze ist ein Verkaufsautomat mit (ausverkauften) Soja-Snacks. (19. 03. 1995 / 08. 07. 2021)

Two Dozen and One Greyhounds (23 Windhundwelpen) 6.20 (123)

Der Hund ist einsam, eine „bitch“ (Bart) findet er auf der Rennstrecke, und bald schon haben die Simpsons einen großen Wurf zu Hause: 25 kleine Greyhounds. Da anscheinend nur ein Flohhalsband da ist, muss Lisa dieses tragen. Das Glück mit der neuen Familie erweist sich als unhaltbar. Burns will die Hunde, die Kinder misstrauen ihm, also stiehlt er sie, Bart und Liza schleichen sich allein auf sein Anwesen, werden dort Zeugen einer Musical-Nummer, die Bart ziemlich catchy findet, die aber (Anspielung auf 100 Dalmatiner) von der Bestimmung der Welpen handelt: sie sollen Teil der erlesenen fellverwertenden Garderobe (those loafers are former gophers) von Burns werden. Abhilfe schafft die vielleicht merkwürdigste Variation des Spartacus-Motivs (der solidarische Aufstand „I’m Spartacus“ wird durch konditioniertes Aufrichten nach Geruchsreiz durch Socken ersetzt). Die 25 Welpen erweisen sich als erstklassige Rennhunde und machen Burns noch ein Stück reicher. Die Simpsons gehen wieder einmal leer aus. (09. 04. 1995 / 09. 07. 2021)

The PTA Disbands! (Der Lehrerstreik) 6.21 (124)

Bart macht auf Tullius Destructivus und bringt Mrs. Krabappel und Principal Skinner so gegeneinander auf, dass ein Lehrerstreik die Springfield Elementary School lahmlegt. Für Lisa ist das eine Katastrophe, sie reagiert mit Wortschatzverlusten („I’m losing my perspicacity“), sieht das Studium an einer Ivy League-Hochschule flöten gehen, selbst die Zulassung für Vassar (ein Frauencollege) wird zweifelhaft. Mit einem geradezu flehentlichen „grade me!“ versucht sie, den Schulbetrieb wieder ins Laufen zu bringen. Flanders, der den Lern- und Lehrstopp auch für a dilly of a pickle hält, weiß dann aber eine Lösung: In Ermangelung an pädagogischen Cyborgs, die noch nicht erfunden sind, springen die Eltern von Springfield als Lehrer ein. Bart sitzt unvermutet seiner Mutter gegenüber, ist plötzlich a teacher’s pet, und muss schleunigst für Einigkeit zwischen Edna und Seymour sorgen. Herrliches Detail: die Schulbibliothek besteht aus Büchern, die anderswo verboten wurden, darunter eine Junior Illustrated Edition von The Satanic Verses. Kürzestauftritt einer Figur: Mrs. Pommelhorst heißt eine Lehrerin, die wir nicht sehen, nach der aber ein Mädchen verlangt, das an den Ringen hängend, zu hoch zum Abspringen, sich selbst überlassen wurde. (16. 04. 1995 / 11. 07. 2021)

Round Springfield (Zu Ehren von Murphy) 6.22 (125)

Im Krankenhaus, wo Bart der Blinddarm entfernt werden muss, weil er mit einem Müsli von Krusty ein Metallstück gegessen hat, trifft Lisa auf Bleeding Gums Murphy, der ihr sein Saxophon vermacht. Ihren Triumph bei einem Schulkonzert kann sie ihm nicht mehr mitteilen, denn er ist inzwischen gestorben, eine Todesursache wird nicht genannt (wohl aber erfahren wir zwischendurch von seiner 1500-Dollar-am-Tag-Sucht: er war einmal abhängig von Fabergé-Eiern!). In der Aufmachung einer Schulmamsell ist Lisa dann auch der einzige Gast bei Murphys Beerdigung, und sie schafft es schließlich sogar noch, ihm ein ehrendes Andenken zu gestalten: die lokale Station KJAZZ spielt sein (einziges) Album Sax on the Beach, für das Bart (!) die 500 Dollar ausgibt, die ihm von den 100.000 bleiben, die er von Krustys Corporation als Entschädigung bekommen hat (wegen des Metallstücks; 99.500 gehen an Lionel Hutz und Partner). Lisa singt in dieser Folge (sehr passend) das Lied Jazzman von Carole King. (30. 04. 1995 / 26. 07. 2021)

The Springfield Connection (Die Springfield Connection) 6.23 (126)

Marge verlässt wieder einmal ihren kleinen Rahmen und wird Polizistin bei der Springfield Police Force, einem korrupten Haufen, der vor allem Donuts und Pizzen verhaftet. Sie hatte einen Trickbetrüger, der Homer um 20 Dollar geprellt hatte, bis in einen schäbigen Hinterhof verfolgt und mit einem Mülltonnendeckel unschädlich gemacht. Das Adrenalin, das sie in diesem Moment verspürt hat, fehlt ihr als Hausfrau so sehr, dass sie zur Stadthausfrau wird: „I’m cleaning up the city.“ Wesentliche Aufgaben findet sie im eigenen Haus, wo Homer illegales Glücksspiel betreibt, und wo sich in der Garage eine Bande von Jeans-Fälschern trifft. Homer verrät in einer Randbemerkung einiges Bewusstsein über den (nicht extrem hohen) Fälschungswert des Konsumguts Jeanshose. Marge schießt dann genau in die Schwachstelle der Naht, und beruft sich dabei auf Hausfrauenwissen (mit einem „full-seated husband“). Hans Moleman wird in dieser Folge zu einer Exekution geführt, nachdem ihm Homer die Henkersmahlzeit weggefressen hat. Sollte das wirklich das Ende einer seltsamen Figur sein? (07. 05. 1995 / 27. 07. 2021)

Lemon of Troy (Auf dem Zitronenbaum) 6.24 (127)

Epische Folge um den alten Zwist zwischen Springfield und Shelbyville, der aus den Tagen der Pioniere rührt, als sich Shelbyville wegen des Privilegs to marry our cousins zu einer eigenen Stadtgründung entschloss. Ein Zitronenbaum (Träger der damals süßesten bekannten Frucht) erinnert an die alten Zeiten und ist deswegen auch ein sacred tree. Die Kinder von Springfield, angeführt von Bart, versuchen mit Mitteln des guerilla combats, den nach Shelbyville entführten Zitronenbaum zurückzuholen (er ist the backbone of our economy, die entsprechende Wirtschaft being Limonadenverkauf), die Eltern sind im Wohnwagen von Flanders hinterdrein. Höhepunkt ist Barts Flucht aus einem Gehege mit wilden Tigern, aus dem nur der Ausgang Nummer VII nicht in den sicheren Tod führt. Bart hat in der Schule bei den römischen Ziffern nicht aufgepasst, kann sich aber mit Hilfe der Rocky-Filme (V + II = VII) das Notwendige zusammenreimen. (14. 05. 1995 / 28. 07. 2021)

Who Shot Mr. Burns (Part One) (Wer erschoss Mr. Burns? Teil 1) 6.25 (128)

Ein Cliffhanger ist das perfekte Mittel, die monadische Struktur einer Zeichentrick-Sitcom auf die Spitze zu treiben: Von der sechsten auf die siebte Staffel (also vier Monate) mussten die Zuschauer damals also warten, um herauszufinden, wer Monty Burns erschossen hat. Und mehr noch: ob er wirklich tot ist, denn würden die Simpsons wirklich auf ihren größten Widerling verzichten? Ein Motiv haben alle Bewohner, spätestens nachdem Burns sich entschlossen hat, Springfield mit einem wahnwitzigen Akt von Geo-Engineering einen Sonnenuntergang um drei Uhr nachmittags zu verordnen, damit sein Atomstrom im Dämmerlicht umso stärker nachgefragt wird. Homer hat ein spezielles Motiv, denn Burns kann sich um keinen Preis seinen Namen merken. Selbst Smithers hält es für unconscionably fiendish, was Burns sich ausgedacht hat, nachdem unter der Schule Öl gefunden wurde, das er durch eine Schrägbohrung sofort abzapft: SUNSHINE HALT. (Ob die Autoren Sonne halt! von Ferry Radax kannten?) Die Sonne ist für Burns der letzte Feind. (21. Mai 1995 / 29. 07. 2021)

 

Staffel 7

 

Who Shot Mr. Burns? Part Two (Wer erschoss Mr. Burns? Teil 2) 7.1 (129)

Natürlich ist Mr. Burns nicht tot, aber auch für attempted murder muss jemand gefunden werden. So widmet sich die Folge mit liebevoller Gründlichkeit der Prozeduralität einer Polizei-Show, und schafft es, zwei der wohl berühmtesten Anspielungen knapp hintereinander zu platzieren: Willie macht den Beinüberschlag von Sharon Stone aus Basic Instinct, und Lisa erscheint Wiggums in einem Twin-Peaks-Traum (dont’t eat the clues). Die sun blocking machine wird in Richtung Shelbyville entsorgt, und dann läuft alles auf den naheliegenden Verdächtigen zu: Homer steht am Ende einer Indizienkette, die von Lisa aber klassisch in die Gegenrichtung noch einmal aufgerollt wird. Der Schuss auf Burns kam von Maggie Simpson, und war damit nicht absichtlich, oder doch? Das eindeutig zweideutige Schlussbild lässt wenig Zweifel. Großartig eine en passant eingestreute Theorie über die DNA-Datenbank, deren Materialgrundlage der Bargeldgebrauch ist: die Regierung liest von jedem Penny durch Hautabrieb die genetische Substanz der Benutzer aus. (17. 09. 1995 / 29. 07. 2021)

Radioactive Man (Filmstar wider Willen) 7.2 (130)

In Hollywood wird ein weiterer Film über den Comic-Helden Radioactive Man geplant, er soll anders werden als die campy version der 70er Jahre, in der viel getanzt wurde. Bart hat alle 814 Hefte mit dem Helden gelesen, und hält sich für berufen, die Rolle des Fallout Guys zu übernehmen, nachdem tatsächlich Springfield als Drehort ausgewählt wurde (aufgrund einer Anzeige in einem Trade Paper, die geworben hat: FLIM SPRINGFIELD). Leider ist Bart an inch too short, sodass Milhouse die Rolle bekommt, der sich des eitlen Gewerbes aber bald als überdrüssig erweist. Es bedarf schließlich eines Eingriffs von Mickey Rooney (The Mickster), um alles auf Kurs zu bringen. Sehr interessant (weil sehr weit hergeholt) nebenbei der Hinweis, dass Moe einmal Mitglied der Little Rascals war, und damals viele Auspuffgase fressen musste. Lustig auch, wie „Hollywood“ hier gegen das Klischee gebürstet wird: alle sind unglaublich nett und gar nicht geldgierig. (24. 09. 1995 / 31. 07. 2021)

Home Sweet Homediddly-Dum-Doodly (Bei Simpsons stimmt was nicht) 7.3 (131)

Homer gibt sich als Count aus und erbeutet bei einer Probefahrt für einen Luxuswagen einen Gutschein für einen Wellnesstag, den er mit Marge auch gleich konsumiert. Da im Haushalt dafür einiges unerledigt liegen bleibt, und Bart und Lisa in der Schule einen gebrauchten Tag haben, greift das Jugendamt ein und nimmt den Simpsons die Kinder weg. Sie leben nun bei Familie Flanders, und versagen beim Bibelquiz vollkommen (zum Beispiel durch Unwissen, was oder wer the serpent of Rehoboam ist). Der Versuch, Itchy und Scratchy bei den Flandersen als Kulturgut zu etablieren (Foster, Pussycat, Kill! Kill!), geht naturgemäß auch daneben. Homer und Marge graduieren schließlich im Fach Family Skills, die Rückholung der Kinder bedarf dann aber noch einer waschechten Last Minute Rescue: um ein Haar nur entgeht Bart der Taufe, Homer schlägt den Jungen gerade noch unter dem entscheidenden Tropfen weg. Maggie sagt einmal kurz duddely-doodely, macht den Flanders-Sündenfall dann aber durch einen simpsonischen Rülpser wieder wett: die Simpsons bleiben zusammen, gestärkt in ihrer Asozialität. (01. 10. 1995 / 02. 08. 2021)

Barts Sells his Soul (Bart verkauft seine Seele) 7.4 (132)

Der Höhepunkt der Folge kommt gleich zu Beginn. Bart verkauft „Hymnen“ für den Gottesdienst, grinst dabei schon wissend. Es folgt eine gut zwanzigminütige (um siebzehn Minuten Orgelsolo gekürzte) Version von In-A-Gadda-Da-Vida, zu der die Springfielder In The Garden of Eden singen. Die allmähliche Auflösung der Organistin unter dem Druck ihrer schier endlosen Performance ist großartig. Thema der Geschichte dann ein skeptischer Gedanke von Bart: Seele ist bloß ein Wort, der Vertrag auf Papier, durch den Milhouse seine Seele für fünf Dollar erwirbt, bloß ein Zettel. Argwöhnisch wird Bart, als er feststellt, dass ihm sein (meist schadenfrohes) Lachen vergangen ist. Lisa kann die neue Ungerührtheit deuten: Lachen ist die Sprache der Seele, zitiert sie Pablo Neruda. Bart ist also seelisch verstummt, und sucht zunehmend panisch nach dem Zettel. Er kommt schließlich von Lisa, die ihr Sparschwein dafür geplündert hat. Barts Gebete zu Gott (Krusty?) wurden erhört. (08. 10. 1995 / 04. 08. 2021)

Lisa the Vegetarian (Lisa als Vegetarierin) 7.5 (133)

Ein putziges Lämmchen in einem Themenpark, der eigentlich Maggie als Zielgruppe hat, bringt Lisa dazu, einen Widerwillen zuerst gegen lamb chops und dann gegen Fleisch im Allgemeinen zu entwickeln. Sie will nicht einmal mehr im Unterricht einen Wurm sezieren, und läst damit in der Schule einen independent thought alert aus. Das wichtigste Indiz für ihre Veränderung folgt jedoch bei einer Folge von Itchy & Scratchy, wo sie sich normalerweise bei heftigster Gewalt hemmunglos ausschüttet: Dass Itchy aber Scratchy dessen eigenen Wanst als Fleischgericht auftischt, ist zu viel. Sie boykottiert dann auch ein großes Barbecue, das Homer für ganz Springfield ausrichtet, stößt mit ihrem Gazpacho auf Hohn („Go back to Russia“, Barney). Höhepunkte der Folge sind der „Lehrfilm“ mit Troy McClure, in dem der Fleischkonsum auf eine akademische Karriere der Tiere zurückgeführt wird, die im Schlachthaus an der Bovine Universität graduieren, und eine Projektilreise, die das pig de resistance (Homers carnivorischer Höhepunkt) antritt, nachdem Lisa es aus dem Garten gerammt hat. (15. 10. 1995 / 05. 08. 2021)

Treehouse of Horror VI (Die Panik-Amok-Horror-Show) 7.6 (134)

In dem neuen Halloween-Special erwachen zuerst alle giant advertising mascots zum Leben und verwüsten die Stadt, nachdem Homer einem von ihnen einen gigantischen Donut gestohlen hat. Die Werbe-Monster lassen sich nicht bekämpfen, habe allerdings eine Schwachstelle: Aufmerksamkeit. Wenn man nicht hinschaut, kollabieren sie. Lisa bestellt deswegen bei Paul Anka ein instruierendes Lied: Don’t look. In der zweiten Geschichte sucht Groundskeeper Willie die Träume der Kinder heim, wird dann aber (vor einem angedrohten compost-mortem) von Maggie unschädlich gemacht (mit einer ingeniösen Umwidmung ihres Schnullers). Höhepunkt ist die dritte Episode, in der Homer (auf der Flucht vor den Schwägerinnen) durch eine mystery wall in ein Paralleluniversum gerät, in der er als Animationsfigur durch ein grid irrt. Fische sind für ihn unprocessed fish sticks, was aber nichts mit einer Umkehrung des Zeitpfeils zu tun hat. Er kehrt nicht nach Hause zurück, sondern kippt in eine andere Wirklichkeit, die stark nach einer Straße in Los Angeles aussieht. Beim Betreten eines Geschäfts mit Erotic Cakes wurde dieser Homer hoch drei zum letzten Mal gesehen. (29. 10. 1995 / 14. 08. 2021)

King-Size Homer (Der behinderte Homer) 7.7 (135)

Homer findet heraus, dass er als arbeitsunfähig eingestuft werden kann, er muss nur auf 300 Pfund zunehmen. Das schafft er natürlich locker, zum Beispiel, indem er seine Zähne mit Milchshakes putzt (Vorschlag von Bart). De facto wird er allerdings nicht von seiner Verpflichtung im Sicherheitsdienst des AKWs befreit, er arbeitet nur nun von zu Hause aus, gehüllt (gefüllt) in eine Art Tuchkleid, und vor einem Computer, der YES/NO-Fragen stellt. Als sich nach einiger Vernachlässigung seiner Pflicht eine Katastrophe abzeichnet, muss er dann aber doch wieder außer Haus, zu einer last minute rescue, zu der er mit seinem Hintern persönlich den erforderlichen Ventilverschluss liefert (ausnahmsweise verhindert Homer mit seinem Butt einmal die Freisetzung von toxic gas, ätzt Bart). Notierenswertes Sprachmaterial in dieser Folge: assal horizontology, the ample gentleman, a man of your carriage. (05. 11. 1995 / 03. 09. 2021)

Mother Simpson (Wer ist Mona Simpson?) 7.8 (136)

Homer hat aus Gründen der Faulheit seinen eigenen Tod simuliert, und trifft an seinem Grab eine Frau, die sich als seine Mutter erweist: Mona Simpson, die ihn vor 27 Jahren verlassen hatte. So etwas kommt sonst  nur bei Charles Dickens vor, oder in Melrose Place – diese Einordnung des außerordentlichen Geschehens kommt von Lisa, die sich mit Mona bestens versteht und nun endlich auch den Adoptionsverdacht (sie ist nun einmal deutlich zu gescheit für die Simpsons) aufgeben kann. Denn Monas Geschichte, mit der sie die dann doch aufkommenden Zweifel zerstreut, ist Material für einen perfekten Familienroman: Während Abe sich zu einem Proto-Homer entwickelte, wurde sie zu einer Radikalen, ging als Mitglied der Springfield Seven in den Untergrund, und ist immer noch vom Sixties Spirit geprägt. Auf Maggie färbt das ab: sie agitiert für ein Ende der Flaschennahrung (Ban the Bottle). Homer macht eine Andeutung, wie er aussehen könnte, wäre er nicht gezeichnet: ein bisschen wie Dan Ackroyd. (19. 11. 1995 / 04. 09. 2021)

Sideshow Bob’s Last Gleaming (Tingeltangel-Bobs Rache) 7.9 (137)

Wegen eines beiläufigen Gags (what in the world according to Garp!) war ich kurz verunsichert, wann der Roman von John Irving eigentlich erschienen war. Doch Aktualität spielte in diesem Fall keine Rolle: 1978. Die Anspielung kommt, wie so viele andere, vollkommen willkürlich, die Serie feuer einfach aus allen Rohren. Dieses Mal kehrt Sideshow-Bob zurück, um die Welt vom Fernsehen zu befreien. Das von einer 10-Megatonnen-Bombe gestützte Ultimatum ist erfolgreich, Krusty sendet aber auf einer Notfrequenz aus den Springfield Badlands weiter. Ganz in Manier eines formelhaften (formulaic) Actionreißers mischt Bob eine Air Show auf. Lisa bedient sich eines Computer-Terminals, um den Aufenthaltsort von Bob zu verraten. Bart muss als Geisel mit auf den Flug mit einer historischen Maschine der Brüder Wright, übersteht aber alles glimpflich. Kelsey Grammers dramatisches Organ muss wieder für eine Weile in die Simpsons-Kiste, und TV ist als Tyranno-Vision unzerstörbar. (26. 11. 1995 / 05. 09. 2021)

The Simpsons 138th Episode Spectacular (Die 138. Episode - ein Sondervorstellung) 7.10 (138)

Troy McClure moderiert in einem klassischen Sictom-Set eine Sondervorstellung mit America’s favorite non-prehistoric cartoon family. Das Material aus der Frühzeit der Serie ist interessant, da war zeichnerisch noch einiges zu tun, vor allem Homer wirkt in diesen Szenen in erster Linie alt und väterlich und noch weit entfernt von seiner Idioten-Anarchie. 23 Prozent neues Material wird zu Beginn versprochen, das bedeutet umgekehrt: 77 Prozent haben wir schon gesehen. Spezielles Augenmerk liegt auf Smithers, dessen sexuelle Disposition (sein Burns-Fetisch) deutlich gemacht, dann aber beiseite gewischt wird. Ein paar lustige Momente dann noch im Abspann, der mit hardcore nudity aufwartet: Bart auf dem Topf, Homer und Marge in einer Urszene, und allerlei gelbe Haut mehr. (03. 12. 1995 / 06. 09. 2021)

Marge Be Not Proud (Das schwarze Schaf) 7.11 (139)

Psychologisch interessante Weihnachtsfolge, in der Krusty zuerst einmal eine lateinamerikanische Schönheit mit dem für ihn zungenbrecherischen Namen Xoxchitla präsentiert. Bart wird dann durch Werbung in den Zustand eines dringenden Bedürfnisses nach dem Videospiel Bonestorm versetzt, die Dringlichkeit wächst durch den Umstand, dass Milhouse schon Bonestorm hat und spielt, und Bart nicht dabeihaben will. Im Try’n’Save-Markt lässt Bart sich dazu verführen, das Spiel mit einem four finger discount zu erwerben - er wird von einem stark mafios klingenden Ladendetektiv namens Brodka als Ladendieb überführt, und kann dann zwar das Unheil, dass die Eltern davon erfahren, noch für ein Weilchen abwenden. Als es aber so weit ist, reagiert Marge, indem sie ihn de facto aus der Familie ausschließt, nämlich in den unhaltbaren Zustand, in dem ein Kind zu groß ist, um weiter wie ein Kind behandelt zu werden, aber zu klein, um es schon mit sich allein auszuhalten. Bart sehnt sich also plötzlich nach Mutterliebe, und verschafft sie sich auch – durch ein Geschenk, mit dem er die Tradition verunglückter Familienfotos der Simpsons verbessert. (17. 12. 1995 / 09. 09. 2021)

Team Homer (Homer’s Bowling-Mannschaft) 7.12 (140)

Für Bowling hatte Marge sich einmal aus Protest interessiert, hier gehört es wieder eindeutig den Männern: Homer gründet, weil er anders an keine Bahn kommt, eine Mannschaft, die Pin Pals, und erweist sich als guter Motivator. Die Sache wird kompliziert, als Burns sich anschließen möchte, den man als Sponsor nicht gut ausschließen kann, der aber kaum die Kugel auf die Bahn bekommt mit seiner schwächlichen Gestalt. In der Parallelhandlung müssen die Schulkinder neuerdings Uniform tragen, was Lisa einen schönen Auftritt bei einer entsprechenden Modenschau einträgt (mit saucy French beret). Die einheitliche Kleidung sorgt für einen seltsamen Effekt: Gleichschaltung und Apathie. Die youthful exuberance geht verloren, das Uniform-Grau (und damit die latent „sozialistische“ Gesellschaftsform unter Skinner) wäscht sich aber bald wieder aus. (07. 01. 1996 / 10. 09. 2021)

Two Bad Neighbors (Die bösen Nachbarn) 7.13 (141)

Während eines Werberundgangs für einen rummage sale in Evergreen Terrace definiert Homer die Wohnumgebung der Simpsons als the swankiest street in the classiest part of Pressboard Estates (also so viel wie bei den Pappenheimern). Bester käuflicher Artikel beim sale: ein T-Shirt mit Barts Wahlspruch (I DIDN’T DO IT). Apu pflegt in dieser Folge einen sehr auffälligen Sportwagen, er ist wegen seiner defekten Squishee-Maschine ausnahmsweise einmal zu Hause. Als neuer Nachbar in einem davor nie aufgefallenen etwas prächtigeren Haus erweist sich George H. W. Bush, der one term president. Er hat sich für Springfield entschieden, weil die Stadt die niedrigste Wahlbeteiligung in Amerika hat, also als politisch desinteressiert gelten kann. Bart läuft angesichts der neuen Herausforderung zu schadenfroher Höchstleistung auf, zu den Streichen zählt eine wig offensive (der Kopf wird mit Klebstoff übergossen, und dann eine Perücke mit schreifarbenem Haar darauf gesetzt), und eine Heuschreckenplage aus der Bibel (einem Buch mit den besten Streichen). Gorbatschow kommt zum Housewarming und wird Zeuge des heißen Krieges Simpson/Bush. Dem Ex-Präsidenten, dessen Memoiren auch Bart zum Opfer fielen, bleibt nichts anderes übrig, als weiterzuziehen. (14. 01. 1996 / 14. 09. 2021)

Scenes from the Class Struggle in Springfield (Eine Klasse für sich) 7.14 (142)

Beim Kauf eines neuen Fernsehers formuliert Marge selbst ein Prinzip, dem sie später untreu wird: we don’t shop at a store that has a philosophy. In der hinterletzten Outlet Mall in Ogdenville findet sie dann allerdings ein stark reduziertes (90 statt 2800 Dollar) Kostüm von Chanel. Sie wird damit zu einem sozialen Erfolg, als eine frühere Klassenkollegin sie in ein Clubhouse einlädt. Das fitting in ist so erfolgreich, dass sogar Homer eine Weile zu einem guten Golfer wird. Als es schließlich sogar um die Mitgliedschaft in dem Club der Reichen geht, reicht das vielfach umgenähte Kostüm nicht mehr, und Marge investiert die Familienreserven in ein weiteres Kleidungsstück, das dieses Mal aber 3300 Dollar kostet. Auf dem Weg den (sozialen) Hügel hinauf begreift sie, dass sie niemals Mitglied in einem Club sein möchte, für den sie sich so verbiegen muss. Die Simpsons feiern die Rückkehr in ihre Verhältnisse bei Krusty’s Burgers. (04. 02. 1996 / 15. 09. 2021)

Bart the Fink (Bart ist an allem Schuld) 7.15 (143)

Die Simpsons erben wieder einmal etwas, dieses Mal heißt die entfernte Tante Hortense, sie hinterlässt allen 100 Dollar. Bart bekommt dafür ein Scheckbuch, das ein kleines Hindenburg-Katastrophen-Daumenkino enthält. Er widmet es dazu um, Unterschriften (Autogramme) zu sammeln. Nur von Krusty bekommt er bloß einen Stempel, der eine skandalöse Wahrheit enthüllt: Der größte Unternehmer von Springfield ist ein tax cheat, sein Vermögen wandert auf die Cayman Islands. Damit ist der Clown ruiniert, er nimmt sich das Leben, indem er mit einem Flugzeug gegen einen Berg fliegt. Der naheliegende Verdacht, dass es sich um einen vorgetäuschten Tod handeln könnte, bestätigt sich bald, und es bleibt den Fans Bart und Lisa vorbehalten, Krusty vor einem Abschied in ein neues Leben anzufangen, und ihn an seine Mission zu erinnern: schlechte Unterhaltung für Springfield. (11. 02. 1996 / 17. 09. 2021)

Lisa the Iconoclast (Das geheime Bekenntnis) 7.16 (144)

Anlässlich des 200. Geburtstags von Springfield hat Lisa ihren Liberty Valance-Moment. Sie findet heraus, dass Jebediah Springfield, der zu Beginn mit einem Watch&Learn-Film als Büffelzähmer auf dem Weg nach New Sodom vorgestellt wird, eine dunkle Vergangenheit hatte: er hieß vor 1796 nämlich Hans Sprungfeld und war ein Pirat, der sogar einmal George Washington ausrauben wollte. Eine Konfession, die sie in seiner Flöte in der Springfield Historical Society findet, bildet die Grundlage für Lisas historisch-kritischen Schulaufsatz Jebediah Springfield, Super Fraud. Sie bekommt dafür ein F und wird zum P.C. super thug erklärt. Unverdrossen forscht sie weiter, bis sie nachweisen kann, dass es sich hier anders verhält als bei den Hitler-Tagebüchern. Als sie allerdings bei der Parade alles verkünden möchte, besinnt sie sich eines Anderen: der Mythos hat auch einen Zweck, er hält den Community Spirit am Leben. Marge erzählt nebenbei, dass ihre Vorfahren auch eventuell nach Stenchburg ziehen hätten können, sie entschieden sich aber (aus impliziten Gründen) für Springfield. Homer rittert mit Flanders um das Amt des Ausrufers. Bleibt als Frage aus dieser Folge nur, ob „embiggens“ ein Wort ist, vielleicht sogar ein vollkommen kromulentes (perfectly cromulent)? (18. 02. 1996 / 18. 09. 2021)

