Filme und Folgen (16)

Notizen: November 2019

The Texas Rangers (King Vidor, 1936)

Eine Würdigung der Leistungen der Texas Rangers im Prozess der Zivilisation in Texas: „Across this vast empire moved first the shaggy buffalo“, verkündet ein Erzähler zu Beginn. Drei Männer müssen dann den Fortschritt („a state’s transformation“) zu einem „civilized place“ und einem „safe place“ für sich selbst vollziehen. Sie sind zu Beginn noch eine Bande: Jim Hawkins (Fred MacMurray), „Wahoo“ Jones (gespielt von dem Komiker Jack Oakie), Sam McGee (Lloyd Nolan, ein überraschend moderner Typ, fast schon ein 1980er Jahre-Schönling). Sie überfallen Postkutschen, die Wahoo lenkt, er ist der „inside man“. Jim und Wahoo schließen sich dann den Rangers an, anfangs mit hinterhältigen Absichten. Sie besinnen sich aber zunehmend eines Besseren: bei einem Indianerüberfall retten sie den Jungen Davey, der von nun an zu ihnen aufschaut. Außerdem ist Amanda, die Tochter des Majors der Texas Rangers, in Jim verliebt. Sie ist ein „home building gal“. Ihr muss er irgendwann gerecht werden.

Höhepunkt des Films ist eine Szene, in der Jim in Kimball County für Ordnung sorgt, indem er dort den lokalen Strongman Higgins beseitigt: er arrangiert eine Gerichtsverhandlung im Saloon, und übernimmt, weil sowohl Richter wie auch Staatsanwalt und Kronzeuge Versuche machen, den Mächtigen zu schützen, handfest die Regie. Seine Gewalt ist aber von der falschen Seite abgesichert: die Säuberung von Kimball County ist ein Komplott, das dem Komplizen McGee die Macht sichern soll, er erschießt auch die Handlanger von Higgins - von hinten. Nun erst versucht Jim endgültig, auszusteigen, es gibt aber mit dem Unrecht keine Machtteilung, sondern nur ein Entwederoder, das als Showdown mit McGee entschieden werden muss. Die Geschichte aus King Vidors Heimatstaat ist ein starker Western mit toller Kamera (Edward Cronjager) und allem, was das Genre zu bieten hatte: „Indian troubles“, eine selbstbewusste Frau (King Vidor schrieb das Drehbuch mit seiner dritten Ehefrau Elizabeth Hill), großartige Landschaften (in New Mexico). Der Sidekick Wahoo sorgt für ungewöhnliche Akzente, halb sentimental, halb ironisch. (Datei)

Mutiny on the Bounty (Lewis Milestone, 1962)

Panavision und Technicolor. Ein Monumentalfilm auf hoher See und in der Südsee. Marlon Brando in einer Rolle, in der schon halb Colonel Kurtz steckt. Er kommt als Geck, in unpassendem Aufzug und mit zwei schönen Frauen im Schlepptau zur Abfahrt der Bounty aus Portsmouth auf die andere Seite der Erde. Die Frauen fahren natürlich nicht mit. Ziel der Mission: eine Brotfruchtpflanze nach Jamaica zu bringen, wo sie zuerst an Sklaven probiert werden, und dann dem ganzen Empire als Energiequelle dienen soll. Der Botaniker Brown ist auch der Erzähler. Richard Harris ist Captain Bligh, der seine Autorität rücksichtslos überdehnt, immer gedeckt durch die „Admiralität“, eine unsichtbare, aber selbst bis auf die „unsichtbare“ (weil falsch kartografierte) Insel Pitcairn reichende Macht.

Die 35mm-Kopie wurde mit Pause gezeigt, dadurch war die Kapitelstruktur noch deutlicher: zweimal durch die Wogen ins Paradies, in beiden Fällen bleibt die Zivilisation die Instanz, verbuschen lassen sich nur die einfachen Seeleute. Die Begegnung mit dem Einheimischen auf Tahiti zelebriert Milestone (zum Beispiel mit einer ekstatischen Fischfangmassenszene), aber er vergisst dabei nicht auf die sinnreichen Momente: Bligh wird zu einem Hampelmanntanz gezwungen, und just da taucht Brown mit einer geknickten Pflanze auf. Damit ist klar: das Rennen um spektakuläre Unterbietung einer Frist (und um eine potentiell unendliche Ressource) ist verloren. Insgesamt erstaunlich, wie unüberwindlich sich die Regimes (Zeitgewinn und imperiale Raumordnung) hier zeigen. Bligh holt Christian wenig später unter einem Farnstrauch hervor. Der nimmt die Order entgegen: „lust to be satisfied elsewhere, Sir“. Wie er sich kurz zuvor Maimiti, der Tochter des Königs Hithithi, vorgestellt hatte, war außerhalb aller „Ich Tarzan, du Jane“-Ordnungen: das Genuschel von Brando, sein Markenzeichen, ist hier fast außerirdisch. Er passt eigentlich nicht in den Film, passt aber gut als Gegenüber („impertinence noted“)  zu Richard Harris. Toll der Moment, in dem Bligh dann der Admiralität gegenübersteht: er wird als Kapitän bestätigt, als Gentleman aber wird er „abgesetzt“. Die brennende Bounty im letzten Bild ist dann schon eine kleine Titanic. (Arsenal, Magical History Tour - Exzess und Opulenz, 35mm)

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