Filme und Folgen (37)

Notizen: August 2021

The Cantor and the Sea Yehonatan Indursky Israel 2015

Ein Kantor namens Gedalia und seine Mutter beziehen eine Wohnung mit Blick auf das Meer in Kirat Yam, einem Ort ohne Hotel ein wenig nördlich von Haifa. Die Schlüssel kommen von Nechama, einer alleinerziehenden Mutter aus der Wohnung nebenan. Sie hat auch Lichis bereitgestellt. Beim ersten Gottesdienst macht der Kantor eine klägliche Figur. Indursky zeigt ihn in einer hässlichen Großaufnahme, verschwitzt und gepeinigt. Nechama aber behauptet anschließend, er hätte schön gesungen, „von Herzen“. Die Gemeinde mag Kantoren, die „schreien“ („cantorize“), sie sieht das anders. Die Mutter hätte gern, dass er singen würde wie der (tote) Vater: aus dem Bauch, nicht aus dem Hals. Nachts will Gedalia eine rauchen, er holt sich Feuer bei Nechamas memorial candle, sie sitzen dann eine Weile am Meer, im Hintergrund die Skyline des erleuchteten Haifa. Sie sagt: Alle Ultraorthodoxen rauchen andauernd, was auch in Shtisel zu sehen ist. Er erzählt von einer Sabbatmelodie, die ihm sein Vater beigebracht hat. Ob er sie Nechama vorsingt, bleibt offen und in einem Schnitt verborgen. Gedalia wird weiterziehen, mit seiner Mutter, ein wenig verwandelt durch den Blick auf das Meer und durch eine Begegnung. Die Lichis sind das Sakrament dieser Verwandlung. Yoav Hayt, der in Shtisel nur kurz als Rabbi Gottlib auftaucht, ist großartig in der Hauptrolle dieses Kurzfilms, der beispielhaft verdichtet ein paar Aspekte jüdisch(-orthodox)en Lebens hervorhebt: die Rolle von Söhnen, auf denen riesige Erwartungen liegen, die Alltäglichkeit des Zusammenlebens mit weniger Orthodoxen, die Körperlichkeit von Gedalia (sein mächtiger Bauch). (Youtube)

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