Homer the Smithers (Butler bei Burns) 7.17 (145)

Marge hält sich beim Springfield Dragway kurz für eine hot-rod mama, wird von Bart aber in die Wirklichkeit zurückgeholt. Die devoten Energien von Smithers werden für eine Weile auf Pause gesetzt oder umgeleitet, denn Burns verordnet ihm zwei Woche Ferien, während derer er sich vertreten lassen soll. Um seine Unentbehrlichkeit nicht zu gefährden, sucht Smithers nach einem besonders inkompetenten Ersatz-Smithers und entscheidet sich für Homer. Der macht zwar alles falsch, bringt Burns aber schließlich mit der Faust der bedrängten Kreatur auf einen ganz neuen Gedanken: er verlässt sich nunmehr auf sich selbst. Smithers verbringt die Tage in einem Resort, in dem er im Boot vor einer rein männlich besetzten Esther Williams-Wasserski-Pyramide schippert. Anyhoo, die alte Ordnung wird schließlich wiederhergestellt. Burns hat übrigens eine Mutter. Sie lebt noch und ist 122. (25. 02. 1996 / 19. 09. 2021)

The Day the Violence Died (Wer erfand Itchy and Scratchy?) 7.18 (146)

Zu Ehren des 75. Geburtstags von Itchy und Scratchy findet eine Parade statt, die auch durch Bumtown führt. Bart trifft dort auf einen gewissen Chester J. Lampwick, der einen Film namens Manhattan Madness bei sich führt. Es ist der erste Itchy & Scratchy-Film überhaupt, Lampwick spielt selber dazu Klavier, leider verbrennt das Werk nach Vorführung im Projektor. Der Copyright-Prozess, zu dem Lionel Hutz dann keinerlei Beweise beibringen kann, geht trotzdem für Lampwick aus, weil Bart eine Originalzeichnung aus dem Jahr 1919 aus dem Comic-Shop holt. Nach der hohen Entschädigung ist das Studio, in dem Itchy & Scratchy produziert werden, pleite. Lampwick wohnt in einem goldenen Haus, die Kinder aber drohen, sich von dem concept of cartoon violence zu entfremden. Abhilfe schaffen, in einem merkwürdigen Twist, zwei sinistre Doppelgänger namens Lester und Eliza. Worst Western heißt ein Hotel in dieser Folge. (17. 03. 1996 / 26. 09. 2021)

A Fish Called Selma (Selma heiratet Hollywoodstar) 7.19 (147)

Troy McClure ist der vielfältig verwendbare Schauspieler und Ansager, an den sich immer alle in irgendeinem Zusammenhang erinnern: Selma Bouvier zum Beispiel an einen Film mit dem Titel The Electric Gigolo. Seine Karriere hat sich seitwärts entwickelt, weil man sich von ihm erzählt, dass er im Erotischen ins Aquatische tendiert („he sleeps with the fishes“, weiß ein Mafioso darüber, wobei das bei ihm dann ja etwas anders heißt). Troy selbst weiß um seine romantic abnormality. Es ist dann doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen, dass er ausgerechnet Selma zum Objekt seiner Comeback-Begierde macht: Sie wird Mrs. McClure, findet dann aber heraus, dass es sich um eine sham marriage respektive einen marriage scam handelt, zu dem Troys Agent im Hintergrund die Stichworte liefert. Das Schild auf dem Weg in die Flitterwochen hätte sie schon argwöhnisch machen können, aber das ist ja hinten am Auto angebracht: JUST MARRED, frisch ruiniert. Das Manöver, das McClure sogar zum McBain sidekick hätte machen sollen, scheitert im Alkoven: Troy weiß nicht, wie Menschen verkehren, er bringt es jedenfalls nicht über sich. Höhepunkt seiner kurzen Karriereblüte: ein Broadway-Musical nach Planet of the Apes und einer Melodie von Falco (Dr. Zaius, Dr. Zaius). (24. 03. 1996 / 27. 09. 2021)

Bart on the Road (Die Reise nach Knoxville) 7.20 (148)

Bart verschafft sich einen Führerschein, der ihm bescheinigt, er wäre 25 Jahre alt. Mit Milhouse, Nelson und Martin unternimmt er einen Road Trip, bei dem sich das Ziel erst unterwegs ergibt, auf Grundlage eines Green Books aus dem Jahr 1982: eine World Fair in Knoxville, Tennessee. Vorfindbar sind dort nur noch Ruinen, und ein wig museum, dem die Buben vier abgefahrene Perücken entnehmen. Nach der unabsichtlichen, aber folgerichtigen Zerstörung des Leihwagens durch Nelson muss die diskrete Heimkehr nach Springfield organisiert werden. Bart arbeitet dafür eine Weile als Kurier und liefert Menschenaugen nach Hongkong (der bisher wahrscheinlich rassistischste Gag der Serie), wo übrigens Skinner gerade urlaubt, der die verfrühte Spring Break ausgelöst hat. Lisa verbringt die Ferien mit Homer im AKW und erfindet einen Crush namens Landon Alger. Marge bekommt von nichts etwas mit und sitzt vor dem Fernseher, wo sie lernen könnte to corner the real estate market with hypnosis. Homer meint zu Lisa (und irrt sich dabei): I guess watching me isnt any more exciting than being me. (31. 03. 1996 / 28. 09. 2021)

22 Short Films About Springfield (22 Kurzfilme über Springfield) 7.21 (149)

Das Simpsons-Prinzip, dass alles immer viel zu schnell geht, wird auf eine ganze Folge ausgedehnt, die aus 22 Vignetten besteht: Bart und Milhouse schauen von oben (einer Brücke) auf die Stadt, spucken auf Autos und schütten Ketchup nach. Ihr „Überblick“ ist dann das Motiv hinter einer rasanten Folge von Begebenheiten mit Menschen aus Springfield, darunter so rare Fälle wie Cletus, the slack-jawed yokel, oder eine Minute, in der Apu (the jolly Bengali) einen Partyexzess im Rekordtempo absolviert (er schließt ja seinen Laden nie). Großartig das Gespräch dreier Polizisten darüber, dass in Shelbyville und sonstwo eine Burger-Kette namens McDonald’s aufgetaucht sein soll. Großartig auch der desaströse Feierabend des hispanischen Bienendarstellers Pedro Chesposito. Lisa bekommt bei Snippy Langstrumpf eine Damenfrisur. Die ganze Folge vermittelt ein starkes Gefühl von Weirdness. (14. 04. 1996 / 29. 09. 2021)

Raging Abe Simpson and His Grumbling Grandson in „The Curse of the Flying Hellfish“ (Simpson und sein Enkel in „Die Schatzsuche“) 7.22 (150)

Grampa soll der Klasse von Mrs. Krabappel etwas erzählen, kommt dabei wie gewohnt vom Hunderdsten ins Tausendste, schließlich wird daraus aber doch eine richtige Geschichte: ein Film im Film, oder eigentlich ein paar Filme im Film. Ein Weltkriegsfilm, in dem Abe Simpson mit halb Springfield väterlicherseits 1944 in den Ardennen kämpft. Mit dabei auch Montgomery Burns, dessen Traum vom Reichtum unverfroren ist: rich like the Nazis, malt er sich aus, Beutekunst hat er schon in der Hand. Das Bataillon verschwört sich in einer tontine, die Gemälde werden als Hellfish Bonanza versiegelt, und nun stellt sich die Frage, wer am längsten überlebt. Burns setzt einen mexikanischen Killer auf Abe an, der jedoch nichts ausrichtet. Schließlich spitzt sich alles auf ein Tauchabenteuer zu, bei dem Bart zuerst hinunter muss, Abe dann auch noch, um Bart das Leben zu retten. Die Gemälde fallen schließlich an einen Baron von Wortzenburger, der dringend zurück nach Stuttgart muss, weil dort Kraftwerk spielen. Im Abspann zu hören: Techno von DJ Keoki. (28. 04. 1996 / 30. 09. 2021)

Much Apu About Nothing (Volksabstimmung in Springfield) 7.23 (151)

Ein Bär verirrt sich in die Evergreen Terrace und löst eine Welle des Populismus aus, die nach einer Steuererhöhung (bear patrol tax) und der Forderung nach Steuersenkungen in einem Referendum mündet, bei dem über die Abschiebung aller illegal immigrants entschieden werden soll. Apu ist der naheliegende Fall, an dem für die Simpsons die Folgen dieser Proposition 24 anschaulich werden. Parallel zu der Entscheidungsfindung werden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, Apu vor der Abschiebung zu bewahren: Dokumentenfälschung, vorgetäuschte Amerikanisierung (er räumt die Ganesha-Statue nach hinten), schließlich Einbürgerung nach Staatsbürgerschaftstest. Homer versucht, ihn über das electrical college und andere Besonderheiten des amerikanischen politischen Systems aufzuklären, aber Apu besteht auch so. Zwischendurch wird geklärt, wo Springfield genau liegt, leider verdeckt Barts Kopf in dem Moment die Landkarte, in dem Lisa ihren Finger darauf richtet. Groundskeeper Willie befindet sich im letzten Bild auf dem Boot nach Europa, wird aber vermutlich wieder auftauchen, als wäre nie etwas gewesen. (05. 05. 1996 / 03.10. 2021)

Homerpalooza (Homer auf Tournee) 7.24 (152)

Absolut referentielle Popkulturfolge, die damit beginnt, dass Homer sich das Konzept von jive anzueignen versucht (you got to sass it; vergleiche die Szene zwischen Gene Hackman und Danny Glover in The Royal Tenenbaums: Do you want to talk some jive?). Aufgrund der verhaltenen Reaktion der Kinder auf Grand Funk Railroad aus dem Autoradio wird ihm klar, dass sein Begriff von Rock (rock attained perfection in 1974) nicht so universal ist, wie er gedacht hätte. Im Plattenladen wird er zum Oldie-Regal geschickt, das provoziert ihn weiter to get back into the groove. Er besucht also mit Bart und Lisa das Hullabalooza-Festival, bei dem so unterschiedlich über 1974 hinausgegangene Talents wie Cypress Hill, Peter Frampton und Sonic Youth auftreten. Ein Akt kultureller Aneignung mit einer Rasta-Mütze bleibt erfolglos. Homer lässt sich als Kanonenkugel-Freak engagieren und geht mit dem Festival auf Tournee, steigt aber ausgerechnet beim Konzert in Springfield aus: sein Bauch taugt nicht länger als Kanonenfutter. Auf dem Heimweg entsteht aus Barts Kompliment (der seinen Vater für powerfully uncool hält) ein heiterer Streit über die (Un)Möglichkeit, cool zu sein oder es gar nicht sein zu wollen. (19. 05. 1996 / 04. 10. 2021)

Summer of 4 Ft. 2 (Ein Sommer für Lisa) 7.25 (153)

Lisa hat eine Erscheinung. Sie trifft auf Pippi Langstrumpf, die es mit dem Ferienziel (Taka-Tuka-Land) besser getroffen hat, denn die Simpsons verbringen zwei Wochen in dem Strandhaus von Ned Flanders. Die Ortsveränderung dient Lisa als Ansporn für eine Typveränderung: da sie in Springfield einsam ist, will sie nun ihre nerdish leanings unter allen Umständen verheimlichen. Ihre neue Aufmachung wird von Milhouse kompetent entziffert: She looks like Blossom (das heißt auch, einiges älter als 8). Sie findet auch tatsächlich ein paar coole junge Leute, wird aber von Bart mit Hilfe des Schuljahrbuchs (Retrospecticus, Alleinherausgeberin: Lisa Simpson) bloßgestellt. Ihre neue Peergroup hält aber zu ihr: next year bring your microscope! (19.05. 1996 / 09. 10.2021)

 

Staffel 8

 

Treehouse of Horror VII (Hugo, kleine Wesen und Kang) 8.1 (154)

Die Halloween-Folge erzählt dieses Mal von einem eigentlich undenkbaren Wesen, nämlich einem evil twin von Bart, der auf dem Dachboden lebt und mit Fischköpfen gefüttert wird. Es stellt sich schließlich heraus, dass Doktor Hibbert die conjoinfed twins zwar getrennt, aber den falschen weggesperrt hat. In der zweiten Geschichte gerät Lisa in eine Miniwelt, die sie selbst unter dem Mikroskop aus Zahnbakterien respektive micro-jerks (Bart) gegründet hat. In Windeseile durchlaufen diese Wesen die Zivilisationsgeschichte und attackieren bald mit sehr kleinen Raumschiffen Bart. Lisa endet auf dem (Zahn)-Thron in dieser Welt. Die dritte Geschichte ist eine Parodie auf Mars Attacks, einen meiner Lieblingsfilme von anno 1995. Homer kriegt als einziger mit, dass die bereits bekannten Aliens Kang und Kodos die beiden Präsidentschaftskandidaten Clinton und Dole durch sich selbst, also replicons from beyond the moon, ersetzt haben. Bleibt als Frage aus dieser Folge: Wer ist Lyndon LaRouche? Stellt sicn heraus, ein politischer Spinner, der in Amerika das eineingende two party system überwinden könnte, allerdings nur unter halloweenischen Vorzeichen. (27. 10. 1996 / 11. 10. 2021)

You Only Move Twice (Das verlockende Angebot) 8.2 (155)

Wieder einmal tut sich für die Simpsons eine Möglichkeit auf, die alles verändert (und dann doch nicht): Homer bekommt ein Jobangebot von einer Globex Corporation, die in einem Ort namens Cypress Creek eine perfekte Welt für Firmenangehörige geschaffen hat. Marge, Lisa und Bart macht die Perfektion bald zu schaffen, während Homer sich bestens mit Hank Scorpio versteht, der sich als Schurke wie aus einem Bond-Film entpuppt. Die Action ist dann auch straight wie aus einem 007-Abenteuer, Homer kriegt das aber gar nicht richtig mit. Wir erfahren hier von seinem Lebenstraum: er würde gern einmal Eigentümer des Football-Clubs Dallas Cowboys sein. Am Ende der Folge hat er immerhin die Denver Broncos vor der Haustür, nachdem die Pläne von Globex immerhin zur Weltherrschaft an der Ostküste geführt haben. Sehr schön der Couch-Gag: die Familie schwebt mit Fallschirmen herab, dann plumpst Homer hinterher. (03. 11. 1996 / 12. 10. 2021)

The Homer They Fall (Auf in den Kampf) 8.3 (156)

Von Marge hören wir in dieser Folge, dass Homer 38 Jahre alt ist. Kein Alter für einen Schwergewichtsboxer, auch wenn er sich für diese Disziplin nur dadurch eignet, dass er ungewöhnlich viel einstecken kann. Moe, einst Moe Szyslak, bringt Homer als pugilist ins Geschäft, schließlich sogar für einen WM-Kampf gegen Drederick Tatum (eine Parodie auf Mike Tyson). Homer wird mit dem Spitznamen The Southern Dandy eingeführt, seine Einlaufmusik ist Why Can’t We Be Friends von War. Während des rumble ist er bald so benommen, dass er Marge nur noch als cactus in der Menge wahrnimmt (da erinnert er sich wohl an den Llano-Estacado-Couchgag). Moe wirft zwar nicht das Handtuch, rettet Homer aber das Leben, indem er ihn mit einem Fluggerät aus dem Ring holt. Die Folge beginnt mit einer Bonanza-Show in der Springfield Mall, bei der aus der Western-Serie nur zwei Indianer übriggeblieben sind. Bart trägt für eine Weile einen Supergürtel, der sogar über einen sphygmomanometer verfügt – was immer das ist! (10. 11. 1996 / 13. 10. 2021)

Burns, Baby, Burns (Mr. Burns Sohn Larry) 8.4 (157)

Das Auftauchen unerwarteter Verwandter ist ein running gag in der Serie. Dieses Mal trifft es Burns, in einer sehr surrealen Situation: er hält mit seinem Privatzug auf freier Strecke in der Wüste (eine Couch versperrt die Gleise, ein verschobener Couch-Gag gewissermaßen). Der Souvenirhändler Larry erkennt Burns im Zugfenster, findet tatsächlich heraus, in welchem Bundesstaat Springfield liegt (die Information bleibt für das Publikum natürlich verborgen), und findet bei seinem Vater anfangs sogar ein offenes Willkommen. Bald stößt sich der Hagestolz Burns aber an dem total lack of refinement bei seinem umgänglichen, trinkfreudigen Sohn. Homer inszeniert eine Entführung, bei der es nicht um Lösegeld, sondern um die Erpressung väterlicher Liebe geht. Burns ist diesbezüglich nicht erpressbar, was er nicht in sich trägt, kann man ihm auch nicht abzwingen. Der Showdown findet in einem Kino statt, in dem ein Film mit Olympia Dukakis und Bo Derek läuft: Too Many Grandmas! (17. 11. 1996 / 14. 10. 2021)

Bart After Dark (Der beliebte Amüsierbetrieb) 8.5 (158)

Homer und Bart bleiben nach einer Ölpest allein daheim, während Marge, Lisa und Maggie mit Zahnbürsten Steine reinigen (die Babyseehunde sind alle für Prominente reserviert). Der Haushalt verlottert in Windeseile. Als Bart dann doch einmal frische Luft braucht, versucht er das Modellflugzeug von Milhouse vom First eines verwunschenen Hauses zu bergen. So entdeckt er, dass Springfield ein Burlesque-Haus hat, genannt Maison Derriere, Leiterin ist eine Dame namens Belle, gekleidet wie eine Saloon Lady von seinerzeit. Sie trifft Homer in einem improvisierten Zustand an (are you wearing a grocery bag?), und macht Bart für eine Weile zum Faktotum. Marge zeigt sich schließlich als übermoralisch, sie kämpft für sobriety and self-denial und gegen das house of loose ethics. Homer steuert mit einer Musical-Einlage noch kurz dagegen, die Maison fällt dann einem führerlosen Bulldozer zum Opfer. Naheliegener, aber guter Witz, vorgetragen von Bart, als er einmal auch als Conferencier einspringen muss: Adam und Eva erfanden das Loseblättersystem. (24. November 1996 / 15. 10. 2021)

A House Divided (Scheide sich, wer kann) 8.6 (159)

Eine comedy of remarriage, die mit einem Abendessen beginnt, das Marge zur Belebung der gesellschaftlichen Verhältnisse im ansonsten dramatisch fernseh-apathischen Haushalt der Simpsons schmeißt. Beim Pictionary eskalieren die Spannungen zwischen Luann und Kirk Van Houten (die Eltern von Milhouse, die bisher nicht groß aufgefallen waren). Marge sieht auch eine gewisse Schuld bei sich: sie hat nordkoreanische fortune cookies gereicht. Kirk übersiedelt in eine Casa Nova, einen transitional place für Singles, wird dort aber nicht glücklich, während Luann etwas mit einem Schönling-Gladiator anfängt. Homer sieht seine Ehe mit Marge gefährdet, zumal ihm einfällt, wie trostlos damals schon die Hochzeit war. Er besorgt eine Scheidungsurkunde, und bei einer surprise party sagt Marge zum zweiten Mal Ja zu ihrem Problembären. (01. 12. 1996 / 19. 11. 2021)

Lisa’s Date with Density (Lisa will lieben) 8.7 (160)

Density steht hier wohl für destiny, ein bisschen seltsam bleibt das Wortspiel, denn Nelson Muntz mag ein übler Bursche sein, aber ist er wirklich im physikalischen Sinn dichter als andere? Sein Markenzeichen ist ein akustisches: das höhnische Haha. Lisa sieht ihn plötzlich ein wenig anders, und entwickelt schließlich einen crush für ihn, der zu ihrem ersten Kuss führt. Ihr Projekt, den Milhouse in Nelson aufzuspüren, scheitert an dessen sozialem Umfeld. Die drei Kumpane tauchen auf, und kommentieren einen Akt kindlicher Heterosexualität mit homosozialer Homophobie: „you kissed a girl, that’s so gay“. Vielleicht steckt hinter Lisas Begehren sogar noch Expliziteres, immerhin fällt kurz vor ihrem ersten versonnenen, dann plötzlich aufmerksamen Blick auf Nelson das Wort „tromboner“. Homer terrorisiert in dieser Folge die Stadt mit automatisierten Anrufen. Marge heißt dieses tele-panhandling nicht gut, das Gerät wird schließlich von Chief Wiggum erschossen. (15. 12. 1996 / 21. 11. 2021)

Hurricane Neddy (Der total verrückte Ned) 8.8 (161)

Springfield wird von einem Hurricane namens Barbara heimgesucht. Kent Brockman verteidigt die Benennung mit einem Frauennamen, indem er auf das (unterstellte) Verhalten von Frauen vor rabattierter Ware verweist. Marge entgegnet dem mit einem Satz, der in das Stammtisch mancher Whataboutisten gehörte: „That’s true, but he shouldn’t say it.“ Das einzige Haus, das Barbara schließlich irreparabal in Mitleidenschaft gezogen hat, ist das von Flanders. Der Sohn bekommt als Kleidungsspende ein Butthole Surfers-T-Shirt. Als die Mitmenschen von Springfield den Obdachlosen in aller Eile ein windschiefes, unbewohnbares neues Haus bauen, bricht aus Flanders all der anger hervor, den er so lange unter nonsensical jabbering zurückgehalten hatte. In der Psychiatrie von Calmwood wird ihm geholfen: Es stellt sich heraus, dass er antiautoritäre Eltern hatte (lousy beatniks), die ihm alles erlaubten: I was such a terror. Das schlug dann lange in ein Gegenteil um, von dem er sich nach dieser Folge hoffentlich sein Markenzeichen bewahrt: Wortgediddel. (29. 12. 1996 / 22. 11. 2021)

El Viaje Misterioso de Nuestro Jomero (The Mysterious Voyage of Homer) (Homers merkwürdiger Chili-Trip) 8.9 (162)

Marge hat so eine Vorahnung, und versucht deswegen, Homer vom jährlichen chili cook-off fernzuhalten. Ihr eigenes reduziertes Verständnis von Würze wird vor einem spice rack deutlich: sie findet es mit acht Gläsern deutlich zu voll, und rätselt schon bei Oregano, worum es sich dabei handeln könnte. Homer macht wieder einmal den starken Mann, den dude with the fireproof stomach, der sich keinesfalls als chili wuss entpuppen darf: er nimmt es mit Chilis von Flanders oder Moe locker auf, erst bei Wiggum wird es ernst. Eine deftige Ladung insanity peppers (aus Guatemala, näherhin Quetzlzacatenango) schickt ihn auf einen Trip ins Peyotische. Ein space coyote (Stimme: Johnny Cash) trägt ihm auf, seinen soul mate zu suchen, den Menschen, mit dem ihn ein profound mystical understanding verbindet. Das ist natürlich Marge, was aber erst auf allerlei Umwegen erst wieder bewiesen und begriffen werden muss. Legendär unter Homers Visionen ist ein Rülpser von Barney, der ins Dalíeske eskaliert. (05. 01. 1997 / 23. 11. 2021)

The Springfield Files (Die Akte Springfield) 8.10 (163)

Homer sieht nachts auf dem Heimweg von Moe’s ein grünes Alien. Niemand glaubt ihm, die Spezialagenten Mulder und Scully vom FBI (und aus einer bekannten Serie) aber sehen sich zu einem Einsatz im Feld (in Springfield) veranlasst. Für die Erscheinung und ihre grüne Strahlung gibt es schließlich eine verwegene, aber irdische Erklärung (hint: nuclear power). Damit wird auch das dreisekündige Videodokument wertlos, das Bart aufgenommen hat, von einem close encounter of the blurred kind. Leonard Nimoy moderiert die Folge mit einem komplizierten Argument über den (nicht vorhandenen) Unterschied zwischen Realität und Fiktion an. Homer referiert korrekt die Handlung des Films Speed, kommt dann aber nicht auf dessen Titel. Auf einem breathalizer bei Barney lautet die höchste Stufe in der Skala (die für Homers freitägliche Besoffenheit) Boris Yeltsin. Tafelgag: THE TRUTH IS NOT OUT THERE. Das weiß auch Lisa, eine Leserin des Junior Skeptic Magazine. (12. 01. 1997 / 26. 11. 2021)

The Twisted World of Marge Simpson (Marge und das Brezelbacken) 8.11 (164)

Marge macht sich in ihrem Damenclub, den Investorettes, durch Risikoscheu unbeliebt und wird ausgeschlossen: ihre Vorsicht passt nicht in die go-go-90ies. Sie erhält 500 Dollar zurück, und versucht es nun auf eigene Faust. Bei der Franchise Fair, bei der vor allem Unternehmen antreten, die Angebote für America’s already bloated snack hole machen, landet sie bei einer Außenseiteridee: Pretzel/Brezel (not bad/knot bread!). Sie trifft mit ihrem Pretzel Wagon auf Konkurrenz durch Fleet-a-Pita, das deutlich erfolgreichere Unternehmen ihrer eingebildeten Ex-Partnerinnen. Die Orientalisierung des amerikanischen Essens stößt wiederum auf ein Hindernis, das Homer organisiert: Er wendet sich an Fat Tony, der mit Mafiapraktiken die Pita-Konjunktur unterbindet, dafür aber einen dreistelligen Prozentanteil fordert. Die Sache löst sich mit einem mob war, zu dem auch japanische Yakuza auftauchen, nullsummig. Hübsche Montagesequenzen mit Dollarstapeln passen zum Geist der Dekade, selbst Lisa ist scharf darauf to roll the dice. (19. 01. 1997 / 28. 11. 2021)

Mountain of Madness (Der Berg des Wahnsinns) 8.12 (165)

Die Belegschaft des Atomkraftwerks wird nach einem sehr gemächlichen Feueralarm zu einem corporate retreat auf dem Mt. Useful verdonnert. In Zweierteams müssen die Leute nach einer Hütte im Schnee suchen, die Letzten sollen gefeuert werden. Homer bekommt Mr. Burns zugelost, sie erreichen mit einem Skidoo irregulär schnell die cabin, werden dann aber von einer Lawine verschüttet. Mit Hilfe eines Propangastanks, der als Raketenantrieb dient, können sie sich schließlich samt Hütte selbst befreien. Das Verhältnis zwischen Homer und seinem Boss bleibt auch nach diesem Abenteuer ambivalent. (02. 02. 1997 / 02. 12. 2021)

Simpsoncalifragilisticexpiala(Annoyed Grunt)cious (Das magische Kindermädchen) 8.13 (166)

Disney-Filme sind in der Regel affirmativ, und so endet auch diese Simpsons-Folge (die Disneys Mary Poppins aus dem Jahr 1964 parodiert, inklusive einen Song mit unaussprechlichem Titel) mit einer Bekräftigung des Status Quo: we’re happy just the way we are, singt selbst Marge, der zu Beginn die Haare auszufallen beginnen. Wegen Stress, wie Doctor Hibbert vermutet. Vom Himmel kommt mit einem Regenschirm ein Wesen namens Shary Bobbins geflogen, von nun an wird bei den Simpsons das Wesentliche gesungen (zum Beispiel eine Putznummer, die den half-assed job feiert: cut every corner, (that is) the American way). Von Rainier Wolfcastle erfahren wir dieses Mal, in der Reihe Before They Were Famous, dass er früher einmal in Österreich Werbung gemacht hat (für Schnackenpfefferhausen-Bratwurst), und Quentin Tarantino taucht bei Itchy & Scratchy auf, wo eine Szene aus Reservoir Dogs nachgestellt wird (die mit dem Song Stuck in the Middle with You). Tarantino endet decapitated. Shary Bobbins sucht mit ihrem gentle spirit und mit ihrem Schirm das Weite, wird aber von einem Verkehrsflugzeug abgeräumt. (07. 02. 1997 / 03. 12 2021)

The Itchy & Scratchy & Poochie Show (Homer ist „Poochie der Wunderhund”) 8.14 (167)

Großartige Meta-Folge. Auftakt ist eine Folge von Itchy & Scratchy (Why Do Fools Fall in Lava: Itchy schickt Scratchy auf einen Bungee-Jump in einen brodelnden Vulkan, als Springseil dient dessen eigenes Gedärm), der Fernseher steht im leeren Wohnzimmer, Bart und Lisa schauen nicht zu. Die Serie ist zur Routine geworden, das zeigt sich auch in den Ratings. Neue Ideen müssen her, in einem Medienkonzern läuft das aber auf mediokres committee thinking (Lisa) hinaus: ein Hund soll die Spannung von Katz und Maus beleben. Der Hund soll Poochie heißen, er wird entworfen wie ein popkulturelles Kompositum (rasta-fy him 10%). Homer soll ihn synchronisieren, und zwar der impulsive Homer, der beim Casting immer wieder außer sich gerät. Klarerweise zerstört Poochie die Dramaturgie von Itchy & Scratchy, an der auch gar nichts verkehrt war, außer dass die Serie eben schon so „ewig“ da ist wie die Simpsons auch, die mit 8.14 die Flintstones überholten, bei denen nach 166 Folgen Schluss war. Ein völlig unvermittelt auftretender Mitbewohner namens Roy ist der Poochie der Simpsons. (09. 02. 1997 / 04. 12 2021)

Homer’s Phobia (Homer und gewisse Ängste) 8.15 (168)

Endlich eine Definition von Camp, die nicht von Susan Sontag stammt: in der Verschränkung von the tragically ludicrous und the ludicrously tragic sieht ein gehobener Ramschwarenhändler namens John die Qualitäten, die er bei einem Lokalaugenschein auf der Suche nach verwertbarem Krempel auch im Haus der Simpsons wahrnimmt. Allein schon das Farbkonzept! Homer fällt nicht auf, dass John, der sich mit Marge und den Kindern anfreundet, a little festive ist, in deutlicher Sprache: ein ho-mo-sexual. Sobald ihm jedoch die Augen geöffnet sind, ist er vor Nervosität kaum noch zu halten: Er fürchtet, Bart könnte durch buttinsky schwul werden, oder könnte einem swishifying effect erliegen, und versucht mit kruden Methoden to fix Bart (zum Beispiel mit einem Jagdausflug in Begleitung von Barney und Moe). Auf endgültig verlorenem Posten steht er mit seiner Reklamation des Wortes queer für die Homophobie: that’s our word for making fun of you! Feines Detail: eine Stadtrundfahrt mit John erinnert deutlich an Kenneth Angers Hollywood Babylon, eine der Bibeln des Camp. (16. 02. 1997 / 06. 12. 2021)

Brother from Another Series (Die beiden hinterhältigen Brüder) 8.16 (169)

Sideshow Bob war wieder einmal fällig für einen Gastauftritt, es ist vielleicht sein bester. Denn die Simpsons nehmen hier Kontakt auf mit Frasier, der Serie, aus der Kelsey Grammer, Bobs Stimme, vor allem bekannt ist. Das kann nur heißen: Frasier wird mit Niles wiedervereinigt, seinem Bruder aus der Sitcom. Dessen Darsteller David Hyde Pierce spricht hier Cecil, der mit Bob durch ein altes Trauma verbunden ist, es hat mit einer Sidekick Audition bei Krusty zu tun, und einem pie gag, den der ältere Bruder mit mehr Würde erträgt. Bart ist besorgt um sein Leben, die Behauptungen, Bob wäre nun ein besserer Mensch, entgegnet er mit einem identätslogisch interessanten Satz: he’s more the same than ever, soll heißen: he’s pure evil. Höhepunkt der Folge ist der Moment, in dem Cecil sich von hinten attackiert fühlt, und reflexhaft ausruft: „Maris!“ Fans von Frasier verbinden mit diesem Namen zwar nicht pure evil, aber doch so etwas Ähnliches in Bezug auf unglückliche Objektwahl. Sideshow Bob steigt schlecht aus: now I look crazy. Die Brüder enden in einer gemeinsamen Zelle, ein schönes Bild für das Gefängnis, das jede erfolgreiche Sitcom für ihre Stars bedeutet. Brillant. (23. 02. 1997 / 06. 12. 2021)

My Sister, my Sitter (Babysitten - Ein Alptraum) 8.17 (170)

In Springfield gibt es plötzlich einen Hafen, der zu einem Shopping-Areal entwickelt wurde. Marge muss Homer nicht groß überreden, an der Eröffnung teilzunehmen: stores throw the best partys. Homer kommt in Tuxedo und Monokel. Marge hat das Gefühl, sie wären vielleicht Yuppies, Homer fühlt sich trotz aufgebrezelter Erscheinung eher als Slacker. Lisa hat sich trotz ihres Alters zu der beliebtesten Babysitterin der Stadt entwickelt, bekommt nun aber den Auftrag, an dem auch sie eigentlich nur scheitern kann: ein Abend mit Bart, bei dem sie (als Babysitterin) das Kommando hat. Die Sache läuft auch tatsächlich völlig aus dem Ruder, Barts destruktive Ideen kommen im Stakkato, pausenlos ist auch jemand an der Tür, zum Beispiel die Ambulanz, die wegen einer sisterectomy gerufen wurde. Der Alptraum endet vor den Blicken von ganz Springfield unweit der waterfront. Lisa ist als Babysitterin diskreditiert. Sollte man meinen. (02. 03. 1997 / 10. 12. 2021)

Homer vs. The Eighteenth Amendment (Der mysteriöse Bierbaron) 8.18 (171)

Nach einem heftigen St. Patrick’s Day kommt Springfield auf ein 200 Jahre altes Prohibitionsgesetz zurück, das selbst Marge für zu radikal hält. Getrunken wird von nun an nur noch in Speakeasies, die von einem geheimnisvollen Bierbaron beliefert werden, dem aber nur einer nicht auf die Schliche kommt: Rex Banner, der importierte Saubermann, der Wiggum ablöst. Er lässt sich nicht einmal von einer nach Alkohol riechenden Wolke über der Evergreen Terrace auf die richtige Spur bringen. Homer und Bart benützen Bowlingkugeln und eine piranesisch wirkende Rohrpost unter der Stadt für den Alkoholschmuggel. Das Bootlegging macht die Simpsons wieder einmal reich, selbstverständlich bleibt davon nichts. Sehr vergnüglich ist die Parodie auf die schnell sprechenden Erzähler aus den Gangsterserien und -filmen, die hier insgesamt aufs Korn genommen werden. (16. 03. 1997 / 12. 12. 2021)

Grade School Confidential (Wenn der Rektor mit der Lehrerin ...) 8.19 (172)

Auf einem Fest zu Ehren von Martin kommen Principal Skinner und Edna Krabappel einander näher: bei einem Drink to poor decisions. Sie gesteht, dass sie immerhin ein Hobby hat, das auf ein anderes Leben verweist: I collect matchboxes from glamorous nightclubs (sie stellt schriftliche Ersuchen, das man ihr welche zusendet). Bart ist der erste Zeuge und danach der Mentor und Liebesbote der unvermuteten und dienstrechtlich auch bedenklichen Beziehung. Vorwürfe unzulässiger Sexualität in der Schule kontert Skinner mit einem Geständnis: I am a virgin. (Eine 44-year-old-virgin, um genau zu sein.) Das Paar wird nach erfolgreicher Schulbesetzung und Rehabilitierung durch den Superintendent freigesprochen und in die pädagogischen Ämter wieder eingesetzt, mit einer Anweisung allerdings: keep the lewdness to a minimum. Skinny und Krabby (Bart) lassen hinter der Tür von Willies Kabuff dann allerdings erst recht den Korken knallen. (06. 04. 1997 / 13. 12. 2021)

The Canine Mutiny (Der tollste Hund der Welt) 8.20 (173)

Im Jahr 1997 wurde Spam noch mit der Post zugestellt. Sie landet bei den Simpsons bei Bart, während Lisa ein German verb wheel erhält, und Marge einen rejection letter von der Aboabteilung des New Yorker scheinbar ungekränkt zur Kenntnis nimmt. Bart besorgt sich unter dem Namen Santos L. Halper eine Kreditkarte, mit der er unter anderem einen von 800 Elite-Collies ordert: Laddie ist perfekter als Lassie, er wird geradezu zu einer familiären Instanz, Homer trägt zum Äußerln sogar Krawatte. Bart lässt auch sonst noch eine Menge frei Haus liefern, zum Beispiel ein frying pan radio, das The Kinks spielt. Da er selbstverständlich für die Kosten finanziell nicht gerade stehen kann, kommt es zu vollständiger Repossession des beim splurging angehäuften Krams. Als schließlich auch der Hund wieder mitgenommen werden muss, gibt Bart seinen boy weg, um Laddie zu behalten (der Repo Man hat kein Auge für die caninen Details). Bald sind die Simpsons von Laddie überfordert, und Bart schafft es, SLH von einem blinden Mann zurückzuholen. Über dem Ende hängt eine Kiffwolke und Bob Marleys Jamming. (13. 04. 1997 / 17. 12. 2021)

The Old Man and the Lisa (Der alte Mann und Lisa) 8.21 (174)

Das Wort Recycling müsste in Monty Burns‘ innerem Dictionary gleich hinter ragamuffin kommen, ist aber nicht vorhanden. Lisa muss ihm beibringen, worum es sich handelt: Wiederverwertung von Gütern. Homer denkt bei Altpapier an Bücher, so erfahren wir beiläufig, dass bei Simpsons ein Band von Faulkner existiert(e). Burns entpuppt sich als einer jener Reichen, bei denen unklar ist, ob sie wahnsinnig viel Geld haben oder möglicherweise gar keines. Die Sache klärt sich dann für ihn unvorteilhaft: er geht von stinking rich to plain stinking, wie Marge mit erkennbarer Genugtuung formuliert. Das geschäftliche Comeback verläuft über eine radikale Kommerzialisierung des Recycling-Gedankens, die mit einem Produkt aus Fischabfällen endet, das slurry heißt und vielfache dubiose Verwendung finden kann. Lisa stehen aus dem neuen Imperium zwölf Millionen Dollar zu, die sie natürlich nicht annehmen kann. Homer quittiert den wieder einmal sehr knapp verpassten Reichtum mit einem vielfachen Herzinfarkt. (20. 04. 1997 / 20. 12. 2021)

In Marge We Trust (Marge als Seelsorgerin) 8.22 (175)

Großartige Debütfolge für den Autor Donick Cary, der dann aber anscheinend keine große Karriere bei den Simpsons gemacht hat (insgesamt nur sieben Folgen). Reverend Lovejoy bringt die Religion durch seine langweiligen Predigten in Verruf. Selbst Marge will weniger ausführlich über prudissitude belehrt werden, sondern lieber helfen. Als Listen Lady (ehrenamtliche Zuhörerin und Ratgeberin) wird sie zu einem vollen Erfolg (sie hat einen knack for solving problems). Homer entdeckt inzwischen, dass er auf einem japanischen Reinigungsmittel als Mr. Sparkle auftaucht, ein Zufall, wie sich schließlich erweist, allerdings klärt sich die Sache erst nach aufwändiger Telefonrecherche und Zusendung einer VHS-Cassette. Marge kommt schließlich mit Flanders an ihre Grenzen, der von den lokalen Hooligans bis in den Zoo gepiesackt wird, wo es dann Lovejoy ist, der mit einer großartigen Action-Sequenz und einer Kindereisenbahn blutrünstige Paviane in die Schranken weist. Er überwindet damit seine aus den 70er Jahren stammende Identitätskrise, und predigt danach gleich viel packender. Now that’s religion: selbst Homer, der von japanischen Touristen als Mr. Sparkaru erkannt wurde, ist wieder gläubig. (27. 04. 1997 / 23. 12. 2021)

Homer’s Enemy (Homer hatte einen Feind) 8.23 (176)

Aus dem Nichts (aus einer Sendung mit Kent Brockman) taucht ein Mann namens Frank Grimes auf, der es im Leben immer schwer hatte. Er studiert trotzdem Nuklearphysik, wird von Burns aber aus anderen, kitschigen Gründen im Kraftwerk eingestellt. Damit gerät er in ein Kollegenverhältnis zu Homer, das ihm schwer zu schaffen macht. Denn Homer ist bekanntlich ein Idiot, er blickt auf ein lifetime of sloth and ignorance zurück, er ist safety inspector ohne den geringsten Begriff von seiner Aufgabe. Grimey, wie Homer ihn betont leutselig immer nennt, verzweifelt an diesem Gegenentwurf zu seinem eigenen Leben. Er gehört eigentlich in eine andere Wirklichkeit. Bei seiner Beerdigung sitzt einer, schnarcht und denkt zugleich ans Fernsehen: „That’s our Homer.“ Marge erkundigt sich zwischendurch nach einer personalisierten Nummerntafel für ihr Auto und findet MITZI erwägenswert (MARGE und MARJORIE sind schon vergeben). (04. 05. 1997 / 24. 12. 2021)

The Simpsons Spin-Off Showcase (Ihre Lieblings-Fernsehfamilie) 8.24 (177)

Erfolgreiche Shows bekommen oft ein Spin-Off: so folgte auf die Dick van Dyke Show die Mary Tyler Moore Show (kein Spin-Off im strengen Sinn), die dann eine ganze Reihe von direkten „Ablegern“ hervorbrachte (zum Beispiel die Sitcoms Rhoda und Phyllis). Da bei Fox der Programmkalender gähnend leer ist, wie der Moderator Troy McClure zu Beginn zeigt (Simpsons, Akte X, Melrose Place, dahinter das schiere Nichts), deutet diese Folge drei mögliche Spin-Offs an, alle deutlich jenseits tatsächlicher kommerzieller Erwägungen: Chief Wiggum als Private Investigator in New Orleans (N’awlins), Moe in einer Sitcom mit canned laughter, in der Grampa als Love-Matic auftritt, und schließlich eine Variety Show mit den Simpsons selbst (bei denen allerdings Lisa wohl aus Protest nicht mitmacht und durch ein blondes Showgirl ersetzt wurde). In einer besonders „witzigen“ Nummer verkleiden die Simpsons sich als Biber mit den entsprechend beträchtlichen Schneidezähnen. Die Rückkehr zum Markenkern der Serie ist danach dringend geboten. (11. 05. 1997 / 28. 12. 2021)

The Secret War of Lisa Simpson (Lisas geheimer Krieg) 8.25 (178)

Einer der folgenreichsten Streiche von Bart: er baut eine Kanone aus Megaphonen, die darauf folgende Lärmdetonation legt Springfield nach dem Muster einer atomaren Apokalypse in Schutt und Asche. Als Sanktion soll er in eine military school gebracht werden. Lisa, die sich durch den Unterricht von Miss Hoover (die zeigt nur Filme) unterfordert fühlt, begehrt ebenfalls Aufnahme in das Drillinstitut. Aus geschlechterpolitischen Gründen kann Rommelwood (so heißt die Kadettenanstalt) Lisa nicht abweisen, wohl aber verliert ein Rekrut namens Franklin nun den Status als girliest cadet, denn nun ist ja ein girl cadet dabei, mit einem eigenen Schlafsaal. Beim Töten erweist Bart sich als a natural (er versenkt auch einen Artilleriegruß bei Skinner), während Lisa eher das Anhängsel des Maschinengewehrs ist, das wild um sich schießt. Die abschließende Prüfung auf einem Eliminator (sich an einem Seil über einen Abgrund Hangeln) besteht Lisa nicht zuletzt durch Barts mentale Unterstützung. Willem Dafoes Stimme hält eine Rede, die weit in die Zukunft des warfare weist: Soldaten werden dann Dienstleister der Roboter sein, die den Krieg führen. (18. 05. 1997 / 07. 01. 2022)

 

Staffel 9

 

The City of New York vs. Homer Simpson (Homer und New York) 9.1 (179)

Barney muss einen Abend lang auf Alkohol verzichten, weil er zum Lenker der fünf anderen Rauschkugeln bei Moe’s ausersehen wird (designated driver). Er verschwindet mit dem Auto von Homer – für zwei Monate. Postalisch klärt sich der Verbleib: es ist in New York falsch geparkt, Adresse One World Trade Plaza. Während Homer vor Ort auf einen Beamten wartet, erkunden Marge und die Kinder die Stadt. Homers Idee, in New York als sophisticated millionaires from the Ozarks (!) aufzutreten, scheitert unter anderem vor einem Schaufenster eines Schuhgeschäfts, als Marge sich mit Bedauern erinnert, dass sie ja schon ein Paar Schuhe besitzt. Bart schafft zwischendurch eine Exkursion in die Redaktion von MAD, der Abend endet für die Ausflügler in einem Musical über die Betty Ford-Entzugsklinik und dann romantisch im Central Park. Homer handelt sich inzwischen mit Krabbensaft ein Blasenproblem ein, findet das WC am Besucherdeck des einen Turms verschlossen vor (use other tower), und verschafft sich nach der enormen Erleichterung mit dem Auto trotz Parkkralle brachial freie Bahn nach Hause. Seine Abneigung gegenüber der großen Stadt rührt übrigens von einem früheren Aufenthalt her, bei dem ihm Woody Allen aus einem offenen Fenster einen Kübel Müll auf den Kopf schüttete. (21. 09. 1997 / 08. 01. 2022)

The Principal and the Pauper (Alles Schwindel) 9.2 (180)

Die Prämisse von Mad Men, en miniature vorweggenommen in einer Folge, die das Sitcom-Prinzip, dass am Ende alles so sein muss wie am Anfang, besonders deutlich strapaziert: Ausgerechnet bei einem surprise tribute anlässlich des zwanzigjährigen Dienstjubiläums von Principal Skinner taucht ein Mann auf, der ihn als impostor bloßstellt: Der wahre Seymour Skinner geriet ein Vietnam in Gefangenschaft und verbrachte viele Jahre in China (making sneakers at gunpoint in a sweatshop in Wuhan!), nun ist er wieder da, und Principal Skinner muss zugeben, dass er in Wahrheit Armin Tamzarian heißt und nun an eine Vergangenheit als no-good street punk in Capitol City anschließen wird (eine Ehe mit Edna Krabappel wäre auch denkbar, aber die Scham ist zu groß). Marge leitet das große Umdenken ein: der falsche Seymour ist our weenie, er wird aus der Kapitole zurückgeholt, und wird weiter unter der Fuchtel seiner Mutter leben und die Springfield Elementary School leiten. Alles wie gehabt, nur kurz surreal durcheinandergebracht. (28. 09. 1997 / 09. 01. 2022)

Lisa the Simpson (Vertrottelt Lisa?) 9.3 (181)

Eigentlich ist das die Episode 9.17, bei Disney+ läuft sie aber unter 9.3, daran halte ich mich. Lisa hat unerwartet Schwierigkeiten mit einem brainteaser (einem childish puzzle) auf einem Astronautenlunch, das sie in die Schule mitgebracht hat. Sie wird deswegen nervös und zieht ernsthaft in Erwägung, sie könnte verdummen (oder vertrotteln), obwohl: dumbening isn’t even a word. Die Hypothese, sie könnte durch Simpsons-DNA zu einem frühen Peak ihrer geistigen Fakultäten im Alter von acht Jahren verurteilt sein, wird durch einen von Dr. Hibbert verordneten, von Troy McClure präsentierten medical film über DNA zumindest nicht entkräftet. Und als Homer (mit einem bemerkenswert smarten Einfall) für eine Mittelwertermittlung alle Simpsons auftreibt, derer er habhaft werden kann, sieht für einen Moment alles danach aus, als müsste sich Lisa tatsächlich in das biogenetische Schicksal minderer Intelligenzausstattung fügen – bis dann auch noch die weiblichen Simpsons konsultiert werden, die ausnahmslos Topjobs haben und alle so hell sind, wie Lisa es jetzt schon ist. (08. 03. 1998 / 10. 01. 2021)

Lisa’s Sax (Die Saxophon-Geschichte) 9.4 (182)

Those were the days: Homer und Marge improvisieren lustige Texte zu einer geläufigen Melodie, dann verrät ein kurzes, sehr unvermitteltes Einsprengsel, dass es sich bei den Simpsons um eine Live-Sitcom vor Publikum handelt (was so natürlich nicht stimmt, sondern auf die Sitcom All in the Family zutraf, die hier parodiert wird), dann schaut Bart in ein Paralleluniversum: auf Warner Brothers Network läuft ein Film über Krusty the Clown, in dem dessen Rolle von dem beliebten jüdischen Darsteller Fyvush Finkel interpretiert wird; Krusty wird in diesem Bio-Pic auch eine disastrous marriage to Mia Farrow zugeschrieben, eine weitere Anspielung auf Woody Allen nach 9.1. Die Rückblendenfolge erzählt zuerst von Barts Berufung zu seiner Lebensrolle in der Schule (the world needs a clown), dann aber von Lisas besonderer Begabung, der nicht mit einem Stipendium in einer teueren Preschool entsprochen wird, weil die Simpsons zu keiner minority gehören (sie sind zu weiß bzw. zu gelb). Lisa bekommt das Saxophon als Anreiz, ihre besonderen Talente zu entfalten, die Anschaffung einer Klimaanlage muss mehrfach warten. Bei dem Stichwort Museum denkt Homer an Tischfußball mit dem David von Michelangelo oder mit dem Schrei von Munch. (19. 10. 1997 / 11. 01. 2022)

Treehouse of Horror VIII (Neutronenkrieg und Halloween) 9.5 (183)

Die achte Halloween-Folge wird durch einen Fox Censor eingeleitet, der alle guten Ideen streicht, auch eine, über die er sehr lachen muss. Seine Aufgabe: to protect you from reality, das hat sich seither eher auf Fox News noch verstärkt. Bürgermeister Quimby provoziert durch einen ethnic slur einen französischen Gegenschlag, der (zu Halloween sind selbst die Übertreibungsdimensionen der Simpsons entgrenzter) durch eine Neutronenbombe  dazu führt, dass Homer als The Homega Man eine Weile ganz allein in Springfield ist. Im zweiten Teil wird Bart mit einer Fliege gekreuzt (Gruß von David Cronenberg), und muss sich als Winzinsekte bei Lisa vernehmlich machen (Trick: das Saxophon dient als Resonanzraum). Im dritten Teil (er spielt im Jahr 1649) gehört Marge zu einem Hexentrio, das naheliegenderweise durch Patty und Selma ergänzt wird, und das den Hexenwahn zu einer jährlich ritualisierten Kindervergnügung steigert und säkularisiert, an der Homer in einer Art Salome-Kostüm teilnimmt (also orientalisch sehr leicht verschleiert). (26. 10. 1997 / 12. 01. 2022)

The Cartridge Family (Homer und der Revolver) 9.6 (184)

Springfield lässt sich für einen Moment für soccer (Fußball) interessieren, Homer gibt aber die Devise aus, wie man den Ballsport, bei dem sogar Spiele unentschieden ausgehen können (!), zu finden hat: Boooring! Das Publikum ist so aufgebracht über Mittelfeldgeplänkel, dass es zu Unruhen kommt. Dem neu erwachten Sicherheitsbedürfnis begegnet Homer mit dem Erwerb einer Waffe: the deadliest gun, die ihm als Mann mit einer Vorgeschichte (der Vorfall mit Ex-Präsident Bush wird erwähnt) genehmigt wird. Im Nu wird aus ihm ein gun nut, legitimiert von höchster Stelle (it’s in the constitution) und durch sozialen Konsens (ganz Springfield, besonders Moe, ist in der National Rifle Association NRA). Marge verlässt mit den Kindern das Haus und zieht in ein Sleep-Eazy Motel, in dem sogar die obligate Bibel coin-based ist (der Fernseher sowieso). Bürgermeister Quimby, der das Etablissement als Stundenhotel nutzt, platzt einmal mit Begleiterin ins Zimmer. Homer sieht schließlich ein, dass die Waffe ihn verrückt macht, das Schlussbild ist dann groß: Marge, von der wir wissen, dass sie vor Suchtverhalten nicht gefeit ist, verliebt sich in ihr Bild als Ms. 45 und behält den Revolver bei sich. (02. 11. 1997 / 14. 01. 2022)

Bart Star (Bart ist mein Superstar) 9.7 (185)

Die Kinder von Springfield sind schlecht in Form, Bart zerreißt es beim Versuch, mit den Fingerspitzen seine Zehen zu erreichen, die Hose, er bekommt wie fast alle anderen auch ein Fat-Label, daheim wird er als a little doughy bezeichnet. Sport ist angesagt, und zwar ein amerikanischer Nationalsport: Football. Das Team wird anfangs von Flanders gecoacht, der dank des robusten Nelson viele Erfolge zu verzeichnen hat. Nur Homer, der ewige Contrarian, ätzt von der Tribüne aus, und muss schließlich, weil er zu stark kritisiert hat, selbst das Amt übernehmen. Marge, die beim Erwerb der Sportbekleidung für Bart vor allem Wert auf den Schutz seiner Körperteile (sehr verschämt) „da unten“ legt (also auf den Penisschutz durch einen Cup), erinnert Homer daran, dass er selbst einmal das Opfer schlechter, weil negativer Pädagogik war – als Sportgymnast, dem sein eigener Vater wenig zutraute (großartige Rückblende, in der Lenny noch mit Marge zusammen ist). Homer meint es nun mit Bart zu gut, macht ihn zum Quarterback, ruiniert damit das Team. Bis er dann doch noch draufkommt, worauf es ankommt. Eine versöhnliche Folge. (09. 11. 1997 / 15. 01. 2021)

The Two Mrs. Nahasapeemapetilons (Hochzeit auf Indisch) 9.8 (186)

Die Junggesellen von Springfield erweisen sich bei einer Bachelor Auction allesamt als rejects. Marge bringt daraufhin Apu ins Spiel, der tatsächlich weggeht wie eine warme Semmel. Just nun, da er sein Singleleben zu genießen beginnt (Andeutungen gab es schon in früheren Folgen), kommt seine Mutter aus Indien, um die arrangierte Ehe mit Manjula in die Wege zu leiten. Ein kurzer Versuch, ihr vorzugaukeln, Apu wäre schon verheiratet (mit Marge), führt nur dazu, dass Homer für eine Weile im Altenheim die „Freuden“ des betreuten Lebens genießt (er schielt sogar nach einem Bett, in dem er künstlich beatmet würde), und dass Bart und Lisa kurz über ihr Brahman heritage nachdenken. Schließlich wird Manjula selbst eingeflogen (mit Air India: we treat you like cattle, der Gag ginge wohl heute nicht mehr ohne Protest durch, wie auch Homers Ausdruck your screwy country), Springfield erlebt eine veritable Hindu-Zeremonie, die auch Homer mit einer Gott-Ganesh-Performance nicht sprengen kann. Manjula gibt Fried Green Tomatoes als Lieblingsbuch, Lieblingsfilm und Lieblingsspeise an, und qualifiziert sich damit für Apus Herz. (16. 11. 1997 / 16. 01. 2021)

Lisa the Skeptic (Der Tag der Abrechnung) 9.9 (187)

Springfield soll wieder einmal eine Mega-Mall bekommen. Lisa, die den dafür gewidmeten Ort als Sabertooth Meadow kennt, veranlasst eine Grabung nach Fossilien, bevor alles unter Beton verschwindet. Und tatsächlich gräbt sie etwas aus: ein geflügeltes Wesen, bei dem eine Deutung als Engel zumindest für Leichtgläubige naheliegt. Oder, um es mit Flanders zu sagen: Lisa is straining to do some explaining, was das Ding denn sonst sein soll, wenn es kein Engel ist. Das aus zahlreichen Auftritten bei Kent Brockman bereits versierte science girl tut das Naheliegende und bringt eine Materialprobe in ein Labor, in dem niemand Geringerer als Stephen Jay Gould es in Empfang nimmt. Doch auch seine Analyse bleibt inconclusive. Die Wundergläubigen in Springfield (fast alle außer Lisa) sind da schon mit einem antiwissenschaftlichen Progrom zugange. Am Ende erweist sich die ganze Sache mit dem Engel als Marketing für die Mega-Mall: eine Inszenierung der wahren amerikanischen Zivilreligion, des Konsumismus. (23. 11. 1997 / 21. 01. 2022)

Reality Bites (Todesfalle zu verkaufen) 9.10 (188)

Es ist nicht hundertprozentig zu entziffern, aber es sieht so aus, als läse Marge zu Beginn ein Magazin namens VICARIOUS LIVES. Das wäre nachvollziehbar angesichts ihrer Ehemanns, der mit Popcorn auf der Wampe ein Leben auf der Couch kultiviert. Ihren Vorschlag, etwas zu unternehmen, legt er dann einseitig aus und kauft einen hot rod, einen schnittigen Straßenfeger aus beschlagnahmtem Ganovenbesitz, mit dem er drag races durch die Stadt insinuiert. Marge versucht, ihrem Leben durch einen Beruf Sinn zu geben, scheitert aber im Immobilienbüro von Lionel Hutz an ihrer Ehrlichkeit. Zwischendurch verkauft sie allerdings ein murder house oder house of death an die Familie Flanders, die gegen Spuk-Aberglauben jedoch sowieso immun ist. Das Haus wird dann durch Homers hot rod in Trümmer gefahren, und Wiggum detoniert mit dem Polizeiwagen auch noch hinein. Alles wie gehabt also, nach einer besonders stark an Kinowissen angelehnten Folge. (07. 12. 1997 / 21. 02. 2022)

Miracle on Evergreen Terrace (Die Lieblings-Unglücksfamilie) 9.11 (189)

Für Kent Brockman sind die Simpsons Springfields favorite hard luck family. Zu Weihnachten kommt das harte Glück durch Bart, der frühmorgens heimlich schon Geschenke öffnet und dabei aus Versehen den (Plastik-)Baum in Brand setzt. Es gelingt ihm, die crime scene rechtzeitig so zu säubern, dass er die Sache einem burglar in die Schuhe schieben kann, die Reste des Baums und der Geschenke konnte er aber nur mit Schnee bedecken, sein Geheimnis hat also ein Ablaufdatum. Springfield zeigt sich weihnachtlich und sammelt 15000 Dollar für die Simpsons, die das Geld in ein rotes Auto investieren, das Homer zielsicher auf Glatteis steuert, wo es untergeht und zugleich explodiert! Die Familie kommt unversehrt davon, wird dann aber des Betrugs überführt: a scam on Christmas. Nach einem stressful holiday sind die Simpsons die Parias der Stadt. Marge weiß wie immer Trost: We still have each other. Lisas Logik: But we had each other already before. Die Tücken des Familienbesitzes der Besitzlosen. (21. 12. 1997 / 22. 01. 2022)

All Singing, All Dancing (Und nun Alle singen und tanzen!) 9.12 (190)

Die Selbstironie wirkt ein wenig bemüht, mit der another cheesy clip show gerechtfertigt wird. Eingeleitet wird die Ansammlung einer Reihe von Musical-Szenen aus der inzwischen schon langjährigen Simpsons-Geschichte großartig: Die Familie trifft sich zu einem Filmabend, Marge hofft auf Waiting to Exhale (mit Whitney Houston), Lisa auf Emma (mit Gwyneth Paltrow), Bart und Homer auf einen blutigen Western. Sie haben allerdings Paint Your Wagon ausgeliehen, in dem es eben musical statt mayhem gibt, selbst Clint Eastwood und Lee Marvin singen. Es folgen die clips, darunter so tolle Momente wie der Zuckerrausch, der Bart und Milhouse bis an den Broadway bringt. Insgesamt aber eben doch eine Folge im Leerlauf einer cheesy clip show. (04. 01. 1998 / 20. 02. 2022)

Bart Carny (Die armen Vagabunden) 9.13 (191)

Das Wort carnies würde man im Deutschen wohl am besten mit Schausteller übersetzen, gemeint sind Menschen aus der traveling amusement industry, wie es Marge formuliert, die dabei einmal mehr spricht wie jemand von der Gesetzgebung. Ein Carnival kommt nach Springfield, die Familie teilt sich für die Attraktionen nach Geschlecht auf. Homer und Bart entkommen gerade noch einem Job als geeks (bei dem sie Hühnern den Kopf abbeißen und das Blut trinken müssten, siehe Nightmare Alley), versetzen dann aber einem Ringwurf-Geschäft den Todesstoß. Zum Ausgleich nehmen sie zwei der besonders von Homer deutlich verklärten carnies bei sich auf, einen Vater mit Sohn, die Cooders. Auch hier hat Marge einen Begriff parat: those roustabouts. Es kommt zu einer Hausbesetzung durch die Gäste, die Simpsons finden sich für eine Weile ins Baumhaus ausgeschlossen wieder, verschaffen sich dann aber durch einen Trick Zugang zum Eigenheim. Ein so simpler Trick, dass er sogar von Homer kommen konnte: you grifted them, sagt Bart voller Respekt. (11. 01. 1998 / 22. 02. 2022)

The Joy of Sect (In den Fängen einer Sekte) 9.14 (192)

Homer ist eher der suggestible type, so beschreibt ihn Lisa, nachdem ihr Vater beim Essen für eine Sekte mit dem Namen The Movementarians Werbung macht, die auf einem Planeten Blisstonia ein besseres Leben (und eine Weltraumreise dorthin) versprechen. Es ist dann aber gerade Homer, der sich dem Kult um einen leader besonders lange widersetzt, und zwar ganz ohne Anstrengung: er ist in den Augen der Verführer the most powerful mind we’ve ever dealt with, weil er ein so einfaches Gemüt ist. Es ist schließlich Marge, die ihre Familie aus der Gleichschaltung einer Agrarkommune herausholt, und Mr. Kilt (der Schulwart) nimmt sich der deprogrammerinos (Flanders) an. Burns versucht zwischendurch, auch auf den Zug der großen Manipulation aufzuspringen, geht als The Almighty mit seiner Moses-Parodie aber nur bis zu einem Bartbrand durch. Die Sache steht kurz so auf der Kippe, dass selbst Reverend Lovejoy zu dem new big deal zu wechseln bereit ist, schließlich zeigt sich aber, dass der Leader einfach ein Betrüger mit einem sehr zerbrechlichen Raumschiff ist. Moe kehrt zu Voodoo als der Methode zurück, die Barney bei der Stange (am Tresen) hält, und die Simpsons bleiben auch bei ihren ursprünglichen Kult: Fox Fernsehen. (08. 02. 1998 / 26. 02. 2022)

Das Bus (Der blöde Uno-Club) 9.15 (193)

Eine Verfilmung der Geschichte von Noah (der von allen Kreaturen zwei überleben lassen soll, auch von den stink beetles) gibt das Motiv vor für eine Survival-Saga: die Kinder von Springfield spielen UN Model Club (die Idee kam von Lisa) und landen nach einem Unfall mit dem Schulbus auf einer Insel, wo sie Modellgesellschaft spielen müssen. Bart denkt dabei an Calypso und monkey butlers, leider gibt es auf der Insel wenig zu essen, dafür aber vermutlich ein Monster, das sich als Wildschwein entpuppt. Als UN-Motto lesen wir einmal beiläufig: Order at Any Cost. Homer erfährt inzwischen von Flanders, dass man im damals noch reichlich neuen Internet Geschäfte machen kann und gründet eine Firma, deren Unternehmensgegenstand nie klar wird. Er bekommt trotzdem Besuch von Bill Gates, der das Simpsons-Startup von Schlägern „aufkaufen“ lässt. Detail: Troy McClure (hier die Stimme von Noah) hat auch einmal in einem Film mit dem Titel Suddenly, Last Supper mitgespielt! (15. 02. 1998 / 28. 02. 2022)

The Last Temptation of Krust (Krustys letzte Versuchung) 9.16 (194)

Die fiktive Welt von Springfield trifft auf einen Teil des „richtigen“ Amerikas, als Bart dafür sorgt, dass Krusty sich mit einer Riege der besten Komiker des Landes misst: neben Jay Leno oder Janeane Garofalo aber stinkt der Clown (he’s so funny you could plotz, findet nur Bart) dramatisch ab und wird zu „Corpsey the Clown“, also zu einem joke. Er versucht, seine Depression in der Badewanne der Simpsons auszukurieren, kommt aber mit dem kümmerlichen Versuch, auf observational humour umzustellen, nicht gleich wieder auf die Beine. Jay Leno wäscht ihm gemeinsam mit Bart die Haare, als später Hippie (das sonst seitlich wegsteckende Krustenhaar zu einem Rossschwanz nach hinten gezwungen) hat er ein kleines Comeback bei Moe (der einen Comedy-Abend veranstaltet: Brew Ha Ha). Er lässt sich dann aber sofort auf das erstbeste Angebot für einen Ausverkauf ein und macht Werbung für ein Auto namens Canyonero. Er ist (für mich eine neue Vokabel) a shill geworden, the last angry clown ist erledigt. (22. 02. 1998 / 01. 03. 2022)

Dumbbell Indemnity (Eine Frau für Moe) 9.17 (195)

Ein berühmter Satz aus Seinfeld (The Engagement, 21. 09. 95) wird hier von Marge fast wörtlich zitiert: „Do you mind if I ask why?”, fragt sie Renee, eine Frau, die sich in Moe verliebt hat, einen der am schwersten vermittelbaren Junggesellen in Springfield (in Seinfeld kam die Frage von Estelle Costanza, die nicht ganz glauben konnte, dass ihre designierte Schwiegertochter Susan Ross ihren Sohn George liebte: „May I ask why?“). Moe punktet bei Renee (Helen Hunt), die er als Blumenhändlerin kennengelernt hat, anfangs durch Großspurigkeit. Das Restaurant The Gilded Truffle hat dadurch wieder einmal einen Auftritt, bald aber ist die Players Club Card maxed out, und damit beginnt ein Versicherungsbetrug, der als Parodie auf Billy Wilders Double Indemnity angelegt ist. Homer soll Moes Auto stehlen und demolieren, das schafft er auch, er lässt sich dabei allerdings erwischen. Aus dem Gefängnis flieht er mit Hilfe eines Bibliothekswagerls, das er Hans Moleman wegnimmt. Eine Folge mit vielen schönen Details, fast paradigmatisch für eine Cartoon-Parodie eines Tinseltown-Klassikers. (01. 03. 1998 / 04. 03. 2022)

The Little Wiggy (Der merkwürdige Schlüssel) 9.18 (196)

Einmal wieder acht Jahre sein: das zweifelhafte Vergnügen einer solcher Regression widerfährt Bart, als Marge ihn als Freund (mit einem playdate) auf Ralph Wiggum ansetzt, der sich üblicherweise nur mit imaginären Freunden und klebrigen Idiosynkrasien über Wasser hält. Für einen Moment ergibt sich sogar Spaß, als die Buben Zugang zu Chief Wiggums Allerheiligstem bekommen, und mit riot gear aufeinander einprügeln dürfen. Spannend wird die Sache aber erst, als sie auch einen Schlüssel erbeuten, der alle Türen in der Stadt öffnet, zuerst zu einem J.R.R. Toykin-Laden, später zu einem stillgelegten Penitentiary, in dem sie aus Versehen einen alten elektrischen Stuhl wieder unter Ladung setzen. Auf diesem Stuhl sitzt Bürgermeister Quimby später zur Probe, ihm steht alles zu Berge, was bei einer Cartoonfigur aus der Form laufen kann. Sein Leben rettet Lisa, die eine Rakete mit einer rettenden Nachricht abschießt, die Rakete landet zwar bei Burns (a rocket in my pocket), der verfügt aber bekanntlich über den Strom, und ohne Strom kein elektrischer Stuhl. Auch diese Folge ist liebevoll gearbeitet, von der Einleitung in einem Springfield Knowledgeum bis zu dem Detail, dass die lokalen Hools (die Barts Allianz mit einem lameoid natürlich verachten) ihre Streiche schon mit Videokamera dokumentieren. (22. 03. 1998 / 05. 03. 2022)

Simpson Tide (Homer geht zur Marine) 9.19 (197)

Eine in vielen Kleinigkeiten ungewöhnliche Folge: Der Tafelgag ist noch orthodox (MY BUTT DOES NOT DESERVE A WEBSITE), der Couchgag ist ungewöhnlich lang und fast schon narrativ. Dann hat Homer einen Traum, in dem er wieder einmal prähistorisch ist, dann verliert er wieder einmal seinen Job, und meldet sich nach einen Werbespot im TV zur Navy Reserve, America‘s 17th line of defense. In die Parodie auf den Actionfilm Crimson Tide (und auf den Village People-Hit In the Navy) ist eine hübsche Sequenz über das Comeback der Sowjetunion eingebaut, die leider heute nicht mehr lustig ist (Ukraine!). Neben Homer melden sich auch Moe und Barney zu den Marines, für einen Moment entsteht ein Gefühl wie in The Deer Hunter, in Moe’s Hinterzimmer wird auch tatsächlich Russisches Roulette gespielt. Homer rettet schließlich sein renegade sub und kommt mit einem dishonorable discharge davon. Bart muss weiter auf ein Tattoo warten. Lisa mag zwar den militärisch-industriellen Komplex nicht, ist aber trotzdem stolz auf ihren Vater, als er diesem wieder entkommt. Viele kleine Luxusideen bereichern die Folge, vor allem eine Lust an seriellen Gags ist erkennbar. Für eine Autorentheorie der Simpsons wäre 197 jedenfalls zu berücksichtigen. (29. 03. 1998 / 11. 03. 2022)

The Trouble with Trillions (Die Trillion-Dollar-Note) 9.20 (198)

Eine Trillion sind eine Millionen Billionen, oder anders gesagt 10 hoch 18 Dollars. Das ist sogar ein bisschen mehr als der Marshall-Plan, und in diesen Kontext gehört die Ziffer, um die es in dieser Folge geht: Nach dem Zweiten Weltkrieg braucht das zerstörte Europa (Homer zu einem Bild, das aus einem Rossellini-Film stammen könnte: losers!) Geld, und Amerika schickt es in Form einer einzelnen Banknote, die noch dazu Monty Burns per Flugzeug über den Atlantik bringen soll. Versteht sich von selbst, dass er sie einbehält, wobei: ausgeben geht nicht so leicht, er hat sie also immer noch, als das FBI Homer (der sich aufgrund von Steuersünden als ratboy verdingen muss oder als tool of government repression, wie es Bart respektive Lisa sehen) auf ihn ansetzt. In der fantastisch ausufernden Geschichte enden Burns und Homer auf Kuba (wo Che Guevara Werbung für Bier macht: EL DUFFO O MUERTE), von wo sie auf einem Floß nach Amerika zurückzukommen versuchen. Großartig. (05. 04. 1998 / 16. 03. 2022)

Girly Edition (Die neuesten Kindernachrichten) 9.21 (199)

Die Kinder bekommen eine eigene Fernsehsendung KIDZ NEWZ, die von Lisa (im blauen Blazer) allerdings sehr trocken angelegt wird: frontal verlesene Meldungen über Kreidemangel oder Drei-Prozent-Reduktionen von Bibliotheksbudgets haben nicht den notwendigen zazz (wahlweise: zing, zork oder kapowza, alles einträgliche auratische Qualitäten, die das mazuma auf die Konten strömen lassen). Bart hingegen hat zazz, und so wird er vom sports-anchor zum co-anchor befördert, und entwickelt sich, nach einer Konsultation bei Kent Brockman, zu einem idealtypischen Präsentator von cheap sentiment, auch genannt: sap. Geradezu paradigmatisch die Beiträge, mit denen Bart das amerikanische Betroffenheits-Fernsehen zur Kenntlichkeit entstellt, bis Lisa ihm schließlich eine Falle stellt, auf einer Müllhalde, wo Groundskeeper Willie haust, seit Bart ihm zu Beginn der Folge das Haus (shack) mit Flüssigmais zerstört hat. Homer schafft sich im Parallelfaden mit dem helper monkey Mojo ein groteskes Double, einen Cholesterin-Zombie, der sich kaum noch rühren kann. (19. 04. 1998 / 17. 03. 2022)

Trash of the Titans (Die sich im Dreck wälzen) 9.22 (200)

Der Couchgag ist diesesmal ein Tafelgag, ein historischer Moment also in den Simpsons-Creditsequenzen, Weihnachten (aka Christmas/Hanu/Kwanza) trifft quasi auf Ostern. Homer legt sich mit den Müllmännern an, eine Weile wächst danach ein trash pile vor dem Eigenheim, der nicht zuletzt Flanders sehr belastet. Die Sache lässt sich nur politisch lösen. Homer kandidiert für das Amt des Sanitation Commissioners, und setzt sich im Trash Race auch durch, trotz eines desaströsen Wahlkampfauftritts, bei dem er ein U2-Konzert kapert (nicht in the name of love). Einmal im Amt, führt er es wie eine Musical-Nummer, und hat schon nach einem Monat das Jahresbudget verbraucht. Da hilft nur konsequente Externalisierung: someone else soll sich kümmern, Springfield wird wegen illegaler Mülldeponien unbewohnbar und soll fünf Kilometer weiter die Straße hinunter wieder aufgebaut werden. Amerikanische Ureinwohner haben das letzte Wort vor der verwüsteten Siedlung. (26. 04. 1998 / 26. 03. 2022)

King of the Hill (König der Berge) 9.23 (201)

Marge deutet wieder einmal etwas aus ihrem geheimen erotischen Leben an, für McBain hat sie jedenfalls etwas übrig. Auf den Darsteller des Actionhelden, auf Rainier Wolfcastle, trifft Homer in einem Etablissement, das er anfangs wie „gyme“ (geim) ausspricht, denn der Sinn eines „gyms“ war ihm bisber verborgen. Nun aber versucht er, in Form zu kommen, Geräte wie der Abdominator sollen ihm dabei helfen. Den Durchbruch schafft er allerdings, als er einen Apfelriegel entdeckt. Der Powersauce wird zwar in Wahrheit aus Apfelkernen und chinesischen Zeitungen hergestellt (wodurch Homer für eine Sekunde die Nachricht erreicht, dass Deng Xiaoping gestorben) ist, die Suggestion von Fitness (oder die Macht des Marketings) ist doch so stark, dass Homer sich schließlich sogar eine Großtat zutraut: die Bezwingung (Ersteigung) des Murderhorns als ultimativen Beweis für man’s contempt for nature. Homer muss dafür dem Mörderhorn zwar die Spitze nehmen, der Gipfelsieg ist ihm aber nicht abzusprechen. Bart kann stolz sein auf seinen ex-wabbelbäuchigen Dad. (03. 05. 1998 / 27. 03. 2022)

Lost Our Lisa (Die Kugel der Isis) 9.24 (202)

Eine Andeutung von Bewusstsein für postkoloniale Verhältnisse klingt aus Lisas Jubel über eine Ausstellung im Springsonian, die Egyptian monuments out of England präsentiert. Am letzten Tag vor der Schließung will Lisa unbedingt dort hin, und sie entscheidet sich für eine Fahrt mit dem Bus, als Verfechterin des öffentlichen Nahverkehrs, die sie ist. Die Route führt jedoch nicht zum Museum, sondern in ein Niemandsland hinter Crackton, von wo sie dann eine kleine Odyssee zurück in die Stadt zu absolvieren hat. So trifft sie auch auf Chief Wiggums, der in Frauenkleidern in einer verrufenen Gegend herumsteht - bei einem stakeout, wie er behauptet. Homer macht sich inzwischen auch schon auf die Suche nach Lisa, sodass am Ende wieder einmal ein Vater-Tochter-Abenteuer mit zärtlichen Untertönen steht: Homer und Lisa steigen nachts ins Museum ein, entdecken, dass das Orb of Isis eine Spieldose ist, deren Melodie sich in den Synapsen von Homer schon nach wenigen Sekunden verliert und durch einen Gassenhauer ersetzt wird. (10. 05. 1998 / 29. 03. 2022)

Natural Born Kissers (Die Gefahr, erwischt zu werden) 9.25 (203)

Die neunte Staffel endet mit einer epischen, überreichen Folge, in der Homer und Marge anlässlich eines Hochzeitstags feststellen, dass die eheliche sexuelle Routine nicht mehr so richtig zündet – die Bettszene mit ihren wechselseitigen Verlegenheiten ist perfekt orchestriert. Zum Glück finden sie bald darauf heraus, dass es ein Stimulans gibt: fear of getting caught. Also Sex an riskanten Orten. Zum Beispiel im Inneren einer Windmühle, die als Minigolfhürde dient. Da sie dort entdeckt werden, müssen sie nackt fliehen, daraus ergibt sich eine regelrechte Odyssee, auf der – wie es sich für ein jugendfreies Programm gehört – immer ein Gegenstand die entscheidenden Teile verdeckt (bei Homer übrigens einmal etwas, das man nicht anders als als Penis-Säge sehen kann). Der Trip, auf dem Homer auch eine Weile nackt an einem Seil aus einem Ballon hängt, endet selbstverständlich an einem Ort exponiertester Sichtbarkeit: in einem Stadion. Local Couple Bares All. Als wäre all das nicht genug, findet Bart auf seiner Suche nach pirate booty (er ist an einen Metalldetektor geraten) auch noch eine Filmdose mit einem Alternate Ending von Casablanca. Hitler tritt darin persönlich auf. Der Couchgag verneigt sich vor einer 90er Jahre-Institution: I WAS NOT THE INSPIRATION FOR KRAMER, darauf legt Bart Wert. (17. 05. 1998 / 01. 04. 2022)

 

Staffel 10

 

Lard of the Dance (Ein jeder kriegt sein Fett) 10.1 (204)

Zu den Freiheiten, die sich die Simpsons als Sitcom nehmen, zählt nicht zuletzt, dass Homer seinen eigentlichen Beruf im Atomkraftwerk immer wieder für verwegene unternehmerische Projekte vergisst. In dieser Folge steigt er ins grease business ein, das in Springfield eigentlich von der Unterwelt (als grease racket) dominiert wird, eine unerschlossene Quelle findet sich jedoch in der Schulkantine. Homer kommt überhaupt erst auf die Idee, weil er aufgrund seiner Cholesterinwerte und des Zustands seiner Gefäße selbst über viel Grease verfügt, allerdings über unverkäufliches. Im Zweitfaden bekommt es Lisa mit einer neuen Schülerin zu tun, die schon ein Handy und eine Kreditkarte hat, und sich wenig kindlich verhält: Alex Whitneys Stimme kam von Lisa Kudrow, bekannt aus Friends, ich mag von ihr vor allem die Meta-Sitcom The Comeback. You guys have dates?, fragt Lisa einigermaßen fassungslos, die danach aber tapfer die Privilegien der Kinder verteidigt, weil sie all das noch nicht kümmern muss, was das Leben von Größeren so spannend und schwierig macht. Bei einem School Dance, der wegen der Schüchternheit der Kinder zu einem Desaster wird (this dance has gone titanic), finden die Handlungsfäden zusammen in einem erlesenen Chaosbild. Das ganze Fett gibt auch Alex endlich eine Gelegenheit, to act her age in einer Fettballschlacht. Bei einem Gebet gibt Homer zwischendurch seine Vorstellung von göttlicher Allwissenheit preis: das höchste Wesen würden demnach vor allem den ganzen Tag Frauen dabei zuschauen, wie sie sich umziehen. (23. 08. 1998 / 02. 04. 2022)

The Wizard of Evergreen Terrace (Im Schatten des Genies) 10.2 (205)

Homer bekommt eine Midlife-Krise, als er im Radio hört, dass die Lebenserwartung für Männer in Springfield auf 76 Jahre gestiegen hat. Sein Gefühl, das bisherige Leben verschwendet zu haben, ist also sehr genau mathematisch datiert: er ist gerade 38,1 Jahre alt, Marge behauptet allerdings, er wäre schon 39. Um wenigstens in der zweiten Lebenshälfte produktiv zu werden, verlegt er sich auf das Erfinden, und zwar in der Nachfolge von Thomas Edison, dem Genie mit der Glühbirne. Unter den vier Innovationen, von denen Homer sich einen vergleichbaren Status erhofft, ist ein Fernsehsessel mit Toilettenfunktion wohl die ihm am stärksten entsprechende. Marge lässt ihn einsehen, dass Erfinden bloß um des Erfindens willen nicht viel bringt. Eher zufällig entsteht eine Idee mit einem Stuhl mit sechs Füßen, mit dem sich beim Zurücklehnen ein Umkippen vermeiden lässt. Aber auch den kannte schon Edison, jedenfalls sieht es auf einem Foto von ihm so aus. Es braucht also eine Fahrt ins Edison-Museum (mit Bart), um die Genie-Idolatrie loszuwerden: durch eine Relativierung, denn Edison war weniger produktiv als Leonardo da Vinci, und dessen Museum ist in Italien, also Sache erledigt. (20. 09. 1998 / 04. 04. 2022)

Bart the Mother (Bart brütet etwas aus) 10.3 (206)

Bart lässt sich von Nelson Muntz dazu provozieren, mit einer Waffe auf einen Vogel anzulegen, und trifft tödlich, obwohl er (im Innersten ja doch ein guter Junge) daneben schießen wollte. Um die Sache halbwegs wieder gut zu machen, brütet er (angeleitet von einem Instruktionsfilm mit Troy McClure und sogar unter kurzfristigen Bemühungen um einen regurgitation effect, also das Heraufwürgen schon halb verdauter Nahrung) die Jungvögelchen aus, die sich aber nach dem Schlüpfen als bolivianische Ovoraptoren erweisen, ein Fall von Arteninvasion, an dem Apu, Importeur dubioser Nahrungsmittel, nicht unbeteiligt war. Die Plage erweist sich als Plage für die Tauben, wird also als positiv wahrgenommen, sogar Bürgermeister Quimby (kurz zu sehen sein Wappenspruch: CORRUPTUS IN EXTREMIS) meldet sich zu Wort. Interessant, dass Marge zwischendurch ihre Pädagogik zu Grabe trägt: Sie hat Bart oft genug bestraft, it never sinks in, also: do what you want. Der Junge hat aber ohnehin einen moralischen Kompass, wie könnte er auch nicht, als Bruder von Lise? (27. 09. 1998 / 11. 04. 2022)

Treehouse of Horror IX (Das unheimliche Mord-Transplantat) 10.4 (207)

Die Halloween-Anthologien fand ich bisher selten wirklich überzeugend, diese aber ist gut: Zuerst wird Homer zu einem Killer, nachdem er von dem lokalen Schurken Snake nach dessen Exekution auf dem chair das Haar transplantiert bekommt. Es schlägt bald in seinem Gehirn Wurzeln, und Apu und Moe müssen dran glauben. Pointe dieser erste Episode: es war ein bad hair day! Danach verschlägt es Lisa und Bart unter Zuhilfenahme einer plutonisierten Fernbedienung in das Innere des Simpsons-Fernsehers, näherhin in eine Episode von Itchy & Scratchy, in der sich die beiden Figuren gegen ihr bestes Publikum verbünden. Sehr lustig dabei, wie Bart und Lisa kurz in einer Morning Show (Live with Regis and Katie Lee) landen, also im richtigen Fernsehen, und dort in einer Suppe mit Koriander (this soup is out of control!). Der dritte Teil trägt den Titel Starship Poopers und enthüllt das grässliche Geheimnis, dass die zahnende Maggie in Wahrheit das Kind des grünen Schleimwesens Kang aus der fliegenden Untertasse ist (der Begattungsakt mit dem extramarital extraterrestrial muss Homer keine Sorgen machen). Auch hier ist das richtige Fernsehen die letzte Instanz: Nicht einmal in der Jerry Springer Show kann der Sorgerechtsstreit um Maggie gelöst werden. Konsequenz: sie sagt etwas (zählt aber nicht, ist ja Halloween). (25. 10. 1998 / 22. 04. 2022)

When You Dish Upon a Star (Kennst du berühmte Stars?) 10.5 (208)

Bei einem Badeausflug an den Lake Springfield hebt Homer mit einem Kite ab und kracht tief im Wald durch ein Glasdach in ein abgelegenes Haus und direkt in ein Bett, das er ein paar Sekunden lang exklusiv mit Kim Basinger teilt, bis sich herausstellt, dass er auf Alec Baldwin liegt. Der unerwartete Kontakt zu den beiden Celebrities führt zu einer leicht surrealen Freundschaft, die Homer in Kontakt mit ungeahnten (gesunden) kulinarischen Genüssen (Fenchel!) bringt, während er eine Weile so etwas wie das Faktotum des Paars ist. Dann gesellt sich auch noch Ron Howard dazu (der hier vor allem als Star der Sitcom Happy Days gemeint ist). Als Homer das Geheimnis der Anwesenheit der Stars in Springfield verrät, werfen sie ihn aus ihrer merkwürdigen Hausgemeinschaft hinaus, er rächt sich mit einem Museum of Hollywood Jerks – sein Leben in der reflected glory soll wenigstens mit einem negativen Akzent weitergehen. In einem ziemlich an den Haaren herbeigeschriebenen Showdown hängen Basinger und Baldwin (er weit entfernt von seinem sonoren Organ, das man später von ihm kannte) eine Weile mit den Fingern an Homers fahrendem Truck, in einer Actionsequenz, die wie ein Bonus zu dem mutmaßlich hanebüchenen Drehbuch wirkt, das Homer für Kim und Alec geschrieben hatte: The Terminizor. An Erotic Thriller. Eine der Kernideen dabei: ein talking pie. (08. 11. 1998 / 25. 04. 2022)

D’oh-in‘ in the Wind (Homer ist ein toller Hippie) 10.6 (209)

Was für den jungen Artus ein Schwert im Stein war, ist für Homer ein garlic pickle jar, das er für Burns öffnen soll. Er kriegt es nicht hin, wird dafür aber als einer von drei stooges in einem recruitment film für Arbeit in der nuclear power besetzt, und benötigt danach eine Mitgliedschaft in der Screen Actors Guild. Dafür wiederum sollte er seinen Vornamen wissen: Homer J. Simpson? Das bringt ihn in dieser legendär weitläufigen Folge in Kontakt mit seiner Vergangenheit, mit seiner Hippie-Mutter, mit einer Rückblende zum Woodstock-Festival, und schließlich zu einer radikalen Wende seines Lebensstils: you’ve gone granola. Als cosmic fool und intergalatic jester bringt er allerlei Bewegung in eine Welt, die von ihren hippie roots längst nicht mehr wissen will, während Homer Jay (so stellt es sich heraus) schließlich eigenhändig die ganze Stadt mit einem Drink beliefert, in dem sich Karotten und Peyote auf das Schönste zu psychedelischen Eindrücken verbinden. Selbst Flanders nimmt einen Schluck, allerdings, als ahnte er es schon, einen kleinen. (15. 11. 1998 / 26. 04. 2022)

Lisa Gets an „A“ (Die große Betrügerin) 10.7 (210)

Mit dem Tafelgag erweist Bart einem Klassiker des 80er-Jahre-Indiekinos die Reverenz: I WILL NOT SCREAM FOR ICE CREAM. Homer kommt wieder einmal auf ein Objekt seiner Begierden (ein fressbares): einen kleinen Spar-Hummer, den er im eigenen Aquarium auf appetitliche Größe hochzüchtet, den er dann aber – gegen den eindeutigen Willen von Marge: chuck him in – nicht dem siedenden Wasser opfert, sondern als Haustier namens Pinchy hält. Lisa hat während einer Erkältung ein paar Tage in der Schule gefehlt, genauer genommen durchlief sie einen Schub von Computerspielsucht, der sie quasi aus dem Nichts ihrer blasierten Erhabenheit über das pixelschwache Herausforderungsprotokoll überfällt. Da sie schließlich auf einen Test unvorbereitet ist, muss sie bei Nelson Muntz (Salesman of the Year auf der Bubentoilette) einen study aid kaufen, woraufhin ihre Note so famos ist (A+++), dass sie den Notendurchschnitt der ganzen Schule auf die Qualifikation für einen Zuschuss von 250000 Dollar (vorwiegend für Lehrerprivilegien) hebt. Da sie die Zuteilung durch ihre Ehrlichkeit zu torpedieren droht (Lisa’s conscience is a ticking timebomb, weiß Skinner), muss ein kompliziertes Schauspiel aufgeführt werden, um sie (und einen Comptroller) zu täuschen. Am Ende verschlingt Homer den Hummer, und zwar ganz allein: Pinchy would have wanted it that way. (22. 11. 1998 / 27. 04. 2022)

Homer Simpson in: „Kidney Trouble“ (Grandpa’s Nieren explodieren) 10.8 (211)

Bei einem Familienausflug in die Westernstadt Bloodpath Gulch stellen die Simpsons fest, dass das Touristenprogramm dort sehr einseitig auf Aspekte des Gunstgewerbes ausgerichtet ist (I didn’t know we were so filthy, Marge), auch wenn das Gegenteil behauptet wird: there was more to the old West than just sex. Auf dem Heimweg lässt Homer seinen Vater nicht austreten, auch wenn der klagt: „I might explode“. Es explodieren dann nur die Nieren (kidney blowout), Grandpa braucht ein Transplantationsorgan, eines, das Larry Hagman nicht schon für sich organisiert hat: eine Niere von Homer. Der stellt sich sofort zur Verfügung und begreift erst auf dem Operationsbett so richtig, was bevorsteht. Es folgt eine epische Flucht (fleeing in shame), mit dem Höhepunkt einer Fahrt auf einem Schiff für Lost Souls, auf dem Peter Lorre tief ins Existenzialistische sinniert (Who are we? No one). Während Krusty sein last laugh program bei Grandpa schnell hinter sich bringt, kehrt Homer in letzter Sekunde unter das Messer zurück – nur um die heldendramaturgische Logik dieses Comebacks dann erst recht in eine ihm viel angemessenere Pointe zu überführen. Episch. (06. 12. 1998 / 01. 05. 2022)

Mayored to the Mob (Der unerschrockene Leibwächter) 10.9 (212)

Nach einem kurzen, prägnanten Spoof auf Roger Cormans Filme (in seiner Version von Titanic bekommt das Schiff Haifischzähne) geht es zur BI-MON-SCI-FI-CON, zur alle zwei Monate abzuhalten Convention für Science-Fiction-Nerds in Springfield. Mark Hamill wird eher leger in die Handlung eingebunden, der nerdbuster Homer aber findet eine neue Berufung als Bodyguard für den korrupten Bürgermeister Quimby, von dem auffliegt, dass er dem racket von Fat Tony gestattet, die Schule mit Rattenmilch zu versorgen. Homer ist also zugleich auch ein bisschen muckraker, muss dann aber Quimby gegen die Rachsucht von Fat Tony verteidigen, und zwar ausgerechnet bei einer Aufführung von Guys and Dolls im Springfield Dinner Theater. Da taucht auch Mark Hamill wieder auf, Homer erweist sich als ebenbürtig magnetisch, darum ging es ihm anscheinend vor allem. Und um Vorkosten, eine wichtige Teilaufgabe beim Leibwachen. Homer trägt eine sehr coole Sonnenbrille, hat aber daheim mit der Arbeit übertrieben, indem er Marge den Codenamen pig gab. Wer schließlich wenn für immer lieben wird, bleibt unklar und ist auch unwichtig. And aaaayiaaaaay .... (20. 12. 1998 / 02. 05. 2022)

Viva Ned Flanders (Wir fahr’n nach ... Vegas) 10.10 (213)

Der Tafel-Gag nimmt Beziehungen zu einem anderen Universum auf: MY MOM IS NOT DATING JERRY SEINFELD! Marge hat dann allerdings später in dieser Folge doch eine kleine extramaritale Anwandlung, in einer Fantasie, die Homer von ihr hat, nachdem er in Las Vegas mit einem ziemlichen Kater aufwacht und feststellt, dass er im Vollrausch (noch) einmal geheiratet hat. Sein Leben als Bigamist stellt er sich allerdings nicht als sexuelle Bereicherung vor, es ist Marge, die ihm durch die Blume einen Threesome vorschlägt, die hier also einmal mehr als latent freizügig erscheint, was Homer, dessen Vorstellung das ja ist, aber gar nicht zu bemerken scheint. Dass er überhaupt nach Vegas kam, hat mit Ned Flanders zu tun, von Homer auch genannt Churchy la Femme. Der fromme Nachbar bemerkt selbst von sich, dass er vielleicht a bit cautious ist, woraufhin er von Homer vertraglich einen Exkurs in das wilde Leben bestellt (living it up), der dann eben in Nero’s Palace endet, und später mit einem Rausschmiss aus dem Staat Nevada. Neds herrliches Idiom (wenn sein Herz schneller schlägt, sagt er: my beat box went up to rumba) ist ein Universum für sich. (10. 01. 1999 / 17. 06. 2022)

Wild Barts Can’t be Broken (Allgemeine Ausgangssperre) 10.11 (214)

Über die Kinder von Springfield wird ein curfew verhängt, nachdem Homer einen Erfolg des sonst notorisch lausigen Baseballteams The Isotopes zu exzessiv gefeiert und die Schule verwüstet hat. Nach einem halbherzigen Versuch mit Brettspielen verschaffen sich die Kinder abends heimlich Zutritt zum Autokino, wo The Bloodening läuft, eine Parodie auf den Horrorklassiker Village of the Damned, in dem es um Kinder mit eye power geht. Lisa ist praktisch genug, um zu erkennen, dass es keiner übernatürlichen Begabungen bedarf, um die Erwachsenen herauszufordern. Die Kinder organisieren ein Piratenradio, und plaudern peinliche Geheimnisse über ihre Eltern aus (zum Beispiel Constable Wiggums‘ Fetisch für Strumpfhosen). Der Konflikt wird in einer Musicalnummer (nach dem Vorbild des Films Bye Bye Birdie) nicht beigelegt, sondern verschärft. Die Alten in Springfield übernehmen das Kommando im Kampf der Generationen. (17. 01. 1999 / 19. 06. 2022)

Sunday, Cruddy Sunday (Nur für Spieler und Prominente) 10.12 (215)

Interessant umständliche Hinführung (Schulexkursion in die Post, Verteilung von unzustellbaren Briefen in der Stadt) zu einer Begegnung mit einem gewissen Wally Kogen, Reiseveranstalter: we know each other from the same pyramid scheme, erinnert Homer sich. Man organisiert einen Ausflug der Männer von Springfield zur Super Bowl, in einem Bus, der naturgemäß bei der Ankunft verwüstet ist. Marge und Lisa spielen derweil daheim (ein bisschen völlig losgelöst von der Handlung) Egg Magic von Vincent Price, den sie auch einer Reklamation wegen am Telefon (und aus dem Grab) erreichen! Die Karten für das großer Spiel erweisen sich als gefälscht (und auf Crackern gedruckt, also essbar). Die Rasselbande schafft es aber doch noch ins Stadion, zuerst in die detention cell (aus der sie von Dolly Parton mit sonischem Makeup-Entferner befreit werden), dann in die Sky Box von Rupert Murdoch, der selbst erst erscheint, als das Buffet bereit stark mitgenommen ist. Homer hat dann sogar kurz Präsident Clinton am Apparat, ist aber erwartungsgemäß unbeeindruckt. Zwei berühmte Sportkommentatoren analysieren die Episode in einem selbstreflexiven Schlussgag und folgern, als sie von Vincent Price in einen Bus gebeten werden: that doesn’t make a lick of sense. Womit wir wieder bei der Post wären, bei der Befeuchtung von Kuvertgummierung. Ungewöhnliche Folge, surrealer als die meisten anderen, vor allem in Duktus. (31. 01. 1999 / 26. 06. 2022)

Homer to the Max (Namen machen Leute) 10.13 (216)

Im Fernsehen bricht die midseason an, eine Saison zwischen den Spitzentiteln der Networks. Formelhafte Shows wie Police Cops sorgen für Langeweile oder sogar für Aufmerksamkeit, in Springfield auch deswegen, weil eine Figur in dieser neuen Polizei-Serie Homer Simpson heißt. Während Homer sich schon als TV Sensation feiern lässt, wird die Figur allerdings from cool to stupid umgeschrieben, sie dient nun als komische Erleichterung und hat als Markenzeichen den Ausdruck Oh, oh, spaghetti-o. Marge erklärt nebenbei, was comic relief ist: eine Figur wie Marlon Brando in Apocalypse Now! Homer spricht persönlich beim Fernsehen vor, um seine Figur suave again zu bekommen, bekommt dabei ein wenig Einblick in die Rezeptelogik in den Chefetagen (Frasier Meets Titanic, da könnte man einen starken Überhang von comic relief vermuten). Frustriert wählt Homer nun für sich einen neuen Namen. Handsome B. Wonderful wird nicht genehmigt, mit Max Power aber kommt er durch, und passend lernt er auch gleich einen Trent Steel kennen, mit dem der gesellschaftliche Aufstieg (Gartenparty mit Bill Clinton, der sich an Marge heranmacht, Woody Harrelson trägt Hanfhosen) vorgezeichnet ist. Beim tree-hugging in den Redwoods fällt Homer auf sein altes, destruktives Selbst zurück, also kann er auch weiterhin so heißen wie eh und je. Nur Marge soll nun, zumindest nachts, Chesty LaRue sein. (07. 02. 1999 / 05. 08. 2022)

I’m With Cupid (Apu und Amor) 10.14 (217)

Homer und Marge sind zum Abendessen bei Apu und Manjula. Dabei kommt zur Sprache, dass es in Amerika auch Männer gibt, die nicht 24/7 in ihrem Laden arbeiten. Die Ehekrise (unter anderem fliegt ein Kamasutra aus dem Fenster) bewältigt Apu mit einer siebentägigen Romantikoffensive, die sich bei den Ehefrauen von Springfield herumspricht und auf entsprechende Defizite im Beziehungsalltag aufmerksam macht (Manjula got to see La Boheme). Homer sorgt dafür, dass der wahre Schuldige ins Visier genommen wird: Apu, der Verräter, der am Ende sogar noch einen skywriter engagiert, damit der eine Botschaft in den Himmel schreibt. Homer liefert sich mit dem Piloten einen heftigen Kampf, sodass aus Apus valentine day’s rampage beinahe ein massacre wird. Es geht aber mit ein bisschen Hebelwirkung alles gut aus, und Elton John singt schließlich für Apu und Manjula noch ein Liebeslied. (14. 02. 1999 / 06. 08. 2022)

Marge Simpson in: „Screaming Yellow Honkers“ (Marge Simpson im Anmarsch) 10.15 (218)

Nach einer ziemlich langen Passage, in der die Lehrkräfte von Springfield sich als Entertainer präsentieren (eine laszive Nummer, in der Edna Krabappel ein Ballonkostüm trägt, von dem sie einen nach dem anderen platzen lässt, wird nicht bis zum Ende gezeigt), muss Marge die Simpsons nach Hause bringen, und erweist sich dabei als sehr defensive Lenkerin. Homer aber lässt sich von dem deutlich rücksichtsloseren Krusty zum Kauf eines SUVs inspirieren, bei dem er leider übersieht, dass es sich um ein Damenmodell (Lippenstifthalter an Stelle des Zigarettenanzünders) handelt. Marge findet Gefallen an dem Canyonero, und an den Eigenschaften, die er hervorbringt: Road Rage, aber auch Badassität. Als Homer die Kinder in einen Tierpark bringt, dessen Fauna anfangs reichlich träge wirkt, schafft er es immerhin, eine Nashornstampede auszulösen, an deren Ende er in einem Dixiklo auf den tödlichen Angriff des wildesten Nashorns wartet. Last Minute Rescue: Marge, die gekonnt den Canyonero als Waffe einsetzt. Out of my way, nature: ihr Leitspruch in dieser Episode gilt auf vielen Ebenen, auch betreffend ihre eigene übliche Natur. (21. 02. 1999 / 10. 08. 2022)

Make Room for Lisa (Es tut uns leid, Lisa) 10.16 (219)

Homer aka Sir Drinks-a-Lot gerät in eine finanzielle Defensive, weil er bei einer Smithsonian-Wanderausstellung die an das Mobilfunk-Unternehmen Omnitouch verkaufte Bill of Rights schändet, von der er Teile der Rechte vom Pergament wegschleckt. Er rettet die Situation, indem er einen Funkmasten auf dem Simpsons-Haus errichten lässt, dem leider auch Lisas Zimmer zum Opfer fällt. Sie reagiert psychosomatisch und sucht mit dem Vater Hilfe in einem Laden für Karma-ceuticals, in dem auch Aufenthalte in sensory deprivation tanks angeboten werden – Homers Tank wird von Repo-Agenten auf eine verrückte Reise geschickt, bevor er wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrt, sodass er seine wilden Eindrücke tatsächlich für seelisch induziert hält (zwischendurch war er sogar lebendig begraben, ausgerechnet durch Flanders, der mit dem Ausdruck Leapin‘ Lazarus den Tank mit einem Sarg verwechselt). Vater und Tochter einigen sich nach bestandenem Abenteuer auf ein gemeinsames Vergnügen: das Demolition Derby. Marge hört für eine Weile über den Babymonitor die Mobiltelefonate von Springfield mit und wird gossipsüchtig. (28. 02. 1999 / 11. 08. 2022)

Maximum Homerdrive (Das Geheimnis der Lastwagenfahrer) 10.17 (220)

Homer möchte bei einem Steak-Wettessen den Titel Sir-Loin-a-Lot erwerben, unterliegt aber – in einem Restaurant namens The Slaughterhouse, in dem man sich persönlich eine Kuh für die Schlachtung aussuchen darf – gegen einen Lastwagenfahrer namens Red Barclay, der sich nach vollständigem Verzehr von 16 Pfund Fleisch jedoch als tot erweist. Homer übernimmt spontan Reds Fracht nach Atlanta (Artischocken und Migranten, wie sich später herausstellt), Bart begleitet ihn, es kommt Trucker-Stimmung auf, bei einer Servierkraft namens Gwen denkt Homer sogar darüber nach, die Ehe zu quittieren. Nachdem er eine Weile schlafend gefahren ist, stellt Homer fest, dass es ein geheimes System namens Navitron gibt, einen Autopiloten, von dem nur die Lastwagenfahrer etwas wissen. Das Geheimnis lässt sich bei einem Plappermaul wie Homer aber selbst unter Aufbietung kräftiger Anspielungen auf den Film Convoy nicht bewahren. Marge möchte zu Hause auch etwas erleben und installiert eine Türklingel mit der Melodie von Close to You, die bald in Terrormodus umschaltet. (28. 03. 1999 / 12. 08. 2022)

Simpsons Bible Stories (Bibelstunde einmal anders) 10.18 (221)

Ostern ist dieses Mal in Springfield besonders heiß, und Reverend Lovejoy liest einfach Bibeltexte vor. Die Simpsons dösen weg, und träumen vier Episoden mit alternativen Versionen berühmter Geschichten. Marge ist Eva in einem Paradies, das von einem fuchtelnden Gottesfinger aus einer Wolke (Stimme: Flanders) dominiert wird. Das Feigenblatt ist hier grün, den Busen bedeckt das Haar. Auf dem Cover von People Magazine sind die einzigen zwei people im Paradies: Adam (Homer) und Eve. Lisa organisiert mit Milhouse / Moses den Exodus aus einem Ägypten, in dem Pharaoh Skinner mit einer Mrs. Krabapatra an seiner Seite herrscht. Bart stellt etwas an und hat eine seiner besten Ausreden: the bush set me up. Homers Traum ist sehr kurz. Bart hat dann noch einen eigenen, in dem er es mit Goliath aufnimmt und wegen megacide hinter Gittern muss. Der first action hero eröffnet ein neues Franchise: A BART SIMPSON DREAM. (04. 04. 1999 / 26. 08. 2022)

Mom and Pop Art (Überraschung für Springfield) 10.19 (222)

Homer verbringt den Samstag in der Hängematte und macht auf Harry Nilsson: you put the beer in the coconut. Marge setzt ihn unter Druck, etwas für die Familie zu tun, auf dem Umweg über einen Mom + Pop Hardware Store (der wird für den pun im Titel der Folge gebraucht) entsteht ein vollkommen missratener barbecue pit, der von einer Frau namens Astrid Weller zu outsider art erklärt wird. Die Kunstszene ist gerade verrückt nach Werken von mental patients, hillbillies oder chimpanzees (Homer sieht sich in allen drei Kategorien berufen). Marge hat viele Jahre lang Kunst studiert, es ist also ihr Traum, der sich nun für Homer erfüllt, allerdings nur kurz: seine erste Einzelausstellung (mit dem pièce de resistance Attempted Birdhouse One) fällt durch, er ist in sehr kurzer Zeit von hip zu boring vorangeschritten, die affektierten Kritiker würden sich eventuell in seiner Kitschphase wieder melden. Lisa legt ihm nahe, etwas wirklich Großes zu machen, wie Christo, der den Reichstag verhüllt hat. Daraufhin setzt Homer Springfield unter Wasser, und landet einen Erfolg, mindestens einen romantischen bei Marge. Flanders: What the flood? (11. 04. 1999 / 30. 08. 2022)

The Old Man and the «C» Student (Seid nett zu alten Leuten!) 10.20 (223)

Lisa schafft es beinahe, die Olympischen Spiele nach Springfield zu holen, aber Bart verdirbt mit einem Stand-up-Auftritt alles. Zur Strafe muss er im Springfield Retirement Castle freiwilligen Dienst schieben (forced volunteering). Lisa ist dort schon des Längeren ehrenamtlich tätig, sie ruft täglich einmal zur Imagination Time zusammen, lässt es aber auch zu, dass die alten Menschen zu einem Nickerchen eingeladen werden, das die Gelegenheit gibt, sie mit dem Staubsauger von Krümeln und ähnlichem zu befreien. Bart ruft zu einem großen Exodus auf, der zu der Beatles-Nummer Can’t Buy Me Love tatsächlich ein paar unbeschwerte Momente für die sonst schwer auf Bingo und Medikamentenausgabe konditionierte Schar ergibt. Die Sache endet allerdings titanisch, also ähnlich wie der Film und die Geschichte der Titanic – wäre da nicht das Olympia-Maskottchen Springy, das Homer auf den Meeresgrund entsorgt hat, eine Sprungfeder, die aus dem Untergang eine Zappelbewegung macht. A Bart Day’s Night. (25. 04. 1999 / 05. 09. 2022)

Money Can’t Buy Me Love (Burns möchte geliebt werden) 10.21 (224)

Ein playful plutocrat namens Arthur Fortune besucht anlässlich der Eröffnung seines 112. Megastores Springfield und wirft mit Dollars um sich. Das trägt ihm allgemeines Wohlwollen ein, worauf der joyless miser Monty Burns aufmerksam wird, der nun auch geliebt werden möchte. Verschiedene konventionelle Ansätze, sich beliebt zu machen (ein Scheck für das Krankenhaus) scheitern, sodass er schließlich einen originelleren Ansatz wählt. Er fliegt mit Homer nach Schottland, um dort mit Hilfe eines hoaxiscopes und anderer schräger Technik das Ungeheuer von Loch Ness zu finden (es braucht schließlich einen delochinator, also ein Gerät, mit dem das Loch leergepumpt werden kann). Nessie löst in Springfield eine Katastrophe aus, die an King Kong erinnern könnte, aber sehr beiläufig geschildert wird. In Las Vegas, wo Nessie als Kuriosum endet, wird Burns auch klar, dass er mit seiner angestammten Natur als fiese Socke glücklicher wird. (02. 05. 1999 / 02. 09. 2022)

They Saved Lisa’s Brain (Die Stadt der primitiven Langweiler) 10.22 (225)

Bei einem gross-out-contest (how low will you go?) schneiden Bart wie auch Homer enttäuschend ab. Lisa hingegen, die sich angewidert davon stiehlt, gerät in eine Gesellschaft wie für sie gemacht: eine Mensa Society mit Menschen mit hohem IQ (Professor Frink, dessen Namen ich hier zum ersten Mal hörte, Skinner, der Comic Book Guy, und ein paar andere). Bürgermeister Quimby muss die Stadt in einer offensichtlich bestens vorbereiteten Flucht vor Korruptionsenthüllungen verlassen, stattdessen übernehmen Lisa & Co. als council of learned citizens (kurz auch in Renaissancekostümen) die Stadtgeschäfte (im Volksmund, i.e. bei Kent Brockman, heißen sie the bright pack und gelten als Junta). Bei den Beratungen explodiert schon einmal ein sarcasm detector, und die Implementierung verschiedener reformerischer Ideen (zu Hibberts Broccolisaft-Verordnung kommen sie gar nicht) endet rasch im Chaos. Von Utopia haben eben alle eine individuelle Vorstellung. Stephen Hawking löst die Sache mit einem Gastauftritt und würdigt dann bei Moe’s sogar Homers Theorie von einem Universum, das die Form eines Donuts hat. (09. 05. 1999 / 10. 09. 2022)

Thirty Minutes over Tokyo (Die japanische Horror-Spielshow) 10.23 (226)

Lisa liest das Magazin WIRED (das Homer als WEIRD missversteht). Auf einem savings seminar (die Devise squeeze every penny versteht Homer zu wörtlich) taucht die Idee einer mega savings vacation auf, von der Homr hofft, sie würde ihn (aus Springfield Babylon) nach Jamaica bringen. Es geht aber nach Tokio: the Simpsons are going to Japan. Homer schmollt kurz (Marge: You liked Rashomon! Homer: That’s not how I remember it – großartig). Im Hotel gibt es zuerst einmal einen cartoon that causes seizures. Dann wird alles angeblich typisch Japanische abgearbeitet (Höhepunkt: eine Teezeremonie mit Homer und Bart), bis die extrem starke Währung die finanziellen Reserven an ein Ende kommen lässt. Für eine Weile müssen die Simpsons sich im fish gutting verdingen, eine Game Show verheißt einen Aus-/Heimweg: our game shows are a little different, we punish ignorance, Belohnungen gibt es nicht. In japanischen Shows zahlt man eher drauf. Fantastischer Höhepunkt: die Flugtickets auf einer Bretterbrücke über einem rotglühenden Vulkan, die Simpsons bis in die letzte Fingerspitze gestreckt hanging in there, dann plumpsen sie doch in die Lava, die sich als Promotion-Orangeade erweist. (16. 05. 1999 / 25. 09. 2022)

 

Staffel 11

 

Beyond Blunderdome (Mit Mel Gibson in Hollywood) 11.1 (227)

Im Couchgag treffen die Simpsons auf eine Doppelgängerfamilie, die schon auf der Couch sitzt. Über den Umweg einer Spritzfahrt mit einem Elec-Taurus (einem Tesla-Vorläufer) wird das eigentliche Thema der Folge erreicht: Hollywood. Springfield nimmt an einer Testvorführung für Mr. Smith Goes to Washington teil, einem Remake des Jimmy-Stewart-Streifens mit Mel Gibson. Homer gibt eine Karte mit einem schonungslosen (schonungslos dummen) Kommentar ab, und erweckt damit das Interesse des verunsicherten Stars. Die Simpsons fliegen nach Hollywood, die Familie macht das touristische Programm (Rainier Wolfcastle dreht an einer Ecke Saving Irene Ryan), während Homer mit Mel am Schneidetisch eine idiotische Idee nach der anderen ausbrütet, und ein alternatives Ende sogar dreht (ein gewaltsames, um es vorsichtig zu sagen). Während das prestige picture vor die Hunde geht, endet auch die Partnerschaft des „brutal ehrlichen“ Homer mit Mel, für den Marge eine Menge übrig hat: einen Gibson/Simpson Joint wird es nur einmal geben. (26. 09. 1999 / 26. 09. 2022)

Brother’s Little Helper (Ist alles hin, nimm Focusin!) 11.2 (228)

Bart erweist sich bei einer Feuerwehrübung einmal mehr als eine große Belastung für das soziale Gefüge und wird daraufhin mit einem neuen Medikament behandelt: Focusyn führt bei ihm eine offenkundige Veränderung herbei, from goofus to gallant, äußerlich zeigt sie sich auch bei ihm durch die Lesebrille, mit der Homer manchmal in Widerspruch zu seinem allgemeinen geistigen Zustand tritt. Focuysn ist eine mind-bending pill, was sich bald auch dahingehend auswirkt, dass Bart paranoid wird, mit einem Panzer auf einen rampage geht, und einen Satelliten vom Himmel schießt, von dem Chief Wiggums befürchtet, er könnte auch den Spice Channel übertragen haben. Spice bringt auch Marge wieder einmal in ihre Beziehung, zuerst mit einem Besuch des Films Showgirls (in dem ansonsten nur Springfields Männerwelt sitzt), danach mit dem Hinweis auf eine Bar, in der angeblich Männer mit Männern tanzen. Bart kommt schließlich von seinem psychotropic hayride wieder herunter und kehrt zu dem Medikament zurück, auf das Focuysn eine Parodie ist: Ritalin. (03. 10. 1999 / 30. 09. 2022)

Guess Who’s Coming to Critize Dinner? (Homer als Restaurantkritiker) 11.3 (229)

Während einer Exkursion zum Springfield Shopper, der wichtigsten Zeitung von Springfield, wird Homer, der aus unklaren Gründen auch teilnimmt, von synästhetischen Komplimenten umschwirrt, zum Teil kommen sie von ihm selbst: I can smell cake, he can hear pudding. Man bietet ihm die neu zu besetzende Stelle des food critics an, und er schlägt sich - mit Lisa als ghost writer – ganz gut, gilt aber bald als zu affirmativ. Versprengtes Gagmaterial über das Drehbuch zu The Cable Guy (nearly wrecked Jim Carrey’s career) oder Krusty, der King Lear spielt, lässt diese Folge porös wirken, dabei wird sie ganz linear erzählt. Die Köche der Stadt verschwören sich schließlich gegen Homer, sie versuchen, ihn mit einer Süßspeise zu töten, die eine Million Kalorien haben soll: the deadly eclair aus der French Confection, delicious and deadly. Lisa rettet Homer das Leben, indem sie ihm das warnende (unzutreffende) code word zuruft: low fat. Ein Franzose mit Spitzschnurrbart wird in custardry genommen. Homer überlebt einmal mehr eine comeuppance. (24. 10. 1999 / 01. 10. 2022)

Treehouse of Horror X (Ich weiß, was du getudel-tan hast) 11.4 (230)

Die zehnte Halloween-Folge verschärft einen geläufigen Filmtitel (I Know What You Did Last Summer) auf Flanderisch (Diddily), bringt Lisa und Bart (als Globber Girl und Stretch Dude) in Kontakt mit Xena (nicht die Warrior Queen, sondern de facto Lucy Lawless), und lässt Homer schließlich ausschlaggebend für den Weltuntergang durch den Y2K-Glitch werden. Lisa darf im Rahmen einer Operation Exodus zum Mars ein Elternteil als Begleitung auswählen und denkt dabei keine Hundertstelsekunde an Homer, der mit Bart auf einem Ersatzflug in die Sonne landet, mit Rosie O’Donnell und Spike Lee unter anderen. Prominenter Auftritt im Mittelteil für den Collector als gefährlichen Nerd, der Halloween-Prominenz für sein persönliches Kabinett sammelt. (31. 10. 1999 / 01. 10. 2022)

E-I-E-I (Annoyed Grunt) (Duell bei Sonnenaufgang) 11.5 (231)

Ganz Springfield schaut The Poke of Zorro im Googolplex. Homer nimmt den im Film vertretenen Ehrbegriff ein wenig zu wörtlich, und sieht sich schließlich mit einer gedankenlosen Duellforderung von einem southern colonel unerwartet ernst genommen: mit pistols at dawn soll die Sachen ausgefochten werden. Bleibt nur die Flucht (Homer wird in einem Christbaum aus dem Haus geschmuggelt). Auf dem alten Simpsons-Hof (Adresse: Rural Route 9) versucht sich die Familie als city slickers landwirtschaftlich: let the agriculture begin (die Prognose ist schlecht: you couldn’t grow stink on a monkey, sagt jemand). Wachstum stellt sich erst ein, nachdem Homer auf eine Resource aus seinem beruflichen Vorleben zurückgreift: Plutonium. Mit einem field full of mutants wird Homer als Produzent vor allem für die Tabakindustrie relevant, die sich von seinem Tomak (tomacco) Zugang zu jugendlichen Zielgruppen verspricht. Sagenhafter Reichtum steht ins Haus, bleibt aber so unwirklich wie das grüne Leuchten der nuklearisierten Felder. (07. 11. 1999 / 02. 10. 2022)

Hello Gutter, Hello Fadder (Die Kurzzeit-Berühmtheit) 11.6 (232)

Homer beginnt den Tag mit einem Snooze und beendet ihn mit einem perfekten Lauf beim Bowling. Er wird dadurch für eine Weile berühmt und kann eines seiner Lebensziele abhaken (ein 300 game, weiterhin offen bleibt: see Stevie Nicks naked). Als flavor of the month bleibt er keineswegs einen Monat lang interessant, sondern wird schon bald als warmed-over Fred Flintstone in die Z-Prominenz durchgereicht. Selbst von Lisa kommt keine Unterstützung: you’ve had your moment. Homer reagiert patzig: they did it to Jesus, and now to me. Eigentliches Thema der Folge ist jedoch Maggie, der Erwartungen an den Vater anzumerken sind, er versucht auch tatsächlich, sich bei ihr Verdienste zu erwerben, muss aber schließlich von seinem jüngsten Kind (Maggie als Rettungsschwimmerin) aus dem Ozean getaucht werden, weil er sich bei der Strömung verschätzt hat. Gefühliges Ende mit einigen andeutend semantischen Lauten des Kleinkinds. (14. 11 1999 / 02. 10. 2022)

Eight Misbehavin’ (Schon mal an Kinder gedacht?) 11.7 (233)

Die Simpsons lassen es sich bei doodlemunch in einem Einrichtungshaus gut gehen, das stark nach Ikea aussieht. Bei Apu und Manjula entsteht ein Kinderwunsch, der (mit einem an das Tierreich weitergereichten Rassismus: monkey see, monkey do) eine natürliche Begründung bekommt. Homer trägt dramaturgisch zur glücklichen Befruchtung bei, und fragt dann bald: how is the tribe coming along? Die neun Monate Schwangerschaft werden eigens rekapituliert (Marge wurde in dieser Zeit für eine Weile zu Sideshow Marge, mit einem Knochen im Haar!), schließlich liegt das Ergebnis vor: octuplets, also Achtlinge (die bald durch Shelbyville Nine in den Schatten gestellt werden). Die enorme Belastung, die eine solche Kinderschar mit sich bringt, lockt einen dubiosen Unternehmer an: Mr. Kidkill engagiert die ganze Familie für ein habitat, in dem Octo Sapiens als eigth wonders of the third world präsentiert werden. Homer hilft bei der Befreiung aus dem Knebelvertrag, indem er sich selbst als Attraktion in einer Schlangengiftnummer zur Verfügung stellt. (21. 11. 1999 / 04. 10. 2022)

Take My Wife, Sleaze (Der Kampf um Marge) 11.8 (234)

Homer gewinnt ein Motorrad, indem er Marge in einem Fifties-Themenrestaurant wild durch die Gegend schleudert. Er gründet stilecht eine Gang, begeht aber mit der Taufe einen Fauxpas: den die Hell’s Satans gibt es bereits, die originalen bekommen natürlich Wind von der Sache und suchen das Eigenheim der Simpsons mit einem zünftigen roughhousing heim. Marge übt schon in dieser Phase zivilisierenden Einfluss aus, wäscht tonnenweise bandannas und weiß, dass Stoffetiketten nicht mit bloßer Spucke auf Jeansjacken zu befestigen sind. Als die Hell’s Satans eines Tages weiterziehen, haben sie Marge im Gepäck: we’ve taken your old lady, verrät ein Blatt Papier, das an Homers Hinterkopf hängt. Während die Biker unterwegs nach South Dakota sich mit Gewaltverzicht und Bewerbungsschreiben (resumays) vertraut machen, Marge also weiterhin auf sie einwirkt (sie ist allerdings ein wenig miffed, dass keiner sie sexuell anziehend findet, nicht einmal Ramrod), ist Homer mit seiner Maschine schon auf dem Weg, sie zurückzuholen – mit roher Gewalt, versteht sich. Immerhin hat er versprochen to bogart her forever. Gastauftritt: die (mir unbekannte) Band NRBQ. (28. November 1999 / 07. 10. 2022)

Grift of the Magi (Die böse Puppe Lustikus) 11.9 (235)

Kausalitäten: Bart verletzt sich am Steißbein (coccyx), muss deswegen eine Weile einen Gesäßgips tragen, weswegen auffällt, dass Springfield Elementary nicht behindertengerecht ist. Die Mafia erledigt das prompt, ruiniert dabei aber das Budget (und die Rampen). Den Bildungsnotstand behebt ein Unternehmen namens Kid First Industries (KFI), das tatsächlich die Schulkinder für Marktforschung missbraucht, und ein eliminatorisches (like Microsoft, Bart) Spielzeug namens Funzo entwickelt (der Name, der fun-pun, stammt von Lisa). Ein Motto von KFI: to get a kick out of education. Lisa durchschaut die Sache zuerst, mit Hilfe von Bart und schließlich auch Homer „retten“ sie Weihnachten, indem sie Funzo (the killing machine) aus allen Haushalten rauben und auf einem anscheinend in Springfield ständig brennenden tyre fire entsorgen. Der Schwarze Kinderstar Gary Coleman hat einen Gastauftritt, am Ende herrscht Dinner-Ökumene mit Burns und Moe. (19. 12. 1999 / 08. 10. 2022)

Little Big Mum (Lisa und ihre Jungs) 11.10 (236)

Manchmal taucht eine Folge auf, der man sofort ein gewisses Etwas anzumerken meint. Little Big Mum war das Debüt der Autorin Carolyn Omine. Mit einer bezaubernden Selbstverständlichkeit werden hier die Geschlechterrollen auf die Spitze getrieben, und der Raum einer Simpsons-Episode als so unendlich wie die Phantasie ausgewiesen: von einem Mount Embolism, wo die gewohnt spontanen Simpsons sich im Schnee vergnügen, bis zu einer Lepra-Kolonie auf Hawaii, wo Homer und Bart landen, nachdem Flanders sie aus christlicher Nächstenliebe dorthin geschickt hat. Lisa hatte ihnen grüne Ekzeme aufgemalt, um ihnen die Augen für die filthy conditions zu öffnen, die zu Hause herrschen, seit Marge einige Tage im Krankenhaus bleiben muss – sie hatte in einer Skihütte einen Kuckucksuhrenunfall! Während bei Marge unter dem Gips die Beinhaare wachsen, versucht Lisa für Ordnung zu sorgen, scheitert aber an der Versorgungsgemeinschaft ohne Versorgerin (selbst Maggie schlägt sich auf die Seite von Homer und Bart). Die TV-Legende Lucille Ball erscheint Lisa, und flüstert ihr die Idee mit den vermeinlichen Hautunreinheiten ein. Maude Flanders muss bei Lepra sofort an Ben Hur denken, den sie ohne Ned gesehen hat. Ned war übrigens auf der Piste in einem revealing suit zu sehen, die sexy Konturen des Männerarsches verfolgen Homer in eine Abfahrt, bei der normalerweise jegliche männlichen Fortpflanzungsorgane draufgehen müssten. Vorgespannt ist der Folge die (einmal mehr) vermutlich radikalste Itchy & Scratchy-Passage, in der Itchy eine Kloniermaschine erfindet, aus der immer neue Scratchys kommen, die auf dem Fließband malträtiert werden können, bis Itchy schließlich die Cloning Machine mit einer Killing Machine zu einem endlosen Folterkreislauf kurzschließt. Meisterwerk! (09. 01. 2000 / 09. 10. 2022)

Faith Off (Bart hat die Kraft) 11.11 (237)

Homer zieht sich einen Kübel zu, der so fest auf seinem Kopf sitzt, dass ihm ein restliches Leben als traumedy (victim of comedy trauma, der Begriff kommt von Doktor Hibbert) bestimmt scheint. Im Zelt eines Wanderpredigers wird aber zuerst ein Ellbogen kuriert (Bart: it was a miracle and it was gross), dann befreit Bart seinen Vater von dem Kübel (Lisa liefert dazu später eine naturwissenschaftliche Begründung) und gilt nun als Wunderheiler. This child has the power! Barts Losung: Satan, eat my shorts! Die Folge findet ihre Klimax bei einem Footballspiel, auf das Fat Tony eine Menge Geld gesetzt hat, sodass es eines weiteren Bart-Wunders bedarf, nachdem Homer einem Star namens Luvchenko aka Baryshnikow mit einem lächerlichen float (einer Art Karnevalswagen) das Bein lädiert hat. Tatsächlich findet sich eine Lösung, die allerdings mit einer abgetrennten und nicht mit einer remobilisierten Extremität zu tun hat. Couch-Gag (Couch-Couch-Gag): Sigmund Freud versucht sich an einer Ein-Satz-Analyse von Homer. (16. 01. 2000 / 10. 10. 2022)

The Mansion Family (Wenn ich einmal reich wäre) 11.12 (238)

Das Wort pride bei den Springfield Pride Awards hat noch nicht die Konnotation, die es heute zumeist hat: geehrt werden, von Kent Brockman und Britney Spears, nahezu alle Springfielder ungeachtet ihrer sexuellen Identität (Marge als eifrigste Blutspenderin). Eine Ausnahme: Homer bekommt nichts. Burns wird – abracadaver – als ältester Bürger ausgezeichnet, das bringt ihn auf den Gedanken, sich einmal gründlich untersuchen zu lassen (in der Mayo Clinic in Minnesota). Die Simpsons sollen derweil sein Haus hüten. Homer fühlt sich dementsprechend als Milliardär, stößt bei seinen Exzessen dann aber auf eine unüberwindliche Grenze: das Sonntagsmorgenbierverbot bei Moe. Bis 14h darf nur in internationalen Gewässern getrunken werden. Zum Glück hat Burns eine Jacht, und so tuckert halb Springfield (die Männer) in das land that law forgot. Piraten sehen das von Homer gesteuerte Schiff als ein homosexual party boat, und versenken die stolze Vergnügungsgesellschaft im Ozean. Von wo Homer und Bart auftauchen, als wäre nie etwas gewesen. Marge und Lisa haben allerdings derweil den old man smell aus den 137 Zimmern von Burns gewienert. Homer hängt dann noch lange in den Abspann hinein dem Phantomschmerz nach, den er über seinen kurzzeitigen Reichtum verspürt. (23. 01. 2000 / 15. 10. 2022)

Saddlesore Galactica (Ein Pferd für die Familie) 11.13 (239)

Von einer State Fair bringen die Simpsons ein Pferd nach Hause. Es heißt Duncan, und musste von einem hohen Turm in ein Becken springen – ein Tauchpferd, was sogar Wiggums als animal cruelty auffällt. Die Simpsons brachten schon einmal ein Pferd nach Hause, die Episode steht also im Verdacht des Eigenplagiats, vorgetragen wird der Verdacht zweimal vom Comic Book Guy (er trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift WORST EPISODE EVER, meint er damit die aktuelle?). Später gibt es dafür noch einmal eine Gelegenheit, als Marge ganz zarte Ansätze zu einer Spielsucht entwickelt, auch das hatten wir schon mal. Duncan ist da bereits als race horse im Einsatz, mischt die Szene auf, und zieht sich den Zorn der Jockeys zu, die – wie Homer in einem unheimlichen Moment feststellen muss – in einer Art Schlumpfland leben und gar keine richtigen Menschen sind. Lisa erweist sich als sax machine, unterliegt aber bei einem Wettbewerb mit der Schulband der Konkurrenz aus Odgenville. Sie beklagt sich darüber bei fellow sax player Bill Clinton, der die Simpsons schließlich mit einem Besuch beehrt, der eine selbstkritische Pointe hat: er deklariert sich als schlechter Präsident. (06. 02. 2000 / 16. 10. 2022)

Alone Again, Natura-Diddily (Ned Flanders: Wieder allein) 11.14 (240)

Die Simpsons unternehmen einen Ausflug in die Natur (Lisa: an untouched piece of paradise), finden aber im Reservat eine Autorennstrecke, setzen sich brav auf die Ränge, und schauen beim Schnellfahren zu. Familie Flanders ist auch da, denn Ned liebt alles, was mit Sicherheit zu tun hat, auch wenn es damit nicht weit her ist: seine Frau stirbt durch Beschuss einer Riege von Frauen, die als Fan-Demonium für Stimmung sorgen und T-Shirts aus Kanonen ballern. Selbst Homer reißt sich zusammen, um dem Witwer Ned das Leben leichter zu machen: no more being a jerk. Mit neuerer Videotechnik und einer Vorliebe für die Schnitttechnik der star-wipes bastelt Homer ein Dating-Video, das aber nichts daran ändert, dass Ned exciting as a baked potato ist oder sich vorkommt (Marge fühlt sich dadurch spontan angezogen). Bei Rachel, der Sängerin einer Christian Rock Band namens Kovenant, gibt es schließlich gute Vibes, aber sie ist auf Tour und muss weiter. Ihr Glaube an einen dude who lives above hilft auch Ned, eine kurzfristige Glaubenskrise zu überwinden. Die Folge ist ein wenig ungewöhnlich, üblicherweise stirbt in so einer Serie niemand für immer, aber Maude wird anscheinend nicht zurückkommen. (13. 02. 2000 / 22. 10. 2022)

Missionary Impossible (Der beste Missionar aller Zeiten) 11.15 (241)

Homer verirrt sich mit der Fernbedienung auf den Sender PBS, der ständig zu Spenden für sich selber aufruft. Aus schierer Ungeduld lässt er sich zu einem pledge über 10000 Dollar hinreißen, eine Summe, über die er nicht verfügt. Zur Buße muss er als Missionar in den Südpazifik, nach Microatia (hübsche Verballhornung von Mikronasien, das es auch nicht gibt). Erwartungen an den Reverend Homer auf einer exotischen Insel, auf der allerdings alle Frauen ihre Brüste bedecken (die nackten sind eine Insel weiter), kommen unter anderem von einem Mädchen namens Oovilu-Eeoo-Kitana-Wanjay, das von Homer passenderweise als Lisa Junior angesprochen wird. Die bunten Frösche auf der Insel verleiten zu der Nachahmung einer um 1990 kursierenden halluzinogenen Handlung: licking toads. Mit der Einrichtung eines Casinos (The Lucky Savage) bringt Homer die Zivilisation nach Microatia. Er erwacht aus seinem PBS-Alptraum in den Realismus seiner wahren Existenz: einer Cartoon-Figur auf Fox (wo man das Geld mit Werbeunterbrechungen verdient). (20. 02. 2000 / 25. 10. 2022)

Pygmoaelian (Moe mit den zwei Gesichtern) 11.16 (242)

Bei den Duff Days (a lost weekend für alle Familien von Springfield, Eigenwerbung) gewinnt Moe einen Bierzapfwettbewerb. Sein Gesicht ist aber für den Duff-Kalender zu hässlich, was bei ihm zu der Selbsterkenntnis führt: I’m a gargoyle (unter anderem wegen seiner cauliflower ears). Nach einem kosmetischen Eingriff ist er dann allerdings so attraktiv, dass er die Hauptrolle in einer Seifenopfer mit dem programmatischen Namen It Never Ends bekommt: er spielt den Chirurgen Dr. Tad Winslow. Homer drängt sich in Moes neues Leben und vermasselt alles, indem er künftige Story-Ideen verrät, und dabei nicht beachtet, dass alles, was im Drehbuch auf rosa Seiten geschrieben ist, Traumszenen sind, also folgenlose Extravaganzen (was im Grunde für jede Simpsons-Folge umso mehr gilt). Moe bekommt durch eine umfallende Kulisse sein altes Gesicht zurück. Und It Never Ends mit seinen shocking turns und endless pillow talk (Marge ist das Zielpublikum) muss ohne ihn weitergehen: er hat sein altes mug wieder. Bart und Lisa lassen in der Folge ein rosa Ballonschwein steigen, das bis in eine Sitzung schwuler Republikaner fliegt, die an einer Kampagne A Gay President in 2084 arbeiten. (27. 02. 2000 / 31. 12. 2022)

Barts Blick in die Zukunft 11.17 (243)

In einem Indian Casino sucht Bart den Hintereingang, um als Minderjähriger auch spielen zu können – oder zumindest eine Bloody Mary zu bekommen. Der Manager, ein Native American, lässt ihn zur Warnung 30 Jahre in die Zukunft blicken, in einer zweiteiligen Orakelschau, in der Lisa Präsidentin der USA ist, während Bart weiterhin als Tunichtgut durchs Leben geht, der es aufgrund seiner Aufdringlichkeit aber immerhin zu einer zeitweiligen Kabinettstätigkeit als Secretary of Keeping It Real bringt (mit einer großen Arbeitssitzung in Camp David, bei der Krusty einen Pakistan/pancake-Witz macht). Lisas neues Amt steht im Zeichen einer Budgetkrise, die ihr von ihrem Vorgänger hinterlassen wurde: Präsident Trump! Jimmy Carters Bruder taucht in einer Werbung in Barts Zukunftsschau auf (you put an ad in my vision?). Marge verspielt 20000 Dollar – ihre Spielsucht ist kein Witz. (19. 03. 2000 / 01. 01. 2023)

Days of Wines and D’oh’ses (Barneys Hubschrauber-Flugstunde) 11.18 (244)

Barney versucht, seinem Leben einen neuen Inhalt zu geben, als er einen Gutschein für eine Ausbildungsstunde als Hubschrauberpilot geschenkt bekommt. Da Nüchternheit eine Voraussetzung für diesen Beruf ist, verzichtet er auf Bier, und verdammt damit Homer dazu, in Barneys Rolle hineinzuwachsen – den charakteristischen Rülpser inklusive. Bart und Lisa finden eine alte Kamera, mit der sie am Wettbewerb um das Titelfoto für die nächste Ausgabe des Telefonbuchs von Springfield teilnehmen wollen. Sie probieren allerlei raffinierte Sujets, werden dabei aber entweder von Nelson ausgebremst oder scheitern an anderen Umständen, bis sie in einen Waldbrand gebraten, aus dem sie nur von Barney gerettet werden können – spektakuläre Katastrophenperspektive inklusive. Einem neuen Leben des einstigen tanked up losers mit elaborierten Kaffeekreationen steht danach nichts mehr im Weg, außer die Missgunst von Moe, der um seinen wichtigsten Kunden fürchtet. (09. 04. 2000 / 02. 01. 2023)

Kill the Alligator and Run (Kill den Alligator und dann ...) 11.19 (245)

Ein Test im Magazin Self-Test Monthly verweist Homer einmal mehr auf seine Lebenserwartung: 42 kommt heraus (these quizzes are never wrong!, so seine Überzeugung), das wäre in drei Jahren, er ist also 39. Aus Angst vor dem Tod kann er nicht mehr schlafen, der Arzt verordnet Ruhe gegen die Nervosität, die Simpsons suchen Ruhe in Florida (Homer: but that’s America’s wang), geraten aber dort in die Spring Break. Homer rockt eine Riesenparty mit Kid Rock, Marge verweigert sich dem Ansinnen, ihre boobs zu zeigen, nur für den Augenblick, lässt dabei aber für einen Sekundenbruchteil Lust an diesem Akt der Transgression erkennen. Homer ist von der par-tay so überdreht, dass er tagelang We built this city on rock’n’roll singt, auch dann noch, als er in den Everglades den friedlichen Maskottchen-gator Captain Jack rammt. Zur Strafe müssen die Simpson zuerst fliehen (sie landen als fugitive family in einem angelegenen Diner), dann schuften sie sogar in einer chain gang, am Ende bekommen sie Bundesstaatverbot. Letzte Option danach: South Dakota. Super Cameo: der Produzent Robert Evans in einer TV-Sendung erzählt von The Two Jakes. (30. 04. 2000 / 27. 01. 2023)

Last Tap Dance in Springfield (Sie wollte schon immer Tänzerin werden) 11.20 (246)

Marge und Lisa lassen sich in der Mall in den Film Tango de la muerte locken. Lisa fühlt sich dadurch zu einer Karriere als Broadway Girl inspiriert: sie will Steptanz lernen, und zwar bei Little Vicki, einem einstigen Kinderstar. Leider erweist sie sich als unbegabt, unter anderem im Vergleich mit Ralph Wiggums, der aber vor der großen Show zu viel Plastiksüßes isst. Bei Professor Frinks bekommt Lisa programmierte Schuhe verpasst (self-tapping shoes), wird dadurch zu einer Art Step-Bot, und führt Little Vicki, die sich selbst in ein Kinderkostüm gezwängt und die Hauptrolle übernommen hat, in die Parade. Homer hat am Ende einen guten Rat, wie Lisa doch noch ein Broadway Girl werden kann: sie kann ja Problemstücke mit vielen Kraftausdrücken schreiben, like David Mamet. Was lernen wir noch in dieser Folge: ein frown upside down ist nicht dasselbe wie ein smile. (07.05. 2000 / 28. 01. 2023)

It’s a Mad, Mad, Mad, Mad Marge (Wird Marge verrückt gemacht?) 11.21 (247)

Wir wissen schon länger, dass Marge etwas für Ringo Starr übrig hat. Hier wird ihr das bei einem insanity hearing wieder vorgehalten, ihr Einwand (he reciprocated) wird nicht ernst genommen. Der Verdacht, Marge könnte insane sein, entsteht aus einer Konkurrenzsituation: Otto will ein Mädchen namens Becky heiraten, entscheidet sich aber dann doch für Heavy Metal, und Becky bleibt, da die Hochzeit (wie zuvor schon die von Apu) im Garten der Simpsons stattfinden sollte, einfach im Haus. Damit ist eine Konstellation etabliert wie in dem Film The Hand That Rocks the Cradle, den Selma und Patty (wohnhaft in den Spinster City Apartments) für ein documentary halten. Marge sieht sich mit hip female influence im eigenen Haus konfrontiert (zum Beispiel beherrscht Becky einige Jackie Chan-moves), und gerät in Verdacht, paranoid zu werden. Die Situation wird noch dadurch kompliziert und schwieriger lesbar, dass Bart für die Schule ein video project dreht, das unter anderem eine S&M-Szene mit Homer auf der Streckbank in einem mittelalterlichen Verlies vorsieht. Marge klärt schließlich, nachdem sich alles andere geklärt hat, auch dieses Kürzel auf: scrubbing & mopping, also schrubben und wischen. (14. 05. 2000 / 08. 03.2023)

Behind the Laughter (Hinter den Lachern) 11.22 (248)

Die Geschichte der Simpsons wird in Manier einer typischen Tell-All-Fernsehreportage (das parodierte Format hieß Behind the Music) erzählt, mit einem „allwissenden“, originell und alliterierend (the funny fivesome) formulierenden Erzähler und mit Interview-Passagen mit allen Beteiligten. Die Pointe besteht darin, dass die Simpsons sich als Medienphänomen quasi selbst erfunden hätten (we never saw people like us on TV), mit Homer als penniless Peckinpah, der eine Pitch-Folge dreht (My Funny Family, mit dem kanonischen Sitcom-Opener Honey, I’m home), und dann einer rasanten Superkarriere mit ihrem fractured take on the modern family, eine Weile baden sie in Geld wie Rockstars, dann kommen die Probleme (Homer wird nach seinem legendären Sprung über den Graben Springfield Gorge in Episode 2.8 süchtig nach Schmerzmitteln), schließlich sogar Solokarrieren, bevor Willie Nelson (!) bei einer Live-Show alle wieder zusammenführt. Dass alles fake ist, geht unter anderem aus dem Detail hervor, dass die Simpsons hier als Northern Kentucky Family bezeichnet werden, wo Springfield (this bustling heartland town) doch dezidiert überall und nirgends sein soll. (1. 05. 2000 / 12. 03. 2023)

 

Staffel 12

Treehouse of Horror XI (D-D-Der G-G-Geister D-D-Dad) 12.1 (249)

Die wie immer dreiteilige Halloween-Folge überzeugt vor allem mit dem ersten Teil, in dem Homer im Springfield Shopper in seinem Horoskop (er ist Stier!) liest, dass er in diesem Tag sterben wird (Lisa: that’s unusually specific for a horoscope, das Horoskop von Marge sagt: your husband will die today). Den ganzen Tag hindurch überlebt Homer die abstrustesten Gefahren, dann erwischt es ihn doch noch: death by broccoli. Vor dem Himmel bekommt er von Petrus eine Chance: er darf noch einmal für 24 Stunden auf die Erde, muss dort aber eine gute Tat vollbringen, was ihm im einer Szene, die Eisensteins berühmte Szene auf der Odessiter Treppe zitiert, auch gelingt. Er rettet ein Baby, muss aber, weil Petrus gerade nicht hingeschaut hat, trotzdem in die Hölle. Im zweiten Teil schwirren Motive aus Grimms Märchen durcheinander (Hänsel und Gretel), und Homer ist am Ende ein Huhn und legt ein Ei. Im dritten Teil übernehmen Delphine das Kommando und schicken die Menschheit (zurück) ins Meer. (1. 11. 2000 / 19. 03. 2023)

A Tale of Two Springfields (Die Geschichte der zwei Springfields) 12.2 (250)

In Springfield gehen die Telefonnummern aus, ein zweiter area code wird eingeführt (939 nach 636), und auch wenn die Werbefigur Phoney McRingring das in einem Promotionfilm eigentlich gut verkauft, wird die neue Spaltung der Stadt doch sofort populistisch aufgeladen (rich snobs/pathetic slobs), und zwar von Homer, der sich dann auch als Bürgermeister von New Springfield zur Verfügung stellt – das neue Gemeinwesen für die Joe-12-packs. Da es in der 939-Gegend keine Spitäler und andere wichtige Einrichtungen gibt (selbst der Kwik-E-Mart ist drüben), kommt es zu einer großen Abwanderung, der durch eine giant wall (Marge: like the one in Berlin?, Antwort: in etwa, allerdings zu 90 % aus Recycling-Material wie Toilettensitzen) Einhalt geboten werden soll. Mehr als eine ghost town bleibt Homer bald nicht mehr zum Beherrschen, er hat aber noch ein As im Ärmel: Er überzeugt The Who, die in Olde Springfield auftreten sollten, stattdessen auf der anderen Seite der Mauer zu spielen, bei dem Song Won’t Get Fooled Again hat es dann mit der Trennung ein Ende: tear down that wall, das erledigt ein Riff. (05. 11. 2000 / 01. 04. 2023)

Insane Clown Poppy (O mein Clown Papa) 12.3 (251)

Manchmal läuft eine ganze, abstruse Handlung auf einen Gag zu, der dann alles rückwirkend noch einmal motiviert (auch wenn Motivation das letzte ist, was bei den Simpsons gefragt ist). In diesem Fall geht es um dem Umstand, dass Mafiosi ihre Waffen gern in Geigenkästen transportieren. Homer und Krusty steigen bei Fat Tony ein, während der ein höheres Mafia-Konklave abhält, weil Krusty beim Pokern die Geige seiner Tochter („sentimental value excessive“) verloren hat, die nun wiederzubeschaffen ist. Die Tochter ist ihm auf einem Book Festival begegnet, sie ist das Ergebnis eines Abenteuers, das er bei einem Truppenbesuch im (Ersten) Golfkrieg hatte. Die Mutter hat heute keine gute Meinung mehr von Krusty, sie unterhält zu Hause ein Museum mit Slash-Moderne, in der immer der Clown das Opfer ist (er schaut einmal kurz ins Zimmer, ruft holy homolka und muss an downtown Grozny denken). Homer erweist sich in 251 als das bessere father material, obwohl er vor allem mit Dynamit arbeitet. Lisa blitzt mit einer Frage bei Amy Tan zu The Joy Lock Club beim Book Festival brutal ab. John Updike, Stephen King, Maya Angelou haben kurze Auftritte. Der Trend, mit Büchern für Dummies Millionen zu verdienen, wird aufs Korn genommen. (12. 11. 2000 / 02. 04. 2023)

Lisa the Tree Hugger (Lisa als Baumliebhaberin) 12.4 (252)

Ein junger Mann namens Jesse Grass, Mitglied der ökoradikalen Gruppe Dirt First, fasziniert Lisa unter anderem mit blonden Dreads und einer level-five-veganen Einstellung (er kultiviert sogar Humus in der Handfläche: pocket-mulch). Als ein sehr alter Baum an einen Texaner mit einer Firma namens Omni-Pave zur Bewirtschaftung (Abholzung) verkauft wird, startet Lisa (vor allem, um Jesse zu imponieren) ein Solo-Protestcamp in luftiger Höhe (Ausblick bis hinter Hollywood und den Eiffelturm). Sie wird allerdings abends kurz schwach, stiehlt sich zum Aufwärmen nach Hause, und überlebt so ihren eigenen Tod: in den Baum schlägt der Blitz ein. Der Unternehmer (in Texas we do tragedy right) macht aus dem Wald zuerst einen Lisa-Gedenk-Naturpark, der sich aber bald in einen Themenpark Lisaland verwandelt. Lisas Protest verselbstständigt sich, als der riesige Holzpfahl mit ihrem Kopf als Werbemotiv umfällt und zum rasenden Protestmotiv wird: this log is your log (this land is my land). Marge sagt einen gewichtigen Satz (der durch 252 im Grunde widerlegt wird): this family has nothing but bad luck when it comes to farce. (19. 11. 2000 / 06. 04. 2023)

Homer vs. Dignity (Homer und das Geschenk der Würde). 12.5 (253)

Homer wird von einer Finanzplanerin darauf aufmerksam gemacht, dass er too stupid ist, um auskömmlich zu leben. Einzige Lösung also: er muss mehr Geld verdienen. Burns ist im Firmen-Cafetorium gerade ein wenig desorientiert und einsam, weil Smithers (he doesn’t know the meaning of the word gay, so Burns, er meint das andere „gay“) in New Mexico ein Musical zur Aufführung bringt. Homer kommt gerade recht, er wird von Burns als prank monkey engagiert, der Leuten wie Lenny oder Carl fiese Streiche spielt (Monty say, monkey do). Homer versucht noch, die entwürdigende Nebenbeschäftigung, die ihn sogar sich als Panda Sim Sim für eine Begattung präsentieren lässt, als some outside projects zu verharmlosen. Doch die Rehabilitierung bei einer Thanksgiving-Parade verläuft noch einmal demütigend: Burns macht aus dem Fest (der float der Ureinwohner besteht aus Pappmasché from broken treaties!) ein pranksgiving, lädt Fischbeuschel auf die Zuschauer ab, Homer steigt schließlich aber doch aus. Terminologisches: retirony (Wiggums investiert nicht in Altersvorsorge, weil er damit rechnet, kurz vor der Pensionisierung zu sterben). (26. 12. 2000 / 07. 04. 2023)

The Computer Wore Menace Shoes (Mr. X und der Website-Schund) 12.6 (254)

Homer hört von Lennie und Carl den Begriff Email, und beschließt, das dazugehörige System zu kaufen: the computer will do our thinking now. Nachdem er sich mit Hilfe von Lisa mit den wichtigsten Funktionen vertraut gemacht hat, legt er eine Website an, die anfangs keinen Verkehr bekommt. Erst als er sie als Gerüchteküche neu konzipiert (All the Muck that’s Fit to Rake), unter dem Schutz der Anonymität (Mister X), liest ganz Springfield bei ihm mit – Homer veröffentlicht alles, was er aufschnappt, und bekommt schließlich sogar einen Pulitzer-Preis. Dann aber schlägt das System zurück: er wird auf eine Insel expediert, auf der Menschen weggeschlossen sind, die zu viel wissen (Homer ist dort Prisoner #5, also prominenter als das Vorbild aus der britischen Serie, auf die hier angespielt wird). In dem grade-A bull plop (hochkarätige Stierfäkalien), die Homer verbreitet hat, gab es auch eine Meldung über Grippeimpfungen (they’re controlling our minds with flu shots). Großartig der Doppelgänger (mit der Stimme von Patrick McGoohan), den die Geheimregierenden (die Leute secretly running the world) an seiner Statt zur Familie schicken (er hat einen deutschen Akzent und verspricht Marge a night of efficient German sex). Fake News drehen sich hier so im Kreis, dass Homer zu einem Agenten der Vernunft werden kann. (03. 12. 2000 / 09. 03. 2023)

The Great Money Caper (Das große Geldabzocken) 12.7 (255)

Homer und Bart verlegen sich nach dem Besuch eines Magic Palace (bei dem Marge süchtig nach einem wohl akolholhaltigen Long Island Ice Tea wird) auf Täuschungskunststücke, für die sie sich mit dem wichtigsten entsprechenden Requisit verkleiden: fake moustaches machen sie zu con artists oder grifters. Mit einem ihrer weniger aufwändigen Tricks zitieren sie den Film Paper Moon. Sie schrecken auch vor dem Seniorenheim nicht zurück (fleecing old people), Bart hat für das ganze Unternehmen eine gute Ausrede: balancing out the universe. Als sie schließlich erwischt werden, bringen sie Groundskeeper Willie vor Gericht, bis sich herausstellt (wie das in einschlägigen Filmen zum Repertoire gehört), dass sie einer großen, von Marge und Lisa gesteuerten Inszenierung aufgesessen sind. Der gewünschte Effekt, Homer und Bart zu besseren Menschen zu machen, verpufft bei einem allseitigen Surfausflug: Cowabunga! (10. 12. 2000 / 10. 04. 2023)

Skinner’s Sense of Snow (Rektor Skinners Gespür für Schnee) 12.8 (256)

Der Cirque de Purée ist in der Stadt (das ist der Zirkus, bei dem eine Eintrittskarte 80 Dollar kostet, so die Trademark). Eine Show mit whimsy and wonder wird durch einen Sturm unterbrochen, bald liegt Springfield unter einer dicken weißen Schicht, und alle Schulen in der Gegend schließen, bis auf die Elementary: Skinner gibt nicht frei. Bald sind die Kinder so tief eingeschneit, dass sie Weihnachten zu versäumen drohen (und einen Folge von Itchy & Scratchy, in der es zu einer Kussszene kommen soll, behauptet jedenfalls Bart). Homer widmet einen Teil des Daches des Flanders-Hauses in einen Schneepflug um und startet eine Rettungsmission, die in einem Kältetod zu enden droht, verschönert durch Abgase, die durch das Wageninnere wabern. In der Schule übernehmen die Kinder das Kommanda, schnüren Skinner in einen bag-of-crap, der normalerweise für die Völkerballbälle (Dodgeballs) vorgesehen ist. Vokabular: I crossed out all the sass-back in Huck Finn (Skinner). Am Ende der Weihnachtsfolge ist Lisa kurz ein Rentier, und Homer träumt von einer Shelemela (Marge träumte davor schon in einer püreecircensischen Pose bei der Küchenarbeit). (17.12. 2000 / 23. 04. 2023)

HOMR (Der berüchtigte Kleinhirn-Malstift) 12.9 (257)

Der wichtigste Plotfaden spielt wieder einmal mit dem Motiv eines unvermutet intelligent gewordenen Homer (ein durch die Nase eingeführter Wachsmalstift konfiguriert sein Gehirn neu). IQ 105 bedeutet Außenseiterstatus in der Welt, die er bisher kannte. Lisa führt ihm die Folgen mit einem Diagramm vor Augen: Intelligenz und Glück (happiness) schließen einander im Wesentlichen aus. Aus einem Film mit Julia Roberts wird Homer mit dem schönen Satz „point out your plot holes elsewhere“ verwiesen. Schließlich wird der Urzustand wiederhergestellt: the blissful boob I was. Sehr schön die einleitenden Abschweifungen: ein Besuch auf einer Comic-Messe (mit einem Japanimation-Film mit der Heldin Princess Tempura), und dann ein „historischer“ Werbespot mit Itchy und Scratchy, die kurz das Liebespaar in der Meeresbrandung aus From Here to Eternity nachmachen, bevor ein Hai an die Stelle von Burt Lancaster zu liegen kommt, und Scratchy verschlingt. Itchy und Scratchy werben in diesem schwarzweißen, also antiken Clip für besonders teerhaltige Zigaretten. (07. 01. 2001 / 24. 04. 2023)

Pokey Mom (Jack und der Rückgratzylinder) 12.10 (258)

Schönes Beispiel für eine typische Sitcom-Doppelhelix-Plotkonstruktion: Marge entdeckt in einem Gefängnis einen begabten Maler (sie rekurriert wieder einmal auf ihr Kunststudium: „I studied art“), und verschafft  Jack Crowley (Michael Keaton), nachdem sie eine Malklasse im Waterville Prison geleitet hat (Freeing the Artist Within), eine Beschäftigung außerhalb: in der Schule soll er ein mural anfertigen, das aber durch einen Entwurf von Skinner (auf einer Serviette) zu sappy hokum wird. Crowley hat sich zu sehr als Auftragsarbeiter in Dienst nehmen lassen, muss schließlich aber doch seine gefährliche Seite durchbrechen lassen: in ihm steckt auch ein arsonist. Homer entdeckt derweil, nachdem er sich bei einem Prison Rodeo (auf dem Heimweg von einer Schürzenmesse/Apron Expo, wohin Marge unbedingt wollte) den Rücken verletzt hatte, eine Kur, die er sich gern patentieren lassen würde: einen zerbeulten Metallzylinder, eine Mülltonne als Streckrad, das selbst bei Moe wirkt, der danach wieder mehr inneren Raum für seinen crippling emotional pain hat. Im Abspann gibt es ein Echo der Bedeutung, die HBO um das Jahr 2000 gewonnen hatte: Wiggums betet alle Titel herunter, die noch heute kanonisch sind (that Oz show, Sex and the City, The Sopranos). (14. 01. 2001 / 25. 05. 2023)

Worst Episode Ever (Die schlechteste Episode überhaupt) 12.11 (259)

Der Comic Book Guy hat einen Herzinfarkt (der amerikanische Ausdruck dafür erklärt den Titel von 259: er hat a cardiac episode), und versucht danach, sein Leben zu ändern. Als Nerd hat er naturgemäß nicht nur keine Freunde, er weiß auch überhaupt nichts darüber, was Freunde eigentlich sind. Nur so ist es zu erklären, dass er in Agnes Skinner nicht nur eine mögliche Freundin, sondern gleich seine Geliebte erkennt. Das neue Paar macht es sich romantisch gemütlich, wird aber von Wiggum auf frischer Tat (und in zweifelhafter Freizeitbekleidung) ertappt. Bart und Milhouse führen derweil den Store, und zwar in den Niedergang. Milhouse hat eine kurze Vision von sich und Lisa in einem Film Noir (Lisa ergo eine Femme Fatale). Zu einem Forbidden Film Festival im Geheimkeller des Comic Book Guy kommen alle Kinder von Springfield, aber auch hier platzt Wiggum mit seinen Leuten herein. (04. 02. 2001 / 26. 04. 2023)

Tennis the Menace (Tennis mit Venus) 12.12 (260)

Ein gewisses soziales Geltungsbedürfnis kommt bei Marge immer wieder zum Vorschein, und kann durchaus als Aspekt ihrer Genderkonventionalität gesehen werden: In 260 kommt es über den Umweg einer Bestattungsberatung für Homer in Sachen Abe (bei der dann doch kein Mauso-Palooza bestellt wird) dazu, dass die Simpsons in ihrem Garten einen Tennisplatz errichten lassen. Marge erhofft sich davon größere respectability, solange sie mit Homer im Doppel antritt, ist allerdings bloß beatability garantiert – und geringschätziger Tratsch im Supermarkt, den Marge hinter einem Regal mitkriegt. Die Dinge wenden sich zum Besseren, weil Bart sich als begabt erweist, dafür muss aber Homer zurückstehen, der dadurch in eine ödipale Krise gerät, in der ihm Lisa psychoanalyatisch beisteht. Bei dem Krusty Classic-Turnier, bei dem Krusty mit racket-earrings eine super Pointe landet, schlägt Homer zurück, indem er Lisa, die mit ihm Doppel spielen soll, durch eine der Williams-Schwestern ersetzt – er löst damit eine Kettenreaktion aus, an deren Ende statt der Simpsons Four die vier größten amerikanischen Tennisstars dieser Ära gegeneinander spielen: Venus, Serena, Pete Sampras und André Agassi. Marge zu Bart, als der verzichten muss: I’ll make it up to you in bottle rockets. (11. 02. 2001 / 27. 04. 2023)

Day of the Jackanapes (Hallo, du kleiner Hypnose-Mörder) 12.13 (261)

Den Couch-Gag mit Sigmund Freud gab es schon einmal, und auch die zentrale Plot-Idee lebt von Wiederholung: Sideshow Bob wird aus dem Gefängnis entlassen, zieht in einen Broken Dreams Storage Locker, und arbeitet wieder an einem Racheplan. Bart soll dieses Mal aber nicht (sofort) selbst zu Tode kommen, sondern er soll Krusty töten (der seine frühen Sendungen, auf denen Bob zu sehen war, auf seinen Videobändern überspielt hat). Krusty gibt eine spektakuläre Gelegenheit, er möchte nämlich das Showgeschäft verlassen, die network executives mit ihren notes machen ihm das Leben schwer. In einer Rückschau erfahren wir, dass Krusty 1957 als Kaputnik der russische Satellit debütiert hat, danach nahm die Karriere nicht sofort Fahrt auf. Bart, der hypno-assassin, die boy bomb, nähert sich Krusty auch tatsächlich auf offener Bühne in unbewusst (selbst)mörderischer Absicht, der Sprengstoff wird aber von einem monkey in letzter Sekunde auf network executives umgeleitet. Detail am Rande: Rainier Wolfcastle ist arbeitslos und sieht ein wenig heruntergekommen aus. (18. 02. 2001 / 28. 04. 2023)

New Kids on the Blecch (Die sensationelle Pop-Gruppe) 12.14 (262)

Bart schwindelt sich bei einem Marathon (als Italiener mit schwarzem Schnurrbart) auf das Siegerpodest, wird entlarvt, in der Folge aber von einem zufällig anwesenden Produzenten L.T. Smash als bad boy für eine Boygroup rekrutiert, der außerdem Milhouse (!), Nelson (!!) und Ralph Wiggum (!!!) angehören: The Party Posse sollen die nächsten N Sync werden, die aktuellen N Sync schauen schon einmal vorbei und bringen einen Geschenkskorb! Ein erstes Video zu einem Song namens Drop da Bomb (Regie: Ang Lee!) hat bereits militärischen Einschlag, und bald wird die Party Posse mit der scheinbar sinnlosen Refrainzeile YVAN EHT NIOJ assoziiert. Die subliminale Botschaft darunter wird von Lisa entschlüsselt, den Todesstoß für das geheime Rekrutierungsprojekt der Navy aber soll es von New York aus geben, wo (Simpsonianer wissen Bescheid) die Redaktion von MAD sitzt. Dorthin steuert Smash den Flugzeugträger für einen Showdown, bei dem dann irgendwann die Studio Magic ausfällt, und die Party Posse mit ihren kümmerlichen Bubenstimmen dasteht. Wie Milli ohne Vanilli. Im Abspann Jamsession mit N Sync. (25. 02. 2001 / 29. 04. 2023)

Hungry, Hungry Homer (Der hungrige, hungrige Homer) 12.15 (263)

Die Springfield Isotopes, das lokale Baseball Team, waren früher im Familienbesitz (d.h. in diesem Fall: sie gehörten der Mafia). Nun aber wurden sie von der Duff Corporation gekauft, und die hat etwas vor: das Team soll nach Albuquerque verlegt werden. Homer, der sich in dieser Folge als friend of the downtrodden (also also Anwalt der Benachteiligten) eine Weile sehr bewährt (nachdem er für Lisa in Blockoland, einem Legoland ohne das Wort Lego, ein fehlendes Teil für einen Blocko-Eiffelturm erstritten hat), dringt in die Konzernzentrale von Duff vor und bringt dort durch Zufall den Albuquerque-Plan in Erfahrung. Die Verabreichung eines Biers mit gedächtnislöschendem Zusatz soll ihn eigentlich unschädlich machen, doch der Satz I’ll be quirky (illbequerque) hält sich irgendwo in seinem Hirn und bringt ihn am nächsten Tag zurück zu der Wahrheit, die er exklusiv hat. Um ihr Geltung zu verschaffen, beginnt er einen Hungerstreik, der nach zwölf Tagen siegreich mit einem Hot Dog mit südwestlicher Garnierung endet: Albuquerque hat zwar schon die Snacks der Isotopes erobert, das Team bleibt aber in Springfield. Und Homer wird in der nächsten Folge dick sein wie immer. (04. 03. 2001 / 30. 04. 2023)

Bye Bye Nerdie (Lisa knackt den Rowdie-Code) 12.16 (264)

Ein neues Mädchen (a new kid) kommt an die Springfield Elementary. Francine ist mindestens burschikos, um nicht zu sagen: ein Kerl (oder auch: ein big ape, copyright Lisa). Sie lässt sich auch mit dem Angebot gemeinsamer Leidenschaft für Malibu Stacy (not a doll, an aspiration figure, betont Lisa gegenüber Marge) nicht entschärfen: die Schule hat ein bully problem. Lisa geht die Sache wissenschaftlich an, und entdeckt, dass der Antagonismus brawny v brainy auf Pheromonen beruht, die bei bestimmten Menschen Aggressionen hervorrufen. Francine, weniger wissenschaftlich gesprochen, fährt negativ auf nerd sweat ab. Dagegen lässt sich etwas tun. Lisa entwickelt ein bully repellent auf Grundlage von Salatdressing. Homer widmet sich in der Parallelhandlung einer überschießenden Bemühung um Babysicherheit. Die Debütfolge von Laura MacMullan (Regie) ist selbst für Simpsons-Verhältnisse ungewöhnlich surreal. Itchy und Scratchy machen Werbung für Stabby-ohs (Frühstückscerealien in Waffenform). (11. 03. 2001 / 01. 05. 2023)

Simpson Safari (Die Sippe auf Safari) 12.17 (265)

Bei einem besonders üppigen Einkauf im Supermarkt legt Homer sich mit einem Bag Boy an und löst damit einen Streik der auch als sack stuffers firmierenden Niedriglohnkräfte aus. Bald ist nichts mehr zum Essen im Haus, bis auf eine Schachtel Animal Crackers aus den 60er Jahren, in der auch eine goldene Giraffe auftaucht: Hauptpreis in einem Gewinnspiel, das seit 30 Jahren nicht mehr aktiv ist. Die Simpsons schaffen es trotzdem, auf der ausgelobten Safari zu bestehen, und fliegen nach Tansania, ein Land, das von Pepsi gesponsert wird, wie es in der Ansage heißt. Die Abenteuer vor Ort sind ziemlich generisch (einmal die Victoriafälle runter usw.). Höhepunkt bildet die Schimpansenzuflucht von Joan Bushwell, die unter der Tarnung ihrer Forschungen heimlich eine Diamantenmine betreibt. Viele „zeitbedingte“ kulturelle Vorstellungen schimmern auch noch hinter der mäßig lustigen Satire dieser Folge durch, heute würde man das wohl so plan nicht mehr durchgehen lassen. (01. 04. 2001 / 02. 05. 2023)

Trilogy of Error (Trilogie derselben Geschichte) 12.18 (266)

Tom Tykwers Lola rennt in einer Parodie, in der vor allem Lisa rennt: Dreimal beginnt die Geschichte am Morgen beim Simpsons-Frühstück, dreimal folgt sie dann einer anderen Figur, zuerst Homer, der von Marge einen frischen Brownie erbeuten möchte, wobei sie ihm einen Daumen abschneidet (der dann wieder angenäht werden muss, solange die Extremität aber allein unterwegs ist, herrscht Zeitdruck); dann Lisa, die für das Science Project an diesem Schultag einen Sprachroboter namens Linguo gebaut hat; schließlich Bart, der von Milhouse zu einer Höhle geführt wird, in die dieser sich normalerweise zum Weinen begibt, nun aber entdecken die beiden Buben dort Unmengen von Feuerwerken, die sie dann auch ausführlich zum Einsatz bringen. In den Falten des Paralleluniversellen begegnet Lisa einem Jungen namens Thelonious, der wie sie den Namen des Architekten I.M. Pei kennt (Lisa: I.M. impressed). Flanders erklärt zu Beginn seinen Jungen, dass Harry Potter Hexenwerk ist. Homer versucht sich auch als Magier: Abracathumbra reicht aber nicht, um den Daumen wieder zu befestigen. Dafür braucht es Chirurgie, also science. (29. 04. 2001 / 03. 05. 2023)

I’m Goin‘ to Praiseland (Wunder gibt es immer wieder) 12.19 (267)

Die Christen von Springfield feiern ein Eisfest: es gibt Cruci-Fixin’s, Homer bestellt einen tower of Babel (hoch bis in den Himmel oder zumindest die Stromleitung), Lisa findet Bible-Gum interessant. Musikalisch untermalt wird das Fest von der Christian Madonna Rachel Jordan. Wir erinnern uns: da war schon einmal etwas mit Ned Flanders. Mit tatkräftiger Anleitung der Simpsons wird ein zweiter Versuch gewagt, der aber an einer Maude-Obsession scheitert (im Bett wird ihr Abdruck penibel mausoleosiert). In ihrem Nachlass (den zu entsorgen die Simpsons sich bereit erklärten) finden sich drei Paar Schuhe (Marge: someone had a fetish), und Skizzen für einen christlichen Vergnügungspark. Praiseland wird denn auch nach diesen Vorstellungen gebaut, es gibt sogar ein Maude Miracle (das auf einem Gasleck beruht), trotz dieser Manifestation Gottes bleibt der Versuch kurzlebig. Am Ende taucht Rachel noch einmal auf, und nun sieht es so aus, als könnte Flanders noch einmal glücklich werden. Die nächste Folge wird davon nichts mehr wissen. (06. 05. 2001 / 04. 04. 2023)

Children of a Lesser Clod (Der Schwindler und seine Kinder) 12.20 (268)

Homer reißt sich beim Basketballspielen ein Kreuzband, bekommt von Dr. Hibbert eine Menge Morphium (in einem Drogentraum versenkt er einen Ball in einem Saturn-Ring), muss aber trotzdem zwei Wochen das Knie schonen. Aus Langeweile und weil Flanders seine beiden Söhne während eines Chris-Rock-Konzerts bei ihm unterstellt, was ihn auf Ideen bringt, eröffnet Homer eine Kindertagesstätte: Uncle Homer’s Day Care Center, aus juristischen Gründer fungiert Marge als Eigentümerin. Die Kita boomt, nur Bart und Lisa sind – als natürliche Kinder – von dem neuen Enthusiasmus des Kinder-Entertainers Homer ausgeschlossen. Sie rächen sich, indem sie bei den Good Guy Awards in das Showreel ein paar Home Movies hineinsplicen, die den real Homer zeigen (zum Beispiel stockbesoffen in Unterhose unter dem Weihnachtsbaum). Das Drama endet mit einer Anspielung auf O. J. Simpson und dessen Flucht, begleitet von Hubschrauberkameras. Homer war nur für eine Weile The Saint Who Walks Among Us. (13. 05. 2001 / 23.05. 2023)

Simpsons Tall Tales (Drei unglaubliche Geschichten) 12.21 (269)

Die Simpsons haben wieder einmal einen contest gewonnen, einen Trip nach Delaware, den sie, weil Homer am Flughafen gegen ein anti fist shaking law verstößt, per Zug antreten müssen, und zwar genau gesagt: als Hobos, also als Landstreicher. Sie treffen im Strohwaggon einen Hobo, der drei Geschichten (tall tales oder yarns) erzählt, die alle mit uramerikanischen Motiven zu tun haben. In der ersten ist Homer der übergroße Holzfäller Paul Bunyan, der als Riesenbaby zur Welt kommt und dann eine Spur der Verwüstung zieht (einen Nationalpark lässt er auch entstehen, er besteht aus Seen aus verschüttetem Bier), schließlich aber Springfield vor einem Kometen rettet (den er auf Chicago niedergehen lässt). In der zweiten Geschichte sind die Simpsons auf einem wagon trail nach Westen unterwegs. Homer rottet mehr oder weniger im Alleingang den nordamerikanischen Präriebüffel aus, als Lisa (aka Connie Appleseed) als Nahrungsalternative Äpfel präsentiert, verwechselt Homer die Frucht mit buffalo testicles. In der dritten Geschichte fungieren Bart und Nelson als Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Homer muss am Ende dem Hobo ein sponge bath geben, findet daran durchaus Gefallen. Übrigens: wer hat die ideale Stimme für Old Man River? Natürlich Doktor Hibbert, der Paul Robeson der Simpsons-Welt. (20. 05. 2001 / 26. 05. 2023)

 

Staffel 13

 

Treehouse of Horror XII (Hex and the City) 13.1 (270)

Die zwölfte Halloween-Anthologie, wie gewohnt mit drei Geschichten. In der ersten fängt sich Homer einen gypsy curse, der vor allem negative Auswirkungen auf sein Umfeld (die geliebten Menschen) hat: Marge wird zur behaartesten Frau ever, Lisa eine Zentaurin. Zur Lösung des Fluchs braucht es einen Leprechaun aus Irland. In der zweiten Geschichte handeln sich die Simpsons ein Hi-Tech-Ultrahouse ein, das von einem Computer regiert wird, der mit der Stimme von Pierce Brosnan spricht (auf die Marge deutlich anspricht) und mit seinem roten Peep-Auge alles im Blick hat. Etwaige Parallelen zu HAL aus Kubricks Space Odyssey sind bis ins Detail beabsichtigt. Sehr schön die Pointe: der gefährliche Rechner wird an Marges Schwestern weitergereicht und sucht dort verzweifelt nach dem Auto Destruct-Button. Schließlich gibt es noch eine Harry Potter-Parodie: Lisa als hochbegabte sorceress, Burns (Sucker of Essence) als Lord Montymort, Slithers als Schlange aus dem Paradies. Mit Satan will der Lord aber nichts zu tun haben: his wife has a screenplay! Interessanter Satz. (06. 11. 2001 / 31. 05. 2023)

The Parent Rap (Ich bin bei dir, mein Sohn) 13.2 (271)

Bart und Milhouse geraten mit dem Wagen von Chief Wiggum auf Abwege (Grand Theft Auto!), und während Milhouse von dem gutmütigen Judge Snyder (boys will be boys) freigesprochen wird, bekommt Bart von der drakonischen Richterin Harm eine harte Strafe: er wird mit Homer per Seil (tether) verbunden (rope-a-dope), was zum Beispiel Probleme beim Liebesausdruck (expression of love ist Marges Bezeichnung für den elterlichen Beischlaf) bereitet, denn Bart tut in Sichtweite so, als löse er Hausaufgaben. Die ungewöhnliche Strafe (unusual punishment, Marge) wird noch ungewöhnlicher, als Marge bei Gericht interveniert: nun müssen beide Elternteile Prangerholz tragen, was schon beim Abwasch nachteilig ist. Marge, die aus der Höhe und Festigkeit der Brüste von Judge Harm auf deren Kinderlosigkeit schließt (nicht wissend, dass diese früher ein boy/dude war, wie sie später en passant preisgibt), begibt sich mit Homer auf eine Rachemission (sie bringen ein Transparent mit den Worten BIG MEANIE auf ihrem Hausboot an, das sie anschließend, allerdings unbeabsichtigt, versenken). Judge Snyder kehrt gerade rechtzeitig aus den Ferien zurück, um Recht wieder im Zeichen des Clowns (und nicht, wie Judge Harm, der Guillotine) zu sprechen. (11. 11. 2001 / 02. 06. 2023)

Homer the Moe (Homer und Moe St. Cool) 13.3 (272)

Manchmal taucht bei den Simpsons eine neue Autorenstimme auf, man merkt sofort, dass etwas anders ist. In diesem Fall heißt der Autor Dana Gould, offensichtlich ein Mann mit einer sehr eigenwilligen Fantasie. Bart beginnt ein Loch im Garten zu graben, das geht ein paar Minuten so dahin, ein Motiv gibt er nie preis, dann verwandelt sich die Geschichte kurz in ein chinesisches Spionage-Video, und wird zu Bartalk: Homer ist bei Moe und erzählt anscheinend wirres Zeug. Moe gerät in eine Krise: er ist burned out on bartending, ein Beruf, zu dem er sich einst von dem Film Ironweed inspirieren ließ. Ein ehemaliger Professor (für bartending?) rät ihm dazu, seine tavern ein bisschen auf Vordermann zu bringen, bald ist die ehemalige Kneipe ein Hotspot im Zeichen von Po-Mo (post-modern), coole Leute (oder doch soulless snobs?) hängen bei Moe St. Cool ab. Ain’t it trippy? Die alten Stammgäste trinken bei Homer in der Garage weiter, der aus lizenzrechtlichen Gründen dafür einen Jagdclub gründet, und R.E.M. zu einem Auftritt zur Rettung des Regenwalds überredet. Während Moe an seinem Konzept zu zweifeln beginnt, versucht Homer einen turkey zu erlegen – zu Thanksgiving (mit den Hippies von R.E.M. am Tisch) gibt es dann allerdings Tofu-Truthahn. (18. 11. 2001 / 03. 06. 2023)

A Hunka Hunka Burns in Love (Gloria - Die wahre Liebe) 13.4 (273)

Die Simpsons speisen in Chinatown, und werden danach von den fortune cookies enttäuscht: die Zettel enthalten keine starken Ansagen, sondern schwache Aussagen. Homer wird kurzzeitig zum Verfassen neuer Vorhersagen engagiert (in einem writer’s room / sweat shop, in dem auch ein Mann schuftet, der sehr nach Woody Allen aussieht). Eines der fortune cookies mit Homers Ansagen findet den Weg zu Burns: Er wird am Flag Day seine große Liebe treffen. Circa zwölf Sekunden vor Ablauf dieser Frist trifft er auf Gloria, die ihm gerade einen Strafzettel ausstellt. Monty macht ihr mit allen Schikanen von youthful trendiness den Hof, er hält sich dabei Homer als Sidekick, der ihn zwischendurch auch einmal defibrillieren muss. Ein Aphrodisiakum mit einem Wirkstoff aus dem 16. Jahrhundert sorgt auch für spektakuläre Momente im Simpsons-Ehebett. Als Gloria sich schon zur Ehe bereit erklärt, taucht der Mann auf, der ihr eigentliches Ideal verkörpert: der bad boy Snake mit seinem prison polished body beschert ihr zwar beinahe den Tod in einer Geiselnahme, sein Appeal ist schließlich aber doch am stärksten. Monty geht mit dem Simpsons in den Sonnenuntergang des Lebens. (02. 12. 2001 / 04. 06. 2023)

The Blunder Years (Aus dunklen Zeiten) 13.5 (274)

Die erotische Fantasie von Marge findet immer wieder einmal einen flüchtigen Anlass, selten haben wir sie aber entflammen sehen wie für den Mann, der das Etikett des Küchentuchs Burly ziert: so enorm rugged and manly findet sie ihn, dass sie sogar einen Brief schreibt, ihren ersten an ein eingetragenes Warenzeichen (a registered trademark), wegen einer Autogrammkarte. Homer spielt ihr mit Bart einen Streich, in dem sich der paper towel lumberjack angeblich zum Abendessen ankündigt (es kommt Barney). Zur Wiedergutmachung gibt es ein dinner with a show, die Show ist der hip hypnotist Mesmerino, der Homer in einen nicht mehr zu stoppenden Angstschrei versetzt. Erst ein (Yaqui) Indian memory tea sorgt für Klarheit: Homer hat im Alter von zwölf Jahren etwas Traumatisches erlebt, das kriminologisch einen case of the haunted quarry ergibt (zu lösen unter anderem durch die enorme Saugkraft von Burly, als ein Wasserspiegel zu senken ist). Homers Trauma ist mit einem anderen von Smithers verbunden, das geht aus einem Beweisfilm hervor, den Burns dreißig Jahre im Safe hatte. Großartig elaborierte Erzählung, die Staffel hat bisher bemerkenswertes Niveau. (09. 12. 2001 / 05. 06. 2023)

She of Little Faith (Allein ihr fehlt der Glaube) 13.6 (275)

Homer schickt einen Hamster mit einer Rakete ins All, das Tier wählt den Schleudersitz, das Geschoss zerstört die Kirche von Springfield. Der Wiederaufbau wird durch Monty Burns kommerzialisiert: we will run the church like a business. Selbst Geldwechsel gibt es nun, Lisa reagiert empört: That is blasphemous (sie wird sofort auf einer Videowall mit dem Pouting Thomas verglichen). Auf der Suche (spiritual quest) nach einem neuen Bekenntnis stößt sie auf den Springfield Buddhist Temple, in dem neben Lenny und Carl auch Richard Gere nach Erleuchtung strebt. Als deklarierte Buddhistin gerät Lisa in Widerspruch zu ihrer Familie, die auch sofort nach Strategien zu ihrer Heimholung sucht. Weihnachten wäre eine gute Gelegenheit (to bribe her back with Christmas), auch wenn das ersehnte Pony tatsächlich nur ein Verpackungsgag ist. Richard Gere löst die Sache buddhistisch: Lisa kann ohne weiteres lippenbekennend auch dem alten Glauben anhängen. Zumindest der Weihnachtsfrieden ist gerettet. (16. 12. 2001 / 17. 06. 2023)

Brawl in the Family (Familienkrawall – Maggie verhaftet) 13.7 (276)

Die Republikanische Partei von Springfield (Vorsitz: Monty Burns) macht Schluss mit der Umwelt (that dang enviroment), eine smoke factory produziert auf Hochtouren. Der saure Regen bringt selbst die Fernsehantenne zum Schmelzen, die Simpsons verlegen sich auf Monopoly, das führt zu another case of Monopoly-related violence, die Familie landet (inklusive Maggie) im Gefängnis. We hit rock bottom (again). Ein Sozialarbeiter und ein Ausflug in die Natur (und ein Verpflegungsopfer an Raubkatzen) sorgen für neue Einigkeit, Marge lässt allerdings selbstreflexive Zweifel an diesem Ergebnis erkennen, immerhin geht das alles jetzt schon über some 280 adventures (276 genau genommen): Könnte das the end of our series sein? Keine Gefahr, es geht noch in dieser Folge mit einer Überraschung weiter: Amber, die loose woman (auch: floozie), die Homer in Las Vegas geheiratet hat, taucht unerwartet auf, ein Gericht zwingt Homer, bigam zu leben, ausgesperrt von Marge, im Baumhaus mit Vegas Mom oder Britney Beers. Aber auch für diese Störung gibt es eine Lösung, die Grampa eine anstrengende Nacht beschert. (06. 01. 2002 / 18. 06. 2023)

Sweets and Sour Marge (Die süßsaure Marge) 13.8 (277)

Homer versucht, Springfield in Duffs Buch der Rekorde zu bringen, mit einer Menschenpyramide, die leider ein halbes Mississippi vor drei vollen Sekunden in sich zusammenbricht. Dabei fällt auf, dass Springfields Bevölkerung die fetteste in Amerika ist: Fat City (mit Homer als dem wichtigsten Vertreter von Fat Pride). Marge entdeckt wieder einmal ihre Neigung zur Weltverbesserung (oder zum nagging) in sich, sie folgt dem Beispiel von Erin Brockovich und verklagt die Zuckerindustrie. Erfolgreich, sodass in Springfield nun aufgrund von Marge’s Ban jeglicher Zucker verboten ist. Sogar eine Schoko-Werbefigur von Johnny Depp (für den Film Chocolat) muss ins Feuer. Unweigerlich provoziert die Prohibition eine Schmuggel-Bemühung, die Homer auf die Insel San Glucose führt, irgendwo south of the border (Homer: in Tennessee? Springfield wäre demnach in Kentucky!). Schließlich setzt sich der gute Wille von Marge Carin’a-lotovich durch, aber auch Zucker findet seinen Weg zurück in die Nahrungskette. Details: Krusty war einmal mit Elke Sommer auf einer hot-tub party. Cletus Spuckler kann seinen bürgerlichen Namen druckreif schreiben, wenngleich ein wenig altmodisch. Count Fudgula hat schlechte Zähne (nicht gut für einem Promo-Vampir). Und was ist ein Oompa Loompa? Dazu mehr in Charlie und die Schokoladenfabrik von Roald Dahl. (20. 01. 2002 / 01. 07. 2023)

Jaws Wired Shut (Sein Kiefer ist verdrahtet) 13.9 (278)

Homer bricht sich an einer Statue des Boxers Drederick Tatum den Kiefer (als er aus einer Kinovorstellung von Shenani-Goats davon läuft, weil die Werbung zu lange dauert). Er wird  mit einer Metallkonstruktion ruhiggestellt, die stark an Hannibal Lecter erinnert, bei ihm aber ungeahnt positive Folgen hat: weil er nicht reden kann, wird er zu einem mustergültigen Zuhörer, einem modern, enlightened man mit Kreidetäfelchen für die Kommunikation (D’oh). Feste Nahrung kann er auch nicht zu sich nehmen. Die Reform ist so spektakulär, dass er sogar in eine Talk Show eingeladen wird, in der sehr anzüglich gesprochen wird, wovon Homer aber nichts bemerkt. Höhepunkt des neuen Ehelebens ist der Besuch des jährlichen Springfield Formal Events (das Homer früher einmal mit einem donkey gesprengt hat, wovon es noch ein kompromittierendes Bild gibt). Dieses Mal wird Marges Begehren nach Status und gehobenem Stil voll entsprochen. Trotzdem ist sie es, die sich nach fünf weiteren Wochen mit dem neuen Homer entsetzlich zu langweilen beginnt. Sie wirft sich in das Demolition Derby, und Homer findet mit Hilfe von Duff Beer sein forte wieder (und auch einen neuen donkey). (27. 01. 2002 / 02. 08. 2023)

Half-Decent Proposal (Ein halbanständiger Antrag) 13.10 (279)

Marge leidet schwer unter Homers chronischem Schnarchen (nicht einmal ihr umfunktioniertes Haupthaar hilft als akustischer Dämmstoff). Sie sucht eine Nacht Zuflucht bei ihren Schwestern, dort sehen sie einen TV-Beitrag über Artie Ziff, ihren alten Verehrer (von dem wir kurz sehen, dass er in einem richtiggehenden Margeoleum lebt). Ziff wurde zum Tech-Millionär, indem er das Einwahlgeräusch ins Internet mit einer Easy Listening-Melodie überschrieb. Nun macht er, nachdem Marge sich mit einer Email bei ihm gemeldet hat, den Simpsons ein indecent proposal: eine Million für ein Wochenende mit Marge, auf dem er sie überzeugen will, dass sie es mit ihm besser hätte. Ihre Tugend soll unangetastet bleiben, bei einer nachinszenierten Prom (mit Disco Inferno) drängt Artie ihr aber doch einen Kuss auf. Homer sieht das, missversteht den Moment, und verdingt sich gemeinsam mit Lenny auf einem Ölfeld – Protest und Eingeständnis seiner vermeintlichen Niederlage gegen einen far superior man. Marge rettet ihn mit Arties Hubschrauber, und bewahrt ihn auch vor einem Ende in den hobo obituaries. (10. 02. 2002 / 05. 08. 2023)

The Bart Wants What It Wants (Nach Kanada der Liebe wegen) 13.11 (280)

Homer entführt das olympische Feuer (weil die Olympischen Spiele wieder einmal für fast einen Monat das gesamte Fernsehprogramm blockieren), das dann auch bei einem Hubschrauberabsturz prompt ausgeht. Bart lernt die Tochter von Rainier Wolfcastle kennen, sie heißt Greta, und lädt ihn zu sich nach Hause ein. Die beiden Kinder schauen Itchy und Scratchy auf DVD (!) mit Audiokommentar (!!), da ist Greta (Reese Witherspoon) schon verliebt. Bart hingegen ist ein Zehnjähriger, der Händchenhalten mit der Aufforderung zu einem thumb war verwechselt. Er macht schließlich, um das Missverständnis nicht zu lange dauern zu lassen, förmlich Schluss, wird dann aber von Lisa auf die Macht des mimetischen Begehrens hingewiesen: Nun, da Greta mit Milhouse zusammen ist (der in ihrem Zimmer allerdings mit Barbie spielt), ist Bart wieder interessiert, und folgt ihr (mit Familie) nach Kanada, wo der Papa Undercover Nerd dreht. The geek shall inherit the earth. In America Junior gibt es ein Filmstudio namens Paramountie, und alles ist clean and bland (Marge ist begeistert). Am Ende ist das vertraute Paar wieder zusammen: Bart und Milhouse. Principal Skinner versucht sich als Stand-up-Komiker, in einem Club namens Floppy’s mit Seinfeld-Signation (er scheitert an seinem mangelnden Selbstvertrauen, unter anderem). Lingustisches: Lisa kennt eine deutsche Wurst(ab)art namens donderblitzen. Und Rainier Wolfcastle hat Sitcom- Erfahrung (!): I was a voice on the Frasier. (17. 02. 2002 / 15. 08. 2023)

The Latest Gun in the World (Bart und sein Westernheld) 13.12 (281)

Bart hat einen Glückstag, er lernt sogar einen neuen (weißen) Hund kennen, der ihm allerdings übel gesinnt ist. Da er schon beim Kennenlernen ist, trifft er auch noch auf einen alten Westmann namens Buck McCoy, Held aus zahlreichen einschlägigen Filmen. It’s like you’re living in a steak house, kommentiert Bart den Stil, als er zum ersten Mal das Heim des Cowboys betritt. Nachdem McCoy ein Wild Lunch mit einem Lasso herbeigebracht hat, wird er sogar zu den Simpsons eingeladen: Westerns are due for a comeback (Marge). Ein kleiner Western craze an der Schule lässt auch Lisa nicht unbeeindruckt: sie geht als Annie Oakley. Einen Auftritt in der Show von Krusty vermasselt Buck McCoy dann gründlich: er ist nämlich a drunk. Da Bart somit eine Autoritätsfigur verloren hat, muss dem Cowboy eine Gelegenheit zur Rehabilitation gegeben werden. Bei einem Banküberfall erweist sich sein Lasso als die unüberwindliche Waffe. (24. 02. 2002 / 16. 08. 2023)

The Old Man and the Key (Abraham und Zelda) 13.13 (282)

Im Springfield Retirement Castle gibt es eine neue Attraktion namens Zelda: I put the ass in assisted living, so stellt sie sich vor. Grampa möchte ihr unbedingt imponieren, indem er wieder Auto fährt, da er keines hat, nimmt er das von Homer, gegen die ausdrückliche Warnung, Zelda wäre doch a stone-cold hoochie. Ein death race im abandoned aquaduct übersteht er noch gerade so, Homers Auto landet dann aber an einem Baum, und Abe hat gegen einen gigolesken Konkurrenten keine Chance. Er will nun aber erst recht nach Branson, Missouri, wo Zelda mit ihm im Grits-Carlton absteigen wollte. Dazu muss nun das rote Auto von Marge herhalten, Bart fährt mit, die restlichen Simpsons nehmen für die 1000 Meilen den Bus. In der lasvegigen Stadt, in der Marge einen kurzen, heftigen Impuls von Spielsucht verspürt, nützt Grampa eine große Revue, um Zelda keinen Antrag zu machen, sondern sie öffentlich zu verunglimpfen. Homer verzeiht dann noch den Verlust zweier Auto. Detail auf dem Roadtrip nach Branson: Abe und Bart hören eine Nostalgie-Variante von Itchy und Scratchy als Radiohörspiel. Eleanor Roosevelt war the voice of Scratchy during the war! (10. 03. 2002 / 17. 08. 2023)

Tales from the Public Domain (Drei uralte Geschichten) 13.14 (283)

Die Simpsons werden durch ein Schreiben aus der Bibliothek auf ein Buch mit Classics for Children aufmerksam, das Homer einst entlehnt hatte, um dem kleine Bart etwas vorzulesen. Daraus wurde nie etwas, nun aber gibt es drei Geschichten. In der ersten ist Homer als O-diddly-ysseus vertreten, aus dem Namen kann man schließen, dass Flanders als Priamos über Troja herrscht. Er sammelt Holztiere, und deklamiert: wenn jemand künftig wood bekommt, wird er an Trojaner denken. Homer muss in diesem Moment lachen: If I’am laughing at what I think I am, it’s very funny. Es ist very funny. Auf der Heimreise verschlägt es Homer auf die Crazy Islands, Patty und Selma machen auf Sirenen, während Disco Stu auf Ithaka Penelope den Hof macht. Mit der Sitcom-Parole Honey, I’m home meldet Odysseus sich zurück, er beendet den Abend seiner Rückkehr nach 20 Jahren bei Moe. Lisa tritt in der zweiten Geschichte from the public domain (als einer nicht mehr lizenrechtlich geschützten) als Joan of Arc auf, erklärt Milhouse zum Dauphin, und wird von Gott, der als spot of light auftritt, nicht vor dem Verbrennen bewahrt. Das macht Marge, die die entsprechende Buchseite aufisst (!), nicht ohne vorher noch eine Rettung durch Lancelot herbeizufantasieren. Dritte Geschichte: Hamlet, mit Moe als Claudius, und Bart (in der zweiten Episode hieß er Bartrand) muss seinen Vater rächen. Das endet in einem Blutbad, und mit einer Hommage an die Verfilmung von Hamlet: Ghostbusters. Tafelgag: Vampire is not a Career Choice. (17. 03. 2002 / 17. 08. 2023)

Blame It on Lisa (Das ist alles nur Lisas Schuld) 13.15 (284)

Bei den Simpsons läuft eine Telefonrechnung von 400 Euro auf. Niemand kann sich das erklären, bis Lisa zu erkennen gibt, dass sie zuletzt Kontakte nach Brasilien hatte: I’ve been sponsoring an orphan boy. Immerhin wurde sie dabei nicht vollkommen gelinkt (you can’t hang up on a nun). Die Simpsons (minus Maggie, die bei Marges Schwestern bleiben muss) fahren nach Brasilien, das von Homer als opposite land charakterisiert wird, und das sich in all seinen Klischees zeigt: Ratten in slums, Badehosen an der Copacabana, die bei Homer zwischen den Gesäßfalten spurlos verschwinden, ein neuer Tanz in einer Sambaschule (nach dem Lambada nun der Penetrada). Homer wird entführt, der Rest der Familie findet derweil Ronaldo (als Flamengo Flamingo beim Karneval). In einer musikalischen Atmosphäre that sends your inhibitions packing (Lisa), bringt die Familie doch noch gerade genug Sorge auf, um Homer zu befreien, beim Lösegeld hilft Ronaldo, der mehr verdient als Malcolm in the Middle. Bart endet in einer Riesenschlange, selbst da drin juckt es ihn noch in den Hüften. (31. 03. 2002 / 01. 09. 2023)

Weekend at Burnsie’s (Homer einmals ganz woanders) 13.16 (285)

Bei den Simpsons kommt genetically modified veg auf den Tisch. Als Marge die Implikationen begreift, will sie gärtnern, löst damit aber eine Krähenplage aus. Homer kommt damit gut zurecht.  Wegen eines Augenleidens verschreibt Dr. Hibbert ihm medicinal marijuana, wodurch sich Homers Perspektive auf das Leben stark verändert (er schließt auch Freundschaft mit Otto, der auf dem Dachboden crasht): bei den Simpsons riecht es nun ständig wie im Büro des Kunstlehrers (Lisa), und in der Firma wird Homer wegen seiner guten Laune zum Executive VP befördert (mit einem komischen Zweireiher). Smithers zieht auch einmal (inhalin‘, Waylon), und trägt zur Feier des Tages einen Anzug that used to belong to Judy Garland! Eine Investorenkonferenz, die er als Marionette bestreitet, belebt Burns schließlich wieder. Einer der schönsten Flanders-Sätze aller Zeiten könnte der sein: as far as melon scratchers go that’s a honey doodle (melon scratchers = Kopfkratzer = etwas zum Nachdenken). Und was ist eigentlich mit Barney los? We haven’t seen Barney since they enveloped him. (07. 04. 2002 / 01. 09. 2023)

Gump Roast (Forrest Plump) und die Clip-Show 13.17 (286)

Ab und zu gibt es bei den Simpsons eine clip show: Szenen aus alten Folgen, notdürftig eingebettet in eine Rahmenhandlung, die hier Forrest Gump aufs Korn nimmt (die berühmte Feder, das Anti-Kontingenz-Zeichen, sticht Homer zwei Mal ins Auge). Die grünen Schleimwesen Kang und Kodos drohen den Planeten auszulöschen, lassen sich aber durch Maggies Erinnerungen umstimmen. Sie spricht in ihrem Rückblick sogar ein Wort: Daddy. Nicht wegen Homer aber bleibt die Erde bestehen, sondern wegen der vielen Prominenten, auf die Kang und Kodos neugierig sind. Im Abspann entschuldigt sich das Team für die clip show (die tatsächlich immer ein wenig fad ist), und verspricht: They’ll never stop the Simpsons, we’ve got stories for years. (21. 04. 2002 / 27. 09. 2023)

I am Furious (Yellow) (Der rasende Wüterich) 13.18 (287)

Eine sehr schöne Folge über Cartoons, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen interessant sind: Bei einem Career Day, der schon gründlich schiefzulaufen droht, tritt der Schöpfer des Comics Angry Dog auf. Er findet Nachahmer unter den Kindern, wie es ja sein soll. Bart lässt sich auch etwas einfallen: einen Angry Dad, der wie eine zeichnerisch deutlich zurückgebliebene Version der Simpsons aussieht und den stets erregungsbereiten Homer im Mittelpunkt hat. Bart arbeitet bei seinem Bart-toon, den bald eine Internetfirma aufgreift, strikt mimetisch: er zeichnet, was er sieht. Als Homer sich allerdings beruhigt, geht Bart der Stoff aus (die Internetfirma geht gleichzeitig aus allgemeineren Gründen – bubble! – pleite). Er muss Homer also zu einem weiteren Zornanfall bringen und baut dafür eine aufwändige Falle mit stinkenden Windeln und „cacti“ (Homer kennt den Plural von Kaktus). Stan Lee beehrt die Folge als Prominenz, ihm zu Ehren wird Homer in einem besonders grünen Zornanfall zum unglaublichen Hulk. (28. 04. 2002 / 28. 09. 2023)

The Sweetest Apu (Die Apu und Manjula Krise) 13.19 (288)

In Springfield findet ein Civil War Reenactment statt, das in einer Nebenbemerkung von Principal Skinner, der als referee fungiert, einen Hinweis auf die historische Situiertheit der Stadt in der amerikanischen Staatenlandschaft gibt: die battle of Springfield hatte zum angestrebten Ergebnis eine Position „in, out of and next to the Union“ (also überall zugleich). Disco Stu sorgt mit roller blades in einer Verkörperung des Generals Stonewall Jackson für den ersten von vielen Anachronsimen. Vor allem geht es in dieser Folge aber um Apu und Manjula. Deren Ehe gerät in Gefahr, als Apu sich mit der Squishee Lady (sie heißt Annette, wie eigens erwähnt wird) einlässt. Homer ist Augenzeuge, er reagiert mit einem eigentümlichen Trancezustand (ein Symptom seiner unerschütterlichen, angstbesetzten Treue zu Marge). Homer und Marge übernehmen die Aufgabe, ihre Badminton-Partner (!) Apu und Manjula wieder zusammenzuführen, mit einem Abendessen, bei dem die drei Kinder als vielarmige Gottheit Ghaneesh auftreten und bei dem nach Tandoori (Manjula food- und insgesamt kritisch: bland-oori) auch noch ein Fudge Mahal geliefert wird. Um wieder ins Eheleben aufgenommen zu werden, muss Apu eine lange Liste von Kompensationsleistungen abarbeiten, zum Beispiel muss er einen Cartoon im New Yorker veröffentlichen. (05. 05. 2002 / 01. 10. 2023)

Little Girl in the Big Ten (L.S. – Meisterin des Doppellebens) 13.20 (289)

Das Drama eines begabten Kindes: Lisa bekommt von der Turnlehrerin Brunella eine schlechte Note, und muss deswegen bei dem stark an Ostblock-Methoden orientierten Lugash trainieren. Sie trifft dort zwei College Girls, vor denen sie verheimlicht, dass sie acht Jahre alt ist und in die Grundschule geht: Mit Barett auf dem Kopf beginnt sie ein Doppelleben, das seinen Höhe-, allerdings auch Endpunkt in einer Klasse hat, in der Itchy & Scratchy „wissenschaftlich“ und nicht mit kindlicher Begeisterung geschaut wird. Die eifersüchtigen Nerds um Milhouse holen Lisa auf den Boden der Realität zurück. Um sich bei den Mitschülern wieder populär zu machen, bedarf es eines pranks mit der Hilfe von Bart, der diese Folge in einem bubble verbringt (er hat sich mit einem Panda Virus aus einem von Krustys chinesischen Sweat Shops infiziert und ist ansteckend): Zur Musik von Also sprach Zarathustra landet Lisa in der von Bart geborgten Blase auf einer Schokotorte, die den weißen (!) Anzug von Skinner ruiniert. Höhepunkt des Doppellebens war übrigens eine Lesung von Robert Pinsky, poet laureate und Autor des Gedichts Impossible to Tell, das Lisa offensichtlich bestens kennt. (12. 05. 2002 / 04. 10. 2023)

The Frying Game (Am Anfang war die Schreiraupe) 13.21 (290)

Homer (als marriage super genius) kauft Marge zum Hochzeitstag einen koi pond, in dem leider auch ein tausendfüßiger Schreihals (screamapillar) lebt, der zu den geschützten Arten gehört. Da Homer es mit dem Schutz nicht ausreichend genau nimmt, wird er zu community service verurteilt, lernt via meals on wheels eine Mrs. Bellamy kennen, die ihn (und bald auch Marge) schamlos auszunützen beginnt. Ein Motiv liegt also vor, als die alte Dame eines Tages mit Schere im Rücken aufgefunden wird, und Homer und Marge werden auch tatsächlich angeklagt und zum Tod verurteilt. Auf den elektrischen Stuhl muss dann nur Homer, er hat heroisch alle Schuld auf sich genommen, obwohl doch eigentlich ein Mann mit Zahnspange (the man with braces) die „Tat“ begangen hat. In dem Moment, in dem der Strom durch Homers Körper fahren soll, wird alles als Show enthüllt: Frame-Up heißt die neue Show auf Fox: toying with a human life for TV (Marge, kritisch). Couch Gag: Homer als Charlie Chaplin. Detail: Lennies vollständiger Vorname ist Lenford. (19. 05. 2002 / 06. 10. 2023)

Poppa’s Got a Brand New Badge (Sicherheitsdienst „Springshield“) 13.22 (291)

In Springfield herrscht eine Hitzewelle, das Atomkraftwerk arbeitet an der Kapazitätsgrenze, die in dem Moment überschritten wird, in dem Homer einen Dancing Santa ans Netz hängt – er verspricht sich von der weihnachtlichen Figur imaginäre Kühlung. Der Blackout führt zu den Springfield riots, zu Zweifeln an Chief Wiggum, und zu einer neuen Security Company namens SpringShield. Deren Chef und Gründer Homer Simpson, der davor in einer sehr langen Liste einmal alle Berufe aufzählt, die er in 13 Staffeln Simpson schon inne hatte (darunter conceptual artist und Flanders!). In seiner neuen Rolle muss Homer es auch mit der Mafia aufnehmen, in einer Doppelparodie auf High Noon und die Sopranos. Beim Showdown kommt Rettung von unerwarteter (und unbemerkter) Seite: Maggie, wenige Minuten von Homer als poop machine verunglimpft, hat einen großen Moment. Während der Plünderung trägt Otto übrigens Picassos Guernica durchs Bild: Beutekunst. (22. 05. 2002 / 11. 10. 2023)

